Culture | Salto Afternoon

Fast vergessene Dorfgeschichten

Ein multimediales Ausstellungsprojekt will Geschichtliches des Dorfes Laag im Südtiroler Unterland sicherstellen. Das kann – angesichts der Tatsachen – nur gut gehen.
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Foto: Ze Lage

Ze Lage nennt sich ein multimediales, intergenerationelles, partizipatives Oral-History Projekt. Es stellt die Neumarkter Fraktion Laag für eine Woche (und wohl auch darüber hinaus) ins Zentrum der Aufmerksamkeit. „Gestartet ist alles mit der Idee von Guido Veronesi, der ältere Menschen interviewen wollte, um ihre Erinnerungen über Laag und das Leben in Laag festzuhalten“ erzählt die Projektkoordinatorin Martine De Biasi zum Ursprung des Projekts des Bildungsausschusses Laag
 

Ze Lage (am See), so wird Laag als Ortschaft im Jahr 1238 erstmals erwähnt, ab 1525 heißt die Ortschaft Lag (Låg) und später Laag-Laghetti.


Guido Veronesi begann mit Annie Girardi, Elisabeth Girardi und Herbert Rossi erste Interviews zu führen und erkannte mit anderen Bewohner*innen im Dorf das Potential von Geschichte und dass man dazu ein umfassenderes Projekt auf die Beine stellen sollte. „Von Veronesis Interviews ausgehend, ist somit Ze Lage entstanden, das die Geschichte Laags physisch greifbar, begehbar und erlebbar macht“ erklärt die Projektkoordinatorin. Nachdem von Anfang an klar war, dass die gesamte Bevölkerung von Laag in dieses Projekt mit einbezogen werden soll, erdachten die Planerinnen und Planer ein Konzept für fünf verschiedene Ausstellungsorte, die im Rahmen der Veranstaltungswoche vom 15. bis zum 23. Oktober von einem oder mehreren Vereinen des Dorfes kuratiert werden. Unter anderem wird auch Archäologe Hanns Oberrauch (an den Samstagen 15.10. und 22.10.) über früheste Geschichten im Unterland referieren und Bezug nehmen auf die Funde im Klösterle St. Florian.
 


Ob historische Fotos, Alltagsgegenstände, Funde archäologischer Ausgrabungen, es gibt vieles über Laag zu erfahren, wiederzuentdecken und Unerkanntes neu zu bewerten. „Abgesehen von der Ausstellung, die an 2 Wochenenden begehbar sein wird, bilden auch Webseite und Broschüre wichtige Standbeine des Projektes“ hebt De Biasi hervor, „denn durch die Webseite wird die Ausstellung mittels QR Code-Plaketten auch in Zukunft im Dorf virtuell begehbar bleiben. Die Benutzer*innen werden über den QR Code zur Website und zu den verschiedenen Inhalten geleitet. Eine Broschüre sammelt hingegen historische Daten und Fakten, aber auch Erinnerungen einiger Dorfbewohner*innen.“
 


Daneben ist auch eine beschreibbare Karte des Ortes Teil des Projektes. Sie soll Besucher*innen animieren, während der Ausstellung Wissen in Form von Flurnamen zu sammeln, die in die Karte eingetragen werden. Drei Videos und zwei Audio-Files vermitteln – in ihrer feinen Aufarbeitung erstellt – Erinnerungen, die während der Oral-History-Interviews gesammelt wurden. Der jeweilige Ausstellungsort wird dadurch zum Sinnbild eines größeren Themenkomplexes.
Der Ausstellungsort Bibliothek vereint Kindheitserinnerungen über Schule und Kirche, an der Alten Post wird der Arbeitsalltag von einst erzählt, im Bunker Erinnerungen an die Kriege und im bekannten Klösterle gibt es Dorf-Geschichten und im Föhrenwald, einiges über Flurnamen, Steinen und die lokalen Traditionen zu erfahren.
Eine besondere Tradition in Laag ist jene des Trato Marzo, sie migrierte einst mit den Familien vom Cembratal nach Laag und leitet seitdem auch im Südtiroler Unterland den Frühling ein.
 


Während Sabine Bortolotti die Grafik für das Projekt erstellte, kümmerte sich die Konzepterstellerin Martine De Biasi um die Koordination und die inhaltliche Arbeit der Vereine. „Laag ist ein junges Migrationsdorf“ erzählt De Biasi, „mit rund 70 % italienischsprachigen Bewohnerinnen und Bewohnern, in welches die meisten historischen Familien aus dem Cembratal eingewanderten und Dialekt und Traditionen mitbrachten.“ 
Der lebhafte Zugang zu Themen und Ausstellung, die verschiedenen Orte, das gemeinsamen Erleben der Videos und Audios und der Ausstellungsgegenstände schaffen mit dem Projekt für das kleine Dorf eine besondere Atmosphäre und können über die Website in Zukunft auch durch weitere Fotos, Videos oder Audios beliebig erweitert werden.