Society | Sanitätsreform

Ärztekammer: Es gibt Alternativen zu sieben Krankenhäusern

Können wir uns weiterhin sieben Krankenhäuser in der heutigen Form leisten, fragt auch der Präsident der Südtiroler Ärztekammer Andreas von Lutterotti. Und zeigt Alternativen aus anderen Provinzen auf.

Nicht nur im Südtiroler Sanitätsbetrieb, auch bei der Ärztekammer des Landes sorgt der Zustand des heimischen Gesundheitswesens für Diskussionen. Ein nicht gedecktes Defizit von 25 Millionen Euro im Budget des Sanitätsbetriebs, doch auch immer mehr Resignation unter Südtirols Hausärzten, wie der Präsident der Südtiroler Ärztekammer Andreas von Lutterotti warnt. Auch er bringt angesichts des chronischen Defizits im Sanitätswesen erneut die Frage auf den Tisch, ob sich das Land tatsächlich weiterhin sieben Spitäler in der aktuellen Form leisten kann. „Denn es ist klar, dass die Bürgermeister oder dort arbeitenden Ärzte daran hängen“, meint er. Dennoch sollte die Politik angesichts der aktuellen Finanzlage noch einmal überdenken, ob es nicht doch Alternativen zu 24-Stunden-Diensten in Abteilungen wie Chirurgie oder Gynäkologie gebe, regt der Präsident der Ärztekammer an.

Die hat der Politik erst am vergangenen Wochenende bei einer Tagung ein weiteres Beispiel vorgeführt, wie Einsparungen im Sanitätsbereich durch eine Stärkung der Versorgung außerhalb des Krankenhauses erzielt werden können: das „Casa della salute“, ein erfolgreiches Best Practice aus dem toskanischen Empoli. Auch dort hatte es für ein Einzugsgebiet von 250.000 Menschen in der Vergangenheit fünf Krankenhäuser gegeben; mittlerweile gibt es ein einziges. Abgefangen wird ein großer Teil des medizinischen Versorgungsbedarfs durch die Gesundheitszentren. Ein Angebotsmix, in dem Leistungen von Hausärzten, Fachärzten, Krankenhäusern, Ambulatorien, aber auch Sozialdiensten in einer neuen Art der Kooperation zusammenfließen und einander ergänzen – und jeweils für ein Einzugsgebiet von rund 30.000 Einwohnern eine 24-stündige medizinische Grundversorgung garantieren. Neben zufriedenen Ärzten und Patienten schonen die „case della salute“ in der Toskana auch das Sanitätsbudget, sagt Lutterotti. „Durch diese Umstellung wurden klare Einsparungen erzielt, die ermöglichten, die frei werdenden Gelder in anderen Bereichen zu investieren.“

Ein Impuls für die nun fällige Diskussion in Südtirol, der wie sich der Präsident der Ärztekammer wünscht, auch die Perspektive in Richtung neue Formen der Zusammenarbeit erweitern soll. Wichtig ist laut Lutterotti in jedem Fall, dass sich nun endlich etwas bewegt. „Denn vor allem bei jungen Ärzten ist viel Enthusiasmus vorhanden“, sagt er, „und wir müssen verhindern, dass sie resignieren, weil weiterhin alle beim Alten bleibt.“

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Stefan Troyer Wed, 04/16/2014 - 15:58

Anstatt Antworten auf die Frage zu suchen, was sich das Land leisten kann, denn das ist nach wie vor offensichtlich viel zu viel, wäre wohl vielmehr die Frage zu stellen, was sich der Bürger mit seinem (vielen) Steuergeld leisten will...

Wed, 04/16/2014 - 15:58 Permalink