Economy | Sanität

Die Protokollführer

Der Sanitätsbetrieb hat einen millionenschweren Beraterauftrag an das Unternehmen „Matt & Partners“ jetzt ausgeweitet. Für Unterstützungsarbeiten in der Corona-Krise.
doku
Foto: upi
Die Auftragslage kann sich sehen lassen. Die Bozner Unternehmensberatung „Matt & Partners“ arbeitet seit fast einem Jahrzehnt für den Südtiroler Sanitätsbetrieb. Vor etwas mehr als zwei Jahren gelang dem Unternehmen, dem der Bozner Uniprofessor Dominik Matt vorsteht, dann der große Wurf. Zu Jahresende 2018 sicherte man sich einen Großauftrag des Südtiroler Sanitätsbetriebes.
Bereits in den Jahren zuvor hatte „Matt & Partners“ im Sanitätsbetrieb ein Pilotprojekt mit dem Namen „Lean Thinking“ in mehreren Krankenhaus-Abteilungen durchgeführt. Hinter diesem Anglizismus steht der Versuch den Sanitätsbetrieb effizienter zu machen. Doppelgleisigkeiten sollen eliminiert werden, die Arbeiten optimal aufeinander abgestimmt und überflüssige Tätigkeiten vermieden werden.
2015 erhielt das Bozner Beratungsunternehmen dann für 857.000 Euro einen zweijährigen Auftrag diese Lean-Thinking-Prinzipien auf verschiedene Dienste im Krankenhaus auszuweiten. Mit 1. Januar 2019 wurde das Betriebsprojekt per Vertrag (Matt & Partner waren bei der Ausschreibung die einzigen Teilnehmer) für weitere drei Jahre verlängert. Der Auftrag läuft noch bis zum Jahresende 2021. Der Kostenpunkt: 1,8 Millionen Euro.
Doch das ist noch nicht alles. Denn am 9. Februar 2021 wurde jetzt ein neuer Zusatzvertrag unterzeichnet. Im Beschluss des Südtiroler Sanitätsbetriebes heißt es dazu,
 
„vorausgeschickt, dass das Ausbrechen der Covid19 – Pandemie dringende neuen Organisations- und Arbeitsbedürfnisse mit sich gebracht hat, für welche es für notwendig erachtet wird, die Zusammenarbeit der Firma Matt & Partner zu nutzen, die Rahmen der Durchführung des eigenen Auftrages wichtige propädeutischen Informationen und Elemente in Bezug auf die Struktur, die Führungsmodalitäten und die generellen Probleme des Südtiroler Sanitätsbetriebes erworben hat, wobei sie gleichzeitig auch einen umfangreichen Netzwerk der notwendigen Betriebskontakte realisiert hat;"
 
Das ist die Grundlage. um den am 28. Dezember 2018 mit Matt & Partners geschlossenen Vertrag jetzt auszuweiten. Der Sanitätsbetrieb zahlt dafür weitere 363.600 Euro an die Bozner Unternehmensberatung.
 
 
 
Besonders interessant dabei sind aber die Dienste die Matt & Partners laut Beschluss übernehmen soll:
 
  • Unterstützung bei den Screening – und Impfungstätigkeiten;
  • der Führung und der Protokollierung von Sitzungen;
  • der Ausarbeitung von für die Überwachung und Rechnungslegung der verschiedenen Indikatoren nützlichen Tabellen und Dashboards mit pünktlichen Berichten der durchgeführten Tätigkeiten.
 
Innerhalb der Südtiroler Landesverwaltung gibt es seit Jahren eine klare Regelung. Dienste, die von den eigenen Dienststellen geleistet werden könne, dürfen nicht an externe Dienstleister vergeben werden.
Im Südtiroler Sanitätsbetrieb gilt diese Regel aber anscheinend nicht. Denn es gibt dort Beamte und Mitarbeiterinnen, die seit Jahren genau, das tun, was jetzt die Bozner Unternehmensberatung übernehmen soll.
Aber auch eine andere Frage werden sich Florian Zerzer & Co stellen lassen müssen. Sind die hochbezahlten Sanitätsmanager nicht in der Lage selbst Sitzungen zu führen?
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Josef Ruffa Mon, 02/15/2021 - 13:37

Keine Ahnung warum, aber mit fällt der Titel folgendes Buches ein "Beraten & verkauft: McKinsey & Co. - der große Bluff der Unternehmensberater" von Thomas Leif.

Mon, 02/15/2021 - 13:37 Permalink
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Fabian . Mon, 02/15/2021 - 14:00

Wäre interessant, zu wissen, welche Maßnahmen sich auf die Ergebnisse dieses "Lean Thinking"-Projekts zurückführen lassen. Kann das als Auftakt zur Privatisierung (Kommerzialisierung) des Sanitätsbetriebs interpretiert werden?

Mon, 02/15/2021 - 14:00 Permalink
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Toni Schgaguler Tue, 02/16/2021 - 07:59

Ich kann Herrn Ruffa nur zu 100% Recht geben! Oder anders ausgedrückt, ein weiterer Südtiroler Skandal, bei dem letztendlich wahrscheinlich wieder nichts herauskommt.

Tue, 02/16/2021 - 07:59 Permalink
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Gianguido Piani Wed, 02/17/2021 - 16:09

"Lean" ist schon veraltet. Seit einigen Jahren heißt das leere, inhaltsfreie und realitätsfremde Modewort "Smart". Darunter lässt sich heiße Luft (noch) gut verkaufen.
Es wäre schön, das neue Modewort im Voraus zu kennen, damit Geld verdienen. Vielleicht "healthy"? Passt gut zum Zeitgeist.
Liebe Provinz, brauchst Du vielleicht eine Beratung über "healthy Organisationsführung"? Ich würde gerne mitmachen.

Wed, 02/17/2021 - 16:09 Permalink
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Johann Georg B… Sat, 02/20/2021 - 13:32

Kann sich unser Land diesen Luxus leisten??
Sind unsere überbezahlten Verwaltungsangestellt nicht in der lange diese Dienste zu übernehmen??
Es sollte mal ordentlich ausgemistet werden.
Widmann ist der Fachmann für Geldverschwendung.

Sat, 02/20/2021 - 13:32 Permalink