Economy | Arbeitsbedingungen

Aufstand der Unsichtbaren

Am 30. Mai wollen sie in der ganzen Region die Arbeit niederlegen. Am Montag gaben Reinigungskräfte vor dem Bozner Krankenhaus einen Vorgeschmack, wo der Schuh drückt.
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Foto: upi

Was früher Demo oder Kundgebung hieß, ist heute der Flash Mob. Ein Mittel, zu dem letzthin besonders Frauen greifen, um Öffentlichkeit für Probleme oder Ungerechtigkeiten zu erhalten. Nach Frauenrechtlerinnen, Hebammen oder Kindergärtnerinnen veranstaltete am Montag eine Berufskategorie einen Flash Mob, die ohne solche Initiativen besonders wenig Raum im öffentlichen Bewusstsein einnimmt: die Angestellten von Reinigungsfirmen. „Die Unsichtbaren“ nennen sie sich selbst. Tausende Arbeitskräfte, überwiegend weiblich, die meist dann zur Arbeit gehen, wenn andere Feierabend machen. In der Nacht oder in den frühen Morgenstunden saugen und scheuern sie Böden von Krankenhäusern, Geschäften, Büros oder Schulen, putzen Schaufenster oder Schreibtische, kurzum sorgen dafür, dass unsere Welt sauber bleibt.

Ohne dafür aber gerechte Arbeitsbedingungen zu erhalten, ist der Anlass für den Protest von Angestellten großer Putzfirmen wie Markas, Activa, Miorelli, Kuadra, der am Montag mit dem Flash Mob vor dem Bozner Krankenhaus seinen Auftakt hatte. „Vogliamo il nostro contratto di lavoro. Basta con gli appalti al ribasso”, lauten die Kampfparolen. Die harte Preiskonkurrenz unter den Reinigungsfirmen, die vor allem von den öffentlichen Ausschreibungen angetrieben wird, wird auf den Schultern der Angestellten abgeladen, heißt es von Gewerkschaftsseite. Seit vier Jahren warte das Reinigungspersonal auf die Erneuerung seines Kollektivvertrags. Doch die Lohnerhöhung, die nun zur Verhandlung steht, decke nicht einmal die Inflation ab: Knapp 20 Euro mehr sollen die schlechtbezahlten Putzfrauen und Putzmänner im Monat demnach erhalten. „Und das bei zumeist Part-time-Verträgen mit durchschnittlich 18 bis 24 Wochenstunden und der Forderung nach immer mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten und Organisation, die durch die häufigen Wechsel infolge der Ausschreibungen notwendig sind“, beklagen die Reinigungskräfte. Darüber hinaus sollen im Zuge der Erneuerung des Kollektivvertrags Ferien- und Krankheitstage genauso wie die Sozialklauseln beschnitten werden. "Das heißt, sobald der Auftraggeber im Zuge einer Neuausschreibung wechselt, sollen die Angestellten zwar das Recht auf ihren Job behalten, aber alle im Laufe ihrer Tätigkeit für das Unternehmen angereiften Ansprüche verlieren können", erklät Gewerkschafterin  Antonella Costanzo von Filcams/Cgil-Agb.

Doch nun sind die "Unsichtbaren" nict mehr bereit, all diese Beschneidungen in Kaufe zu nehmen, machten am Montag Vormittag rund 70 Reingigungskräfte im Foyer des Krankenausus Bozen mit ihrem Flash Mob deutlich. Am 30. Mai sollen es noch weit mehr werden: In der gesamten Region ist das Reinigungspersonal aufgerufen, für acht Stunden die Arbeit niederzulegen. Damit sichtbar wird, wie Krankenhäuser, Schulen oder Einkaufszentren aussehen, wenn ihre unsichtbare Arbeit nicht getan ist.