Society | Pflege

Zum Pflegen bewegen

Auch das Malser Martinsheim leidet an fehlenden Pflegekräften. SALTO sprach mit Präsidentin Anita Tscholl über die Auswirkungen und über mögliche Lösungsansätze
alte Frau
Foto: Andrea Piacquadio, Pexels
  • Das Martinsheim in Mals: Das Heim ist direkt an die Kapuzinerkirche angebaut Foto: Martinsheim Mals

    Das Pflegesystem in Südtirol ist angeschlagen, schon seit längerem. Seit der Pandemie hat sich das Thema nochmals verschärft und ist noch mehr durch die Decke geschossen: Im Gesundheits- und Sozialwesen fehlt es an Arbeitskräften. Auslöser sind neben den unterdurchschnittlichen Gehältern, unter anderem das Gefühl geringer Wertschätzung und den schwierigen Arbeitsbedingungen auch der Wandel der Demographie: Es gibt immer mehr ältere Menschen und damit einhergehend auch immer mehr Menschen, die auf Betreuung/Pflege angewiesen sind. Viele Einrichtungen kommen dem nicht mehr nach, so auch das Altersheim „Martinsheim“ in Mals. Wie der TGR berichtet, gibt es dort 20 ungenutzte Plätze, während sich 200 Menschen auf der Warteliste wiederfinden. Der Mangel an Pflegekräften (einige der Pflegekräfte verdienen auch in der nahegelegen Schweiz ihr Geld aufgrund der besser bezahlten Arbeit) verhindert die volle Kapazitätsausnutzung des Heims. 

    Wir waren im kurzem Gespräch mit Anita Tscholl, Präsidentin des Martinsheims, über den Pflegenotstand, dessen Auswirkungen und mögliche Lösungsansätze. 

  • Anita Tscholl: „Die Möglichkeiten, die ich habe, werde ich ausschöpfen“ Foto: youkando.it

    SALTO: Wie wirkt sich der aktuelle Pflegekraftmangel auf die tägliche Betreuung und Pflege der Bewohner in Ihrer Einrichtung aus? 

    Anita Tscholl: Ein Mangel an Pflegekräften hat Auswirkungen auf die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner. Für die Betreuung von Menschen braucht es Menschen, die für die Tätigkeit ausgebildet sind. Unsere Pflegekräfte sind sehr motiviert und versuchen mit viel Einsatz die Pflege trotz allem zu gewährleisten und schaffen dies auch. Es fehlt aber einfach oft die Zeit für Gespräche und zusätzliche Betreuungen, welche die Pflegekräfte den Menschen zur Verfügung stellen möchten. Ohne Pflegekräfte können wir die äußerst dringend benötigten Heimplätze nicht zur Verfügung stellen.

    „Das muss nicht nur die Politik wollen, die gesamte Gesellschaft muss bereit sein, diese Aufwertung zu fordern.“

  • Welche langfristigen Strategien verfolgt Ihr Altenheim, um den Pflegekraftmangel nachhaltig zu bewältigen? 

    Das Martinsheim versucht ein attraktiver Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu sein, indem wir zusätzliche Leistungen anbieten, z.B. einen Parkplatz direkt beim Arbeitsplatz, sichere Abstellplätze für Fahrräder mit Lademöglichkeit von E-Bikes, Mittagstisch für die Kinder der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Mensa. Wir versuchen auch mit technischen Unterstützungen oder Hilfsmitteln die Arbeit zu erleichtern. Wichtig aber ist, dass die Mitarbeiter und die Mitarbeiterinnen sich wohl fühlen und spüren, dass mir als Präsidentin bzw. der Leitung des Heims ihre Sorgen und Anliegen wichtig sind. Und die Möglichkeiten, die ich als Präsidentin vom Martinsheim habe, um für das Wohlbefinden der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beizutragen, werde ich ausschöpfen.

    Welche Möglichkeiten neben Gehaltserhöhungen gibt es, um Pflegejobs in Südtirol attraktiver zu gestalten?

    Pflege braucht mehr Pfleger/Pflegerinnen – was meine ich damit: Es braucht ausreichend Pflegekräfte für die Betreuung von Menschen. Dadurch können die Pflegekräfte ihre Ansprüche an gute Pflege realisieren und den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Auch der anhaltende Druck, immer schneller und effizienter zu pflegen, würde mit mehr Pflegekräften abnehmen. Es braucht aber auch eine finanzielle Aufwertung der Pflegetätigkeit und mehr finanzielle Aufwertung der Sorgetätigkeit im Allgemeinen, unabhängig ob für alte und kranke Menschen oder für Kleinkinder, ob bezahlte oder unbezahlte Fürsorge. Das muss nicht nur die Politik wollen, sondern die gesamte Gesellschaft muss bereit sein, diese Aufwertung zu fordern und konsequenterweise auch zu unterstützen.

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Hartmuth Staffler Sat, 01/20/2024 - 13:46

An fehlenden Pflegekräften kann man nicht leiden, weil sie ja fehlen, also nicht da sind, undda kann man nicht an ihnen leiden. Wahrscheinlich wollte man sagen, dass man am Fehlen von Pflegekräfte leidet. Warum sagt man das nicht?

Sat, 01/20/2024 - 13:46 Permalink