Economy | Energie

„Guter Wille alleine reicht nicht“

„Wir müssen jetzt handeln!“, fordert der Südtiroler Energieverband (SEV). Handeln soll die zukünftige Landesregierung, die man mit einem Strategiepapier überzeugen will.
Rudi Rienzner
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  • „Im Bereich Sanität wird über eine kompetente Besetzung des Ressorts gesprochen wie auch in anderen Bereichen – nur im Energie-Sektor nicht“, zeigte sich Rudi Rienzner, Direktor des Südtiroler Energieverbandes, bei der heutigen Pressekonferenz (14. November) enttäuscht. Habe man sich während des Wahlkampfes noch zurückgehalten, sei nun die Zeit gekommen, Positionen, Strategien und konkrete Maßnahmen vorzustellen und diese als Handlungsanleitung für die neue Legislaturperiode zu präsentieren – und eben auch einen Landesrat zu fordern, der Einblick in diese Materie hat. 

  • Hanspeter Fuchs, Präsident des Südtiroler Energieverbandes SEV: „Wir brauchen Unabhängigkeit, Demokratisierung und Dezentralisierung.“ Foto: Seehauserfoto

    „Wir brauchen Unabhängigkeit, Demokratisierung und Dezentralisierung“, erklärte SEV-Präsident Hanspeter Fuchs mit Verweis auf den europaweiten Energie-Schock, der auch Südtirol in den Jahren 2020 bis 2022 mit voller Wucht getroffen hat. Unabhängig wolle man nicht nur von den fossilen Energieträgern werden, sondern auch von Rom, und zwar mit der Errichtung einer eigenen Regulierungsbehörde. Wie die Gutachten der beiden Rechtsexperten Professor Peter Hilpold (Universität Innsbruck) und Professor Paolo Piva (Universität Padua) bestätigt hätten, sei die Schaffung dieser Behörde sehr wohl möglich, so Fuchs. Mit dieser Regulierungsbehörde könnte ein Kompetenzzentrum geschaffen werden, auf das die Energiewirtschaft und Landespolitik zurückgreifen und so auf Augenhöhe über Regulierungs- und Reformvorhaben mit Rom sprechen könnten. Derzeit arbeite man an der Ausarbeitung einer Durchführungsbestimmung, welche die beste rechtliche Voraussetzung für die Schaffung einer Regulierungsbehörde bieten würde. 

    Wie SEV-Präsident Fuchs weiters erklärte, nehme auch die demokratische Teilhabe an der Energieerzeugung eine wichtige Rolle ein. „Die Energie soll dem Menschen dienen und nicht dem Kapital“, so Fuchs. 

  • Die Energiewende

    Zu einer der größten Herausforderung für Südtirol gehört die Energiewende und das Erreichen der im Klimaplan festgelegten Ziele. Um möglichst unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden, muss in erneuerbare Technologien investiert werden, so die Forderung des SEV. Dazu gehöre nicht nur, dass über den Bau neuer Wasserkraftwerke – wo dies ökologisch vertretbar ist – nachgedacht werden müsse, sondern auch dass in den Bau von Windkraft- und Solaranlagen investiert werden muss. Es gelte, eine „Solaroffensive“ zu starten, so Rienzner. Neue PV-Anlagen sollen daher auch auf versiegelten Flächen oder an Standorten mit geringer ökologischer Bedeutung entstehen. Die Agri-Photovoltaik sollte ebenfalls ausgeweitet werden, wie auch der Biogas-Sektor, in dem bis dato nur 20 Prozent des Wirtschaftdüngers für die Energieerzeugung verwendet wird. „Uns ist wichtig, dass diese Themen mit Kompetenz und Fachwissen behandelt werden“, so Rienzner abschließend. Der gute Wille alleine reiche dabei nicht, man müsse auch nach vorne schauen und die Initiative ergreifen.