Society | Sanität

Verlängerter Flickenteppich

Pierpaolo Bertoli wird Sanitätsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Weil er nicht die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, vorerst nur geschäftsführend.
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Foto: Sabes
Pierpaolo Bertoli geschäftsführender Sanitätsdirektor“, so lautet der Titel der Aussendung des Sanitätsbetriebes Südtirol. Es ist ein Titel, der zugleich alles und nichts sagt. Denn hinter dieser Ernennung versteckt sich auch eine traurige Tatsache: Südtirols Sanitätsbetrieb schafft es nicht, die eigenen Landesgesetze einzuhalten.
 

Der Abgang

 
Im Frühjahr 2019 wurde bekannt, dass der amtierende Sanitätsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Thomas Lanthaler völlig überraschend aus seinem Amt ausscheiden wird. Lanthaler wird in Brixen und Umgebung als Hausarzt tätigt sein. Der Sanitätsdirektor hat jetzt formal den Sanitätsbetrieb verlassen. „Ich möchte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen, um dem bisherigen Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler meine Wertschätzung und herzlichen Dank für seine in den letzten Jahren geleistete Arbeit auszusprechen“, erklärte Generaldirektor Florian Zerzer am Freitag.

 
 
Mit 1. August rückte Pierpaolo Bertoli zum Stellvertreter Lanthaler auf. Bertoli ist seit 1988 im Südtiroler Sanitätsbetrieb tätig. Zuerst arbeitet er im Krankenhaus Bozen und dann ab 1997 im Krankenhaus und Gesundheitsbezirk Meran. Anfänglich als ärztlicher Leiter in der ärztlichen Direktion, ab 2001 dann als ärztlicher Direktor des Krankenhauses Meran und ab 2007 als stellvertretender Sanitätskoordinator und schließlich ab Oktober 2018 als Sanitätskoordinator des Gesundheitsbezirkes Meran
Pierpaolo Bertoli ist Facharzt für Hygiene und Präventivmedizin und verfügt über zwei weitere Facharzttitel in den Fächern Orthopädie und Traumatologie sowie Sportmedizin. Daneben hat Bertoli den Lehrgang für Management für Führungskräfte im Gesundheitswesen absolviert sowie einen Master in „Health Care Management“ an der University of Salzburg Business School erworben. Lange Jahre war Pierpaolo Bertoli auch Mannschaftsarzt des FC Südtirol.
Mit 15. September wird Pierpaolo Bertoli jetzt zum Sanitätsdirektor, also zum Nachfolger von Thomas Lanthaler. Dabei ist die Ernennung aber derzeit nur eine Art Provisorium. Deshalb auch die Bezeichnung „geschäftsführender Sanitätsdirektor“.
 

Fehlende Eintragung

 
Der Grund dafür: Bertoli kann nicht Sanitätsdirektor sein.
Nach den staatlichen Vorgaben hat auch das Land klare Regeln zu Besetzung der leitenden Stellen im Sanitätsbetrieb eingeführt. Demnach müssen Anwärter auf die Position des Generaldirektors, des Sanitätsdirektors, des Pflege- oder Verwaltungsdirektors in ein entsprechendes Verzeichnis eingetragen sein. Es gibt klare gesetzlich festgelegte Voraussetzungen, die man erfüllen muss, um in dieses Landesverzeichnis eingetragen zu werden. Vor allem aber muss man zusätzlich eine Prüfung vor einer öffentlichen Kommission bestehen.
 
 
Das Landesverzeichnis hat vier Jahre Gültigkeit. Laut Gesetz könne aber Anwärter bis zum 10. Dezember jedes Jahres um die Eintrag ansuchen. Das Land muss dann eine Bewertungskommission zusammenstellen, die die Eignung des Kandidaten prüft.
Genau das kommt jetzt auf Pierpaolo Bertoli zu. Denn es gibt derzeit nur einen Namen im Landesverzeichnis der Geeigneten als Sanitätsdirektor: Thomas Lanthaler.
Pierpaolo Bertoli ist nicht eingetragen, er muss das im nächsten halben Jahr nachholen.
Laut Landesgesetz kann er wegen der fehlenden Eintragung derzeit auch nicht zum Sanitätsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes ernannt werden. Deshalb auch der Zusatz „geschäftsführend“.
Es ist die einzige Möglichkeit das eigene Landesgesetz zu umgehen.