salto.music | Die Clempanei

Track by Track

Die Clempanei, das sind die Musiker Ossy Pardeller & „Zeitlieder“-Georg Clementi. Gemeinsam hat das Singer/Songwriter-Duo ein neues Album eingespielt: Ein erfreulich vielseitig humorvolles Album mit 13 transalpinen Chansons voller Poesie.
Die Clempanei 2023
Foto: Janna-Ramos Violante
  • Die Audio-CD „Die Clempanei am Wallersee“ von Georg Clementi und Ossy Pardeller ist über den hiesigen Raetia Buch-Verlag erschienen, was nachvollziehbarer ist, sobald man sieht, in welcher „Verpackung“ das Album daherkommt: 

    „Die Clempanei am Wallersee“ ist ein gelungenes Album, das in einem Hardcover-Book(let) eingebettet ist, das im Taschenbuch-Format zu 13,5 x 18,5 cm und aus insgesamt 32 Seiten besteht. Das Büchlein selbst ist, ebenso wie das Album, mit viel Sorgfalt gefüllt. 

    Auf den 32 Seiten gibt’s die Tracklist, die wie ein Inhaltsverzeichnis wirkt, alle Liedtexte in voller Länge, sowie eine Übersetzung der italienischen Liedtexte. Die Lyrics sind grafisch umrahmt und auch an Fotomaterial (von der Fotografin Janna-Ramos Violante) wird hier nicht gegeizt.

  • Beschreibung des neuen Albums „Die Clempanei am Wallersee“.
    (c) Georg Clementi

  • Alles in allem ist „Die Clempanei am Wallersee“ von Georg Clementi und Ossy Pardeller ein gut klingendes Album mit transalpinen Gitarren-Chansons, von denen der salto.music-Redaktion vor allem folgende Anspieltipps im Herzen geblieben sind:

    Der Opener „Die großen Fragen“, „Ich liebe die Ruhe“ mit hervorragendem Text, „Coronachanson“ (Sven Regener" der Nullerjahre lässt grüßen) und der letzte Album-Track „Mach dir keine Sorgen“.

  • „Die Clempanei am Wallersee“ - Coverart. Foto: Raetia Verlag / Gabi Veit / Janna-Ramos Violante
  • Track by Track:

    Georg Clementi & Ossy Pardeller erzählen über alle 13 Lieder, die auf ihrem aktuellen Album „Die Clempanei am Wallersee“ zu finden sind.

  • 01. „Die großen Fragen“ (salto.music-Favorit #01)

    Georg: Das Lied ist eines unserer liebsten. Es fällt nahtlos von der Ironie in den Ernst, vom Humor in die bittere Wahrheit. Es steht exemplarisch für unser Anliegen, die Welt so zu betrachten, wie sie ist und trotzdem zu lächeln. Nicht umsonst ist es das Eröffnungslied unseres Albums.

    Ossy: Und es hat einen neuen, musikalischen Stil der Clempanei geprägt. Einfache, klare Linien, feine Grooves, eine bestimmte Coolness. Aus diesem Cocktail entsteht ein sehr komplettes und volles und, für die Clempanei wichtig, ein sehr warmes Klangbild. 

  • „Die großen Fragen“ (Offizielles Musikvideo)
    (c) Die Clempanei

  • 02. „Uè Carmè“

    Georg: Ossy brachte diesen Gitarrengroove und meinte, der würde gut auf unsre CD passen. Ich improvisierte einen lautmalerischen Rap drauf rum: „Rop tiktok takkatidldikketakka tikketok....“. „Italienisch wär schön“, sagte er und ich: „Ich werde Andrea Maffei eine Aufnahme davon schicken und ihn fragen, ob er uns einen Text schreiben will.“ „Georg, questo non suona italiano, suona napoletano”, meinte Andrea und brachte mich dazu Neapolitanisch zu singen.

    Ossy: Ein Feuerwerk musikalischer und theatralischer Energie.

  • 03. „A Hond voll“

    Georg: Meine Mutter (Gott hab sie selig) hat mal über ein Mädchen sehr geschwärmt, weil sie es so schön fand. Ich sagte: „Aber die hat doch gar keinen Busen.“ Und meine Mutter, die sechs Kinder großgezogen und einen mordsmäßigen Ammenbusen hatte, meinte: „A Hond voll isch genua.“

    Ossy: Ich liebe es, von allem eine Hand voll.

  • 04. „Hass macht hässlich“

    Georg: Ein klassisches „Zeitlied“. Ich habe in der ZEIT einen Artikel von Katrin Bauerfeind gelesen, der mich zu diesem Text inspiriert hat. Unsere Grafikerin Gabi Veit meinte einmal über Ossy und mich, wir seien Liebesaktivisten. Nach „Hass macht hässlich“ folgt im Refrain ja „Und Liebe macht schön“. Wir haben sogar T-Shirts und Taschen mit diesem Refrain bedruckt. Kann man übrigens in unserem Shop kaufen.

    Ossy: Bei diesem Lied stelle ich mir immer Gesichter vor. Hass erzeugt Fratzen, verzogene Gesichter. In liebende Gesichter schaut man gerne. Die haben was Beruhigendes, Freundliches und dadurch Schönes.

  • „Hass macht hässlich“-Tasche von Die Clempanei. Foto: Die Clempanei
  • 05. „Longsom“

    Georg: Ich habe über diese Arbeit im Duo mit Ossy nach vielen Jahren unter anderem wieder in meinen Dialekt zurückgefunden. So kann ich heute die Sprachwelten, in denen ich umgehe, das Bühnendeutsch des Theaters, das Italienische und den Dialekt meiner Kindheit in unseren Konzerten wieder vereinen. „Longsom“ ist ein gutes Beispiel dafür.

    Ossy: Ein Lied zum Thema Entschleunigung, ein viel zitierter Begriff in unserer Zeit, ein großes Bedürfnis.

  • 06. „Wer auch immer du bist“

    Georg: Dieser Text ist quasi abgeschrieben. Es ist eine Martenstein-Kolumne aus dem ZEIT-Magazin. Ich habe nur einen Refrain dazugeschrieben. Wir haben ja mit Harald Martenstein ein gemeinsames Programm, mit dem wir schon seit über fünf Jahren unterwegs sind. Grad in dieser polarisierten Welt, in dieser Zeit voller Shitstorms und Cancelling passt das Lied sehr gut zu unserem Liebesaktivismus.

    Ossy: Es gibt keine Schuld, es gibt nur Gründe. Kann man in den Romanen von Dostojewski nachlesen.

  • 07. „Ich lieb die Ruhe“ (salto.music-Favorit #02)

    Georg: Über dieses Lied haben sich einige Leute, die mich nicht gerade als unkommunikativen Menschen kennen, gewundert. Aber es ist so: Wenn ich selbst zu viel rede, kann ich das ganz gut aushalten. Wenn aber die anderen zu viel reden... Ich bin eben kein Mensch für den Smalltalk, i hab ihn lieber large. Also lieber als viel und small ist mir wenig und large.

    Ossy: Bei mir ist es unterschiedlich. Wenn ich in Partylaune bin, ca. fünfmal im Jahr, dann hab ich das gerne, belangloser Smalltalk mit einer Prise Zynismus. Die restliche Zeit ziehe ich ein gutes Gespräch vor.

  • Georg Clementi und Ossy Pardeller während ihrer einjährigen Aufnahmezeit des Albums „Die Clempanei am Wallersee“ in Salzburg. Foto: Janna-Ramos Violante
  • 08. „Frog in Robn“

    Georg: Den Text zu „Frog in Robn“ hab ich eigentlich für den Ostbahn Kurti geschrieben. Stefan Schubert von Stubenblues hat mich vor einiger Zeit gefragt, ob ich nicht ein paar Texte für den Willi schreiben könnte und ich dachte, das wär ein guter erster Satz für ihn: „Es gib deppete Leut...“ Aber inzwischen ist der Willi Resetarits von uns gegangen und jetzt haben wir dieses absurde und ein wenig anarchische Lied selber gemacht und haben viel Freude daran.

    Ossy: Das Arrangement dieses Liedes schließt an „Die großen Fragen“ an. Eine einfache Basslinie mit Geräuschkommentaren, im zweiten Teil der Strophe einen Ton dazu, übergehend in einen Reggae und das Ganze groovt und lässt Raum für die Geschichte.

  • 09. „Coronachanson“

    Georg: Zu diesem Song hat uns der geliebte Herr Martenstein angeregt. Als in der Pandemie viele von unseren gemeinsamen Abenden abgesagt wurden, hat er zu mir gesagt: Ach Georg, schreib doch mal ein schönes Coronachanson. Also haben wir versucht, diese ganz besondere Stimmung in den ersten Lockdowns einzufangen.

    Ossy: Da muss ich immer lachen, im Konzert, weil Georg hat diese aussichtslose Fadesse derart gut beschrieben und dann kommt noch die Darstellung derselben auf der Bühne dazu.

  • 10. „Quanto“

    Georg: „Quanto“ ist schon ein älteres Lied. Es war schon auf der CD „Anno Clementi“, die im Jahr 2007 erschienen ist drauf. Wir haben es mit Ossys Gitarre und meiner Percussion neu arrangiert und es bindet auch inhaltlich so schön an „Die großen Fragen“ an. Außerdem spielen wir es einfach so gerne. Das ist vielleicht das Wichtigste.

    Ossy: Ja, es ist einfach geil, dieses Lied zu spielen.

    Georg: Ihr merkt, wir fiebern schon wieder auf's nächste Konzert hin.

  • Eine Die Clempanei-Seite aus dem Media Book „Die Clempanei am Wallersee“. Foto: Raetia Verlag / Gabi Veit / Janna-Ramos Violante
  • 11. „Tag für Tag“

    Georg: Sicher das politischste Lied auf dem Album. Unsere Europäische Flüchtlingspolitik ist zutiefst beschämend. Wir tun immer so, als wären wir unzumutbaren Flüchtlingsströmen ausgesetzt. Dass wir diese aber mit einer zynischen Wirtschaftspolitik selbst anfachen, darüber kann man nicht eindringlich genug erzählen.

    Ossy: Da hab ich versucht, den Sound und das sich Wiederholende der afrikanischen Schlitztrommel im Gitarrensound umzusetzen. Ich mag das Lied und die Geschichte sehr gerne.

  • 12. „Der Josh“

    Georg: Der Ossy kam einmal zu mir und sagte: „Ich hab da eine Akkordfolge, die kann ich ewig wiederholen. Und manchmal sitz ich allein in meiner Gitarrenschule und spiele sie eine halbe Stunde lang und weine ein bisschen. Kannst du dafür einen Text schreiben?“ Ich fragte, worum es in dem Text gehen solle. Und Ossy antwortete: „Um alles.“ So entstand „Der Josh“.

    Ossy: Der „Josh“ ist mein geheimer Liebling. Die Musik ist wie die Geschichte schön und schlicht und erzählt vom Leben, wie es wirklich ist.

  • 13. „Mach dir keine Sorgen“ (salto.music-Favorit #03)

    Georg: Es gibt Sätze, die ragen aus dem See der Buchstaben wie Bergspitzen. Ihr kennt das. 
    Man unterstreicht sie im Buch, man will sie sich merken, was selten gelingt. Ich finde sie oft in einem ZEIT-Artikel. Und ich hab ein Mittel gefunden, sie nicht zu vergessen. Ich schreib sie in ein Lied. Wie z.B. „Versöhn dich mit der Sterblichkeit und lass die Sorgen gehen und höre auf zu denken.“
    Und so wandern sie von Hamburg oder Berlin nach Salzburg und nach Wien, wo Ossys Gitarre auf sie wartet. Und zusammen tragen wir sie dann über die Alpen, umgeben sie in Bozen mit unserer Mundart und etwas Italienisch und tragen sie wieder zurück. Und aufs Plakat schreiben wir dann: Transalpine Chansons.

    Ossy: Die Versöhnung mit allem. Ein wunderbares Fazit und Schlusslied. Ich liebe es.

  • Rudi Kaneider und sein Team haben Ossy Pardeller und Georg Clementi im Auftrag der RAI Südtirol ein Jahr lang begleitet zu Konzerten, im Alltag und bei den Aufnahmen zum Album „Die Clempanei am Wallersee“.
    (c) RAI Südtirol