Society | Refugees Day

"An Rassisten mangelt es nicht in Bozen"

Bozens „Refugees-Welcome-Day“ wegen der Tragödie in Paris in Frage stellen? Das würde wohl kein normaler Mensch verlangen, sagt Organisator Vanja Zappetti.

Wer die letzten Vorbereitungen für den morgigen Refugees-Welcome-Day mitverfolgen will, muss nur einen Blick auf die gleichnamige Facebook-Seite werfen. Gibt es überall Strom und Backline, wer kann morgen um 8 Uhr vor dem Museion noch Material abladen , wo braucht es noch Stände: Unermüdlich postet Organisator Vanja Zappetti neue Infos und Bitten an die ursprünglich fast 500 Freiwilligen, die gemeinsam mit ihm und 60 KünstlerInnen den großen Solidaritätstag für Flüchtlinge in Bozens Landeshauptstadt  mitorganisieren. „Mittlerweile ist ist die Gruppe der Freiwilligen noch kräftig angewachsen “, freut sich der Musiker und Autor. Und das trotz oder vielleicht auch wegen der Attacken, denen der Refugees-Day in den letzten 24 Stunden ausgesetzt war. Denn nach den Verhaftungen in Meran und den Terrorakten in Paris hat nicht nur Carlo Vettori die Willkommens-Geste für Flüchtlinge in Frage gestellt. “E adesso cancellate la giornata di concerti per i rifugiati”, brachte Alto Adige Online am Samstag zahlreiche Facebook-Kommentare auf den Punkt.

Zappetti selbst nimmt solche Angriffe gelassen. „An Rassisten verschiedenster Couleur mangelt es bekanntlich nicht in Bozen“, sagt er. „Doch ich kann mir nicht vorstellen, das es irgendeinen ‚normalen’ Menschen gibt, der eine Absage der  Veranstaltung verlangen würde.“ Vielmehr lässt sich der Sonntag laut seinem Initiator vielversprechend an. „Alle Bands haben ihre Auftritte bestätigt, ja wir haben sogar noch eine dazubekommen, die erst gestern Abend in Paris aufgetreten ist.“

Und was ist mit dem „Hacker-Angriff“ auf die Facebook-Seite des Refugee-Welcome-Day, von dem am Samstag berichtet wurde? Keine Ahnung, was da passiert ist, antwortet Zappetti. In jedem Fall sei die Seite, auf der das Event angekündigt wird, am Morgen einfach verschwunden gewesen und erst ab 11 Uhr wieder sichtbar gewesen. „Vielleicht haben sich 30 Rassisten zusammengetan, um das Event bei Facebook als unangemessen zu melden“, mutmaßt er. Das soziale Netzwerk gehe bei solchen Meldungen nach Quantität, nicht nach Qualität. „Zuerst wird gelöscht, dann überprüft, und wenn die Anschuldigungen nicht stimmen, wird die Seite wieder online gestellt.“ Vielleicht, meint der Musiker, war es aber am Ende auch nur ein Bug von Chrome. Sicher ist, dass dem morgigen Solidaritätstag nun nichts mehr im Weg steht.

Der Bozner Refugees-Welcome-Day findet am Sonntag zwischen 10 und 23 Uhr an den drei Standorten Bahnhof, Kornplatz und Museion statt.