Politics | Neuwahlen?

Bozner Sommertheater

Luigi Spagnolli antwortet auf die Kritik aus den Oppositionsreihen: "Politische Horrorvorstellung." Cecilia Stefanelli kündigt an: "Bei Ok zu Spagnolli bin ich draußen."

Eigentlich wäre er im Urlaub, könnte Abstand von den – drei Monate nach dem ersten Wahlgang der Gemeinderatswahlen – immer noch instabilen politischen Verhältnissen in seiner Stadt gewinnen, und neue Kräfte für den heißen politischen Herbst sammeln. Doch die andauernde Kritik an seiner Person haben den Bozner Bürgermeister Luigi Spagnolli nun dazu bewogen, sein Schweigen zu brechen.

“Blamabel” sei das Stillschweigen Spagnollis angesichts dessen, was innerhalb seiner Mehrheit passiert, wetterte vor einigen Tagen der Forza-Italia-Gemeinderat Enrico Lillo. “Peinlich für den Bürgermeister selbst, der damit Bozen und seine Bürger verrät”, so Lillo. “Spagnolli è inchiodato all'evidenza della propria sudditanza nei confronti dei vari Sefanelli, Margheri, Gallo e del suo stesso partito.” Keineswegs mildere Worte findet Rudi Rieder. In einem Brief fordert der 5-Sterne-Vertreter seine Kollegen im Gemeinderat auf, den von seiner Partei hinterlegten Misstrauensantrag zu unterzeichnen. “Eine solche Regierung zu retten kann nicht im öffentlichen Interesse sein”, schreibt Rieder. “Wir fordern eine kommissarische Verwaltung für die kommenden acht Monate, um im Mai neu zu wählen.”


Antwort aus dem Urlaub

Die harschen Worte Rieders scheinen bei Spagnolli das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. In einem Brief, den der Bürgermeister seinerseits an den 5-Sterne-Gemeinderat richtet, antwortet er auf die Kritik: “Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass hier jemand, der nicht einmal von einem Prozent der Wahlberechtigten gewählt wurde und dessen Liste weniger als sechs Prozent insgesamt erhalten hat, meint, Bozen den Weg zeigen zu müssen”, so Spagnolli in Anspielung auf Rieder. Mit seiner Forderung zerstöre der Grillino in erster Linie das Wahlergebnis vom Mai. “Distruggere può essere utile”, so der Bürgermeister weiter, “se poi si ricostruisce: mi riesce difficile pensare che la cittadinanza veda come campione delle futura crescita della città un personaggio che, pur di distruggere l’odiato progetto Benko, è diventato il più strenuo difensore dei Re dei Portici, dei quali a buon diritto aspira a far parte.” Spangolli nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wirft Rieder vor, quasi eine Marionette der Bozner Laubenkönige zu sein. Er beharrt darauf, den Wählerwillen zu respektieren und den Auftrag, den ihm die Bevölkerung gegeben hat, auszuführen – wenn er sich der unsicheren Situation innerhalb der Mehrheit auch bewusst ist: “Portare la città a nuove elezioni, a parte l’evidente, profondo godimento personale di taluni consiglieri per essere riusciti a ‘mandare a casa il Sindaco’, non risolve il problema.”

A chi vuol fare della politica un teatro, spesso dell'orrore, lascio il palco volentieri: io sono con quelli che si rimboccano le maniche e provano a risolvere i problemi della gente. (Luigi Spagnolli)


Bei Grüner Unterstützung ist Stefanelli raus

Umgehend Rudi Rieders Replik: “Ich habe Spagnolli geantwortet, dass wir nichts ‘zerstören’, sondern uns für eine saubere und transparente Verwaltung einsetzen wollen”, so der 5-Sterne-Rat im Gespräch mit dem Corriere dell’Alto Adige. Und der Vorwurf, er werde von den Laubenkönigen benutzt, sei “Quatsch”. “Ich bin auch gegen das Einkaufszentrum und die Pläne von Erlebnishaus”, stellt Rieder klar. Und Spagnolli eine Rute ins Fenster: “Wir werden auch den Misstrauensantrag der Lega Nord unterschreiben. Damit sind wir bereits bei neun Unterschriften. Wir hoffen, auf mindestens zwölf zu kommen.” So viele sind nämlich nötig, um über den Antrag im Gemeinderat abzustimmen. “Wir werden keinerlei Misstrauensanträge unterschreiben”, lässt indes Cecilia Stefanelli wissen, “zumindest nicht vor der Bürgerversammlung der Grünen”. Vom 31. August auf den 2. September verschoben, will die Grüne Partei gemeinsam mit ihren Mitgliedern dann die künftige Marschrichtung in Bozen festlegen. Die Worte, die Stefanelli an ihre Partei richtet, sind deutlich. Und es schwingt ein Hauch von Erpressung darin mit: “Ich werde die Position, die die Grünen einnehmen werden. Aber aus Kohärenz beabsichtige ich, als Gemeinderätin zurückzutreten, sollte die Partei beschließen, Spagnolli unterstützen zu wollen”, so Stefanelli. Sie erinnert: “Io gli ho già votato la sfiducia una volta, non vedo come potrei modificare la mia valutazione.”

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Michael Bockhorni Sat, 08/15/2015 - 10:52

... mit: “Ich werde die Position, die die Grünen einnehmen werden." Bitte um Aufklärung was damit gemeint ist. Ich nehme an da wurde beim Tippen was verschluckt.

Sat, 08/15/2015 - 10:52 Permalink