Society | Wünsche

Neuer Vorstand der Ärztekammer

Was zählt im letzten Grunde wirklich im Gesundheitswesen? Die Unverletzbarkeit der Arzt-Patient Beziehung. Ein starker Auftrag für den neuen Vorstand der Ärztekammer.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
  • Nun hat die Ärztekammer eine neue Präsidentin und einen neuen Vorstand. Dazu gratuliere ich und möchte etwas von dem, was ich mir so denke, hier niederschreiben - sozusagen als Ausdruck der guten Wünsche. 

    Besonders erfreulich war, dass sich auch eine Liste zur Wahl stellte, die jene Ärztinnen und Ärzte vertrat, die sich in der Coronazeit kritisch mit den einschlägigen staatlichen Maßnahmen auseinandersetzten und deshalb mit repressiven Maßnahmen belegt wurden. Von Seiten der eigenen Berufskammer erfuhren sie damals keinen Schutz. Die verschiedenen Berufskammern verstanden sich ganz banal als verlängerter Arm, als Kontroll- und Disziplinierungsorgan des Staates. So war es im Grunde vom faschistischen Dekret von 1944, mit dem die Berufskammern in Italien eingerichtet worden waren, ja auch gedacht. Dass es diese Liste gab, ist meiner Ansicht nach ein Beitrag zur sog. Coronaaufarbeitung, welche die Landesregierung in ihrem Programm hat. Darauf sollte die Kammer stolz sein, auch wenn es nicht leicht fällt.

    Im Dezember 2024 wurde der 500 Seiten starke Abschlussberichts „After Action Review of the Covid-19 Pandemic“ des US-Repräsentantenhauses veröffentlicht. Es wird darin betont, dass die Resultate ein hart erarbeiteter „bipartisan consensus“ sind. Viele Aussagen sind mittlerweile allgemein bekannt, wie beispielsweise:

    • „Masks and Mask Mandates Were Ineffective at Controlling the Spread of Covid-19“, oder 
    • „The Biden Administration and Many Public Health Officials Exaggerated the Power of Covid-19 Vaccines“, oder 
    • „There Was a Coordinated Effort from Public Health Officials to Ignore Natural Immunity and Suppress Dissenting Opinions“, oder 
    • „Vaccine Mandates Were Not Supported by Science and Caused Massive Collateral Damage and Were Very Likely Counterproductive“, oder sogar 
    • „The U.S. Food and Drug Administration and Other Public Health Officials Falsely Implied that Ivermectin Was Only for Horses an Cows“.

    Was mich aber in Erstaunen versetzt hat, ist diese Aussage: „Pandemic-Era Policy Often Disregarded or Outright Violated the Sanctity of the Doctor-Patient Relationship“. Ja, hallo, dachte ich mir, müssen wir Europäer von den Amerikanern im Zuge ihrer Corona-Aufarbeitung hören, dass die Arzt-Patient Beziehung unverletzbar, weil heilig ist und dass sie in der Coronazeit auf das gröblichste verletzt wurde? Ich glaube, dass diese Erfahrung die Patienten mit den Ärzten teilen. Es hat eine beispiellose Demütigung der Ärzteschaft stattgefunden, die tiefe Spuren hinterlassen hat. Es wurde der Kern des beruflichen Selbstverständnisses, nämlich die ärztliche Behandlungsfreiheit und die ihr zugrunde liegende freie wissenschaftliche Diskussion, von den allmächtigen ökonomischen und damit verbundenen politischen Interessen in die Knie gezwungen. 

    Ich erinnere mich noch an das Gespräch mit meinem Arzt, ziemlich am Beginn der Coronazeit, als ich ihn fragte, ob er mich – sollte ich eine stärkere Covid-Infektion bekommen - mit einem bestimmten Protokoll, das bereits in der kritischen Literatur empfohlen wurde, behandeln würde. Der Konflikt, den diese Frage auslöste, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Einerseits gab es eine völlig verrückte ministerielle Behandlungsleitlinie („vigile attesa e paracetamolo“, die erst später von einem Gericht relativiert wurde) und andrerseits stimmte dieses Protokoll vermutlich mit seinem beruflichen Wissen überein. Diesen spezifischen Punkt der ärztlichen Behandlungsfreiheit spricht ein anderer Befund des US-Berichtes an: „The Use of Off-Label-Prescriptions Was Unjustly Demonized and Further Eroded the Doctor-Patient Relationship“.

    Mit dem Gesagten soll nicht geleugnet werden, dass es auf höheren Ebenen des ärztlichen Berufsstandes explizite Verantwortung und Täterschaft gab und gibt, aber es sollte hier auch der andere Aspekt in den Vordergrund gerückt werden, nämlich jener des Opfer Seins. In sehr vielen Situationen tragen wir alle drei Rollen in je unterschiedlichen Gewichtungen in einem komplexen Verhältnis zueinander in uns: Opfer Sein, Täter Sein und Retter Sein. Nun wollen wir vom neuen Vorstand der Ärztekammer erhoffen, Retter zu sein und nach den traumatischen Erfahrungen der vergangenen Jahre wieder die „Sanctity“ der Arzt-Patient Beziehung und die damit untrennbar verbundene Behandlungsfreiheit des Arztes in den Mittelpunkt zu stellen. Ohne diesen Anker können wir uns als Patienten und Bürger vergessen, weil wir dann schutzlos dem Zugriff der ausschließlich am Profit orientierten Pharma/Biotech-Konzerne ausgeliefert sind. Und das kriminelle Potential dieser Branche ist bekanntermaßen hoch. Es gibt keinen Bereich im Gesundheitswesen, von der Forschung über die Lehre bis in die Klinik, wo diese Interessen nicht die Agenda diktieren. Von politischer Seite können wir uns kaum etwas erwarten; ihre Durchdringung durch und Verfilzung mit diesen Interessen geschieht in vielfältigster Art und Weise. Und sie gibt ihre Verantwortung im Bereich des Gesundheitswesens immer mehr an demokratieferne, intransparente und niemandem rechenschaftspflichtige internationale Organisationen ab, in denen wiederum die Interessen dieser Branche das Sagen haben. 

    So bleibt in erster Linie die Figur des Arztes, sein ethisches Selbstverständnis als Hüter der Unverletzbarkeit seiner Beziehung mit dem Patienten und sein Schutz durch seine Standesorganisation, die eine Schutzmauer sein kann. Wenn diese fällt, gibt es kein Halten mehr. Die Realisierung des transhumanistischen Deliriums, dessen Visionen ganz offen liegen und nachgelesen werden können, rückt stetig näher. Der Mensch als Maschine, als Datenträger, als Algorithmus, der beliebig gehackt werden kann, mit Chips und Nanobots versorgt, repariert und je nach Bedarf optimiert für die verschiedenen Aufgaben und Lebenslagen und die Ärzte als Knechte bei seiner Bedienung.

     Ob es bereits zu spät ist? Ich will es nicht glauben.

     

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Christian I Thu, 01/16/2025 - 14:37

Schòner Artikel! Neben dem Abschlussbericht der USA-Covid-Kommission gibt es auch die sogenannten "RKI files" und "AIFA files". Und auch die Italienische Covid-Kommission ist im Gange und hat schon recht interessante Aussagen produziert... Es ist schon seit làngerer Zeit klar, dass es keine wissenschaftliche Entscheidungen waren, sondern rein politische Entscheidungen/Interessen: Draghis Aussagen ùber den green pass sind das beste Beispiel dazu!
Ob es bereits zu spàt ist? Bleiben wir in "vigile attesa" und wir werden es sehen...

Thu, 01/16/2025 - 14:37 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Thu, 01/16/2025 - 21:06

Die Arzt-Patienten-Beziehung und der Respekt vor der Patientenautonomie sind die wesentliche Grundlagen für eine erfolgreiche Therapie.

Leider verstehen viele Kollegen die sogenannte Evidenzbasierte Medizin und die Vorgaben aus Guidelines/Leitlinien falsch, sodass es zu einer mechanistischen Interpretation kommt und Symptome und Krankheitszeichen wie Laborparameter a la "malen nach Zahlen" entsprechend der Leitlinien abgearbeitet werden.

Dabei muss man auch mit einpreisen, was der Patient überhaupt für Ziel hat. Will der Patient seinem Körper um einen sehr hohen Preis jeden möglichen Lebenstag abringen oder sind ihm Aspekte wie Lebensqualität und Vitalität wichtiger?

Wenn man einen Menschen ärztlich behandelt, ist die in der Theorie beste medizinische Therapie nicht immer die beste Wahl. Ich nenne ein konkretes Beispiel: Will ein Patient nach der zweiten erfolglosen Krebstherapie und schlechter Prognose wirklich eine dritte, aggressive Chemotherapie probieren oder will er eine palliative Therapie, die hauptsächlich Symptome lindert und die Lebensqualität erhöht, aber sein Leben nicht verlängert, sondern vielleicht sogar verkürzt? Solche Dinge muss IMMER der Patient entscheiden und der Arzt hat das zu respektieren.

Dies wurde im Zuge der politischen Maßnahmen nach Auftreten von Sars-CoV2 leider oft nicht berücksichtigt und das hat zu einem Vertrauensverlust geführt, den wir jetzt im Jahr 2025 noch eindeutig wahrnehmen.

Thu, 01/16/2025 - 21:06 Permalink
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Hartmuth Staffler Sat, 01/18/2025 - 20:59

Ich finde es ziemlich überflüssig, über die Arzt-Patient-Beziehung zu philosophieren, wenn man weiß, dass der Allgemeinmediziner zu einem Bürokraten reduziert wurde, der sich mit immer komplizierterem Digitalkram herumplagen muss, während Fachärzte in den Krankenhäusern so überfordert sind, dass sie für eine Arzt-Patienten-Beziehung wirklich keine Zeit mehr haben. Und noch überflüssiger finde ich es, solche Überlegungen für eine vollkommen unsinnige und überholte No-Vax-Kampagne zu nutzen. Das ist Leichenfledderei.

Sat, 01/18/2025 - 20:59 Permalink
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Manfred Klotz Mon, 01/20/2025 - 06:24

Was man von dem von den Republikanern monopolisierten Bericht halten kann, analysiert der Spiegel treffend.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/corona-pandemie-laborthese-wa…

Und von wegen "bipartisan":
https://thehill.com/homenews/house/5019735-democrats-push-back-on-repub…

Interessant an der ganzen Sache is aber, dass der Bericht von der Impfgegnerszene gefeiert wird, ein zentraler Satz aber folgender ist:
"The vaccines, which are now probably better characterized as therapeutics, undoubtedly
saved millions of lives by diminishing likelihood of severe disease and death. "

Mon, 01/20/2025 - 06:24 Permalink