Umstrittenes Palmöl
Palmöl bzw. Palmfett* wird aus den Früchten der Ölpalme** gewonnen. Wegen seiner vielseitigen Verwendungsmöglichkeit und der im Vergleich zu anderen Pflanzenölen kostengünstigen Herstellung ist Palmöl stark nachgefragt. Ölpalmen sind viel ertragreicher als andere ölhaltige Pflanzen (Raps, Soja, Sonnenblumen). Ölpalmen sind weltweit der wichtigste Lieferant von pflanzlichem Öl, da es kein billigeres Pflanzenöl auf dem Weltmarkt gibt.
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Entwicklung der Palmöl-Industrie
Die Ölpalme stammt aus Westafrika, wo Hinweise auf die Verwendung ihrer Früchte als Grundnahrungsmittel 5.000 Jahre zurückreichen. Im alten Ägypten wurde Palmöl schon 3000 v. Chr. verwendet. Palmöl kann als einer der frühesten gehandelten Rohstoffe angesehen werden. Im Zuge der industriellen Revolution wuchs die Nachfrage nach Palmöl in Europa zur Herstellung von Kerzen und als Schmiermittel für Maschinen. Europäische Siedler errichteten Palmölplantagen in ganz Subsahara-Afrika und Südostasien. Die erste kommerzielle Plantage wurde 1917 in Malaysia gegründet. Heute ist Malaysia nach Indonesien die Nummer zwei bei der weltweiten Palmöl-Produktion.
Die Nutzung von Palmöl in großem Stil begann in den 1960iger Jahren, seit den 1980iger Jahren kam es zu einer beachtlichen Zunahme der Palmölproduktion und ab dem Millennium stieg die Produktion rasant an. 1990 wurden weltweit etwas über 11 Millionen Tonnen Palmöl hergestellt, 2020 waren es über 72 Millionen Tonnen, das ist ein Anstieg von über 550% in 30 Jahren.
Palmöl ist das weltweit am meisten produzierte und genutzte Pflanzenöl. Es ist in der Herstellung viel kostengünstiger als die Produktion von anderen Pflanzenölen. Es kann das ganze Jahr über geerntet werden und der Anbau ist ressourceneffizient, Ölpalmen werfen pro Hektar Landfläche vier- bis sechsmal mehr Ertrag ab als der Anbau von Soja-, Raps- oder Sonnenblumenöl. Palmölplantagen nehmen weltweit mehr als 27 Millionen Hektar Land ein. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten in den vergangenen Jahrzehnten Regenwälder, Mensch und Tier den Palmöl-Plantagen weichen.
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Indonesien und Malaysia sind die beiden größten Palmölproduzenten
Die Schätzungen der weltweiten Palmöl-Produktion für das Jahr 2021 belaufen sich auch 75,5 Millionen Tonnen, davon produziert Indonesien, der weltweit größte Palmöl-Hersteller 58% und Malaysien 26%. An dritter Stelle rangiert Thailand mit 4% vor Kolumbien (2,1%) und Nigeria (1,7%), die restlichen Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika machen zusammen 8% der weltweiten Palmöl-Produktion aus.
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Wofür wird Palmöl verwendet?
Palmöl ist in unserem täglichen Leben allgegenwärtig, es ist in Lebensmitteln, in Kosmetika, in Putzmitteln und in Biodiesel enthalten. Eine Vielzahl von Produkten***, die wir täglich im Supermarkt einkaufen, enthält Palmöl. Da es hitzestabil, lange haltbar und geschmacksneutral ist, eignet sich Palmöl besonders gut als Zusatzprodukt in der Lebensmittelindustrie. Von der weltweit erzeugten Menge des Palmöls werden circa 68% in der Lebensmittel-industrie**** verwendet, zur Herstellung von Margarine, Koch- und Salatölen, Schokolade, Pralinen, Keksen und Backwaren, Eis, Wurstwaren, Brotaufstrichen, Schokoladecremes (Nutella), Müsli, Babynahrung, Fertigsuppen, Fertigpizza, und diversen anderen Fertiggerichten. 27% des Palmöls finden zur Herstellung von Kosmetik- und Hygieneartikeln, wie Wasch- und Reinigungsmittel und Kerzen Verwendung. Auch zur Herstellung von Tierfutter und zur Erzeugung von Biokraftstoffen wird Palmöl verwendet.
Während weltweit der größte Teil vom Palmöl in der Lebensmittelindustrie verwendet wird, variiert dieser Anteil von Land zu Land. Einige Länder, wie zum Beispiel Deutschland, nutzen viel Palmöl zur Herstellung von Biokraftstoffen, 2020 wurden in Deutschland über 40% des gesamten Palmölverbrauchs zur Herstellung von Bioenergie verwendet.
Palmkern-Öl wird im Unterschied zu Palmöl nicht aus dem Fruchtfleisch, sondern aus den Kernen der Palmölfrucht gewonnen. Seine Bedeutung ist bei weitem geringer als Palmöl, es wird hauptsächlich zur Herstellung von Waschmitteln und Kosmetikprodukten verwendet.
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Die negativen Auswirkungen des Palmöl-Anbaus
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Ölpalmen gedeihen in den feucht-warmen Tropen nahe dem Äquator in Südostasien, Lateinamerika und Afrika. Der Anbau von Palmöl-Plantagen hat gravierende Folgen für die Umwelt. In den Anbauregionen werden immer mehr Regenwälder für die Ölpalm-Monokulturen abgeholzt. Dies führt zu einer vermehrten Freisetzung von Treibhausgasen, da Regenwälder große Mengen Kohlenstoff speichern. Wälder leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, denn sie entziehen der Atmosphäre das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2) und speichern es als Kohlenstoff in der Vegetation und im Boden. Durch die Abholzung des Regenwaldes kommt es auch zu einem hohen Verlust der Biodiversität und Artenvielfalt von Tieren***** und Pflanzen. Auf Monokulturen, wie Ölpalm-Plantagen, können nur sehr wenige Tier- und Pflanzenarten leben. Tiere wie Affen, Tiger, Elefanten finden dort weder Schutz noch Nahrung. Zudem werden auf den Palmölplantagen auch viele Pestizide verwendet. Viele Kleinbauern verlieren ihre Lebensräume und ihre Existenz. Meist sind es Großkonzerne, welche die Palmöl-Plantagen betreiben und hohe Gewinne machen, während den Kleinbauern Land und Lebensgrundlage genommen wird. In der Palmöl-Industrie kommt es auch häufig zu Menschenrechtsverletzungen, von der illegalen Aneignung von Land der lokalen Bevölkerung bis hin zu unfairen Arbeitsbedingungen.
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Ist Palmöl schädlich für die Gesundheit?
Palmöl steht auch wegen möglicher Gesundheitsgefahren in der Kritik. Durch den relativ hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren ist Palmöl ernährungsphysiologisch weniger wertvoll als andere Pflanzenöle, die hauptsächlich aus ungesättigten Fettsäuren bestehen. Bei der Raffination von Palmöl können gesundheitlich problematische Fettsäure-Ester entstehen, die bei der Verdauung in krebserregende Substanzen umgewandelt werden können. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb für diese Stoffe maximale Aufnahmemengen pro Tag und Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Seit 2014 sind Hersteller nach EU-Recht verpflichtet Palmöl in den Produkten zu kennzeichnen. Palmöl ist jedoch auch in einer Vielzahl von Inhaltsstoffen****** enthalten, von denen die Konsumenten nicht wissen, dass sie Palmöl enthalten So wird es praktisch für die Verbraucher unmöglich Palmöl zur Gänze zu vermeiden.
Bei der Produktion von nachhaltigem Palmöl wird auf den ökologischen Anbau der Ölpalme geachtet, es werden wenig oder gar keine Pestizide eingesetzt und die Arbeiter werden zu einem fairen Preis entlohnt. Nachhaltiges Palmöl kostet mehr als das Doppelte als gewöhnliches Palmöl.
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Wie sieht die Zukunft der Palmölproduktion aus?
Auf dem Klimagipfel in Glasgow haben sich mehr als 100 Staats- und Regierungschefs der Welt darauf geeinigt die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Unterzeichner-Länder, unter denen sich auch viele befinden, die große Flächen von Regenwald besitzen, dass es nicht mehr zur Errichtung neuer Palmöl-Plantagen kommt. „Ein Boykott von Palmöl würde nur dann etwas bringen, wenn es eine nachhaltigere Alternative gäbe, die aber derzeit nicht gegeben ist“, schreibt die Zeitschrift „The Ecologist“ in einem Artikel über die Zukunft des Palmöls.
Die Konsumenten können dazu beitragen die Nachfrage nach Palmöl zu verringern, wenn sie weniger Produkte, die Palmöl enthalten, kaufen. Alternativ-Produkte sind meist teurer und sehr viele Konsumenten können es sich diese nicht leisten. So wird die Produktion von Palmöl wohl auf längere Sicht hoch bleiben oder sogar noch steigen, wie es auch in diversen Prognosen aufgezeigt wird.
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* Palmöl hat bei Raumtemperatur eine feste Konsistenz, ist also nicht flüssig wie die meisten anderen Pflanzenöle.
**Weltweit gibt es eine Vielzahl an Palmenarten. Palmen, die für ihre Früchte bekannt sind, sind die Dattelpalme, die Kokospalme und die Ölpalme.
*** Laut Global 2000 befindet sich in über 50% aller Produkte, die in einem durchschnittlichen Supermarkt verkauft werden, Palmöl. Auch wenn der Anteil in vielen Produkten bei wenigen Prozent liegt, kommt eine riesige Menge zusammen.
****In der Lebensmittelindustrie wird Palmöl verwendet, weil es preiswert ist und weil es sich auch gut manipulieren lässt und damit Lebensmitteln zu verschiedenen Eigenschaften verhilft. So bringt es Schokolade zum Schmelzen, sorgt aber auch dafür, dass Margarine fest wird. Das in der Lebensmittelindustrie verwendete Palmöl ist hauptsächlich weiter verarbeitetes, sogenanntes raffiniertes Palmöl, das eine helle Farbe aufweist.
***** Insgesamt sind 80% des Lebensraums der Orang-Utans in den letzten 20 Jahren verschwunden und es gibt nur noch 400 Sumatra-Tiger auf der Welt.
****** Solche Produkte sind zum Beispiel: Stearate, Palmate, Elaeis guineensis, Etyl palmitate, Glyceryl, Hydrogenated palm, glycerides, Octyl palmitate.