Gemeinsam in die Zukunft
Ressourcen richtig verbrauchen, Abfälle wiederverwerten, aber auch nachhaltig handeln im Kontakt mit Mensch, Natur und Kultur. Nachhaltigkeit spielt eine essenzielle Rolle beim Versuch, langfristig zu überleben und einen qualitativen Lebensraum zu schaffen. Südtirol zu einem nachhaltigen und attraktiven Lebensraum zu machen, ist auch das Ziel des von IDM gestarteten Projekts des Nachhaltigkeitslabels für Südtirol. Geschaffen im Rahmen eines Auftrags des Landes, gemeinsam mit Expert*Innen sowie den Vertretenden des Tourismussektors ein umfassendes Nachhaltigkeitsprogramm für den Südtiroler Tourismus zu erarbeiten, zeichnet es Betriebe mit einem speziell für Südtirol entworfenen Abzeichen aus, wenn sie nachhaltig sind. Was bedeutet es, so ein Nachhaltigkeitslabel zu besitzen? Wie hat alles begonnen? Wie wird diese Nachhaltigkeit kontrolliert? Solchen und weiteren Fragen stellt sich IDM-Koordinatorin und Expertin Stefanie Prieth.
Salto.bz: Wieso ist Nachhaltigkeit so wichtig?
Stefanie Prieth: Südtirol ist ein toller Lebensraum, den auch Gäste gerne besuchen, aber wir haben nicht unendlich viele Ressourcen. Das bedeutet also, dass wir uns wegbewegen müssen von diesem ständigen Erfolgsmessen über Zahlen. Stattdessen müssen wir beginnen, an unserem Morgen zu arbeiten. Unsere Zukunft kann nur gut gehen, wenn wir uns schon heute Gedanken über die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte machen.
Wie ist es zur Idee eines Nachhaltigkeitslabels spezifisch für Südtirol gekommen?
Als IDM haben wir das Ziel, Südtirol zum nachhaltigsten, begehrtesten Lebensraum Europas zu machen. Wir sind die, die Impulse geben, Innovation betreiben und Möglichkeiten schaffen. So haben wir uns gefragt, wie wir unsere Partner unterstützen können, damit wir gemeinsam zu einem besseren Morgen beitragen können. Das Programm wurde in Anlehnung an den Klimaplan 2040 sowie in Abstimmung mit der entsprechenden Landesabteilung entwickelt.
Wer sind diese Partner?
Die Ebene, mit der wir zusammenarbeiten, sind in erster Linie die Tourismusorganisationen, sowie die Unterkunfts- und Beherbergungsbetriebe. Es gibt in Südtirol 72 Tourismusorganisationen. Diese teilen sich das ganze Gebiet Südtirols auf und haben in ihrem Areal ein enges Netzwerk aus Wirtschaftstreibenden. Wie können wir also diese Tourismusorganisationen dazu bringen, mehr auf Nachhaltigkeit zu setzen? Hierfür haben wir ein Programm erarbeitet, welches auf einem internationalen Standard, dem GSTC, fußt.
GSTC?
GSTC, also „Global Sustainable Tourism Council“, ist eine Institution, dessen Aufgabe es ist, einen Rahmen für nachhaltiges Reisen und nachhaltigen Tourismus zu bilden. Dafür haben sie einen Kriterienkatalog geschaffen, welcher genau definiert, was eine Destination tun muss, um nachhaltig zu werden. Der gesamte Standard ist in vier große Handlungsbereiche eingeteilt: Management, Sozio-Ökonomie, Kultur und Ökologie. Eine Destination muss die Kriterien des GSTC erfüllen, um dessen Abzeichen zu bekommen. Dieser Standard hat internationale Gültigkeit, so haben wir uns entschlossen, ihn als Basis herzunehmen und an Südtiroler Begebenheiten anzupassen.
„… so wurde das Nachhaltigkeitslabel gegründet. Es zeichnet Betriebe aus, die das Thema Nachhaltigkeit sehr ernst nehmen.“ – Stefanie Prieth
Der Südtirol Standard ist also der spezifisch an Südtirol angepasste GSTC-Standard?
Genau! In einem breit angelegten partizipativen Prozess wurden die GSTC-Kriterien vertiefend diskutiert und für Südtirol verschärft und ergänzt. Im Südtirol Standard wurden demnach keine GSTC Kriterien gestrichen. Einige Kriterien konnten gesetzlich abgedeckt werden. Jene Kriterien, die gesetzlich abgedeckt sind, scheinen im offiziellen Kriterienkatalog nicht mehr auf, da die Destinationen diese nicht mehr bearbeiten müssen.
Was passiert mit Unternehmen, die noch nicht nachhaltig genug sind, um den GSTC-Standard zu bestreiten?
Da nicht alle Destinationen auf dem höchsten Level sind, haben wir ein Modell mit drei verschiedenen Stufen entwickelt. Das bietet auch weniger entwickelten Gebiete die Gelegenheit, mal in das Projekt einzusteigen und den ersten, leichter erreichbaren Level zu erreichen. Man erfüllt zwar noch nicht alle Kriterien für die höheren Stufen, aber man erkennt die Schwachstellen im Gebiet und kann sich so, unterstützt von uns, verbessern. Die dritte Stufe entspricht dann dem GSTC-Standard und wird auch von diesem offiziell als gleichwertig anerkannt.
Wie ist das Projekt ins Rollen gekommen?
Wir haben die ersten Pilot-Destinationen ausgesucht. Diese waren Eggental, Brixen, St. Vigil, Alta Badia und Seiser Alm Marketing. Im ersten Jahr erfasst die Destination hauptsächlich Daten, analysiert die Ist-Situation und entwickelt Maßnahmen, die kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden. Am Ende dieses Prozesses kommt es zu einem Audit, also einer Art Prüfung. Dieses Audit wird von unabhängigen Organisationen durchgeführt. Anhand eines genauen Ablaufes und Verfahrens wird dann entschieden, welches Level die Destination erreicht hat und an welchen spezifischen Handlungsfeldern und Kriterien weitergearbeitet werden muss.
Wieso ist es wichtig, dass das Audit von einer IDM-unabhängigen Organisation durchgeführt wird?
IDM nimmt beim Nachhaltigkeitsprogramm eine rein beratende und unterstützende Rolle ein, wir selbst führen aber keine Audits durch und haben bei der Bewertung der Destinationen auch keine Entscheidungskraft. Das ist sehr wichtig, um eine objektive Bewertung zu gewährleisten. Zwei unabhängige Organisationen führen die Audits durch, deren Auditoren mussten eine eigene Ausbildung mit anerkannten Schulungen bestehen, um für das Auditing zertifiziert zu sein.
Was passiert, wenn eine Destination das Auditing besteht?
Wenn die Destination das Audit des dritten Levels besteht, bekommt sie das GSTC-Abzeichen. Mit diesem können sie bei uns das Nachhaltigkeitslabel Südtirol beantragen. Wir sind also Unterstützer und Nachhaltigkeitslabel-Verteiler, aber die Prüfung und Kontrolle liegt nicht in unseren Händen.
Wie wird garantiert, dass die Destinationen auch nachhaltig bleiben?
Sobald man einmal in den Zyklus unseres Nachhaltigkeits-Labels eingetreten ist, wird man regelmäßig kontrolliert. Es muss bewiesen werden, dass eventuelle Schwachstellen behoben werden und der aktuelle Status erhalten bleibt. In regelmäßigen Abständen findet auch ein „Re-Audit“ statt, um das Label zu erneuern. Wir versuchen, die Destinationen auch nach dem Audit zu unterstützen und sie miteinander zu vernetzen, damit sie ihre Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit kontinuierlich verbessern.
An welchem Punkt ist das Projekt „Nachhaltigkeitslabel für Südtirol“ nun angekommen?
Mit dem HGV haben wir parallel ein System erarbeitet, damit auch Unterkunfts- und Beherbergungsbetriebe das Nachhaltigkeitslabel erlangen können. Auch hier gibt es ein Drei-Stufen-Modell, welches auf verschiedene bereits bestehende Zertifikate aufbaut. Zudem müssen die Betriebe im Wareneinkauf bestimmte regionale Produkte lokal beziehen. Wir sind also an einem guten Punkt angelangt, aber haben auch noch vieles vor uns.
Wir wollen langfristig einen Kurswechsel initiieren und Maßnahmen einleiten, damit Veränderung passieren kann, Hand in Hand, alle gemeinsam.
Welchen Nutzen erzielt ein wirtschaftlich denkender Betrieb durch dieses Nachhaltigkeitslabel?
Natürlich kann man argumentieren, dass so eine Auszeichnung beim Gast gut ankommt und Daten zufolge wird der durchschnittliche Tourist tatsächlich immer sensibler auf das Thema Nachhaltigkeit zu sprechen. Es gilt aber zu unterstreichen, dass es längst an der Zeit ist, an die Umwelt zu denken. Das wirtschaftliche Wachstum eines Betriebes ist nur ein Teil des „Well beings“, ein wichtiges Arbeitsklima und ein auf Langlebigkeit ausgerichtetes System ist mindestens gleich wertvoll. Nicht nach dem Motto „Ich press meinen Betrieb aus wie eine Zitrone und nach mir die Sintflut“, sondern auf Nachhaltigkeit sollte gebaut werden.
Was ist das langfristige Ziel dieses neuen Südtiroler Nachhaltigkeitslabels?
Wir wollen eine Bewusstseinsänderung schaffen. Wir selbst haben nur einen begrenzten Handlungsradius und können nicht alles alleine umsetzen. Unsere Aufgabe ist es, die Leute zu sensibilisieren und auf das Thema aufmerksam zu machen. Wir wollen langfristig einen Kurswechsel initiieren und Maßnahmen einleiten, damit Veränderung passieren kann, Hand in Hand, alle gemeinsam.
Kein Kommentar.
Kein Kommentar.
Nettes Ideechen.....
Nettes Ideechen.....
Aber, das Wichtigste und Ehrlichste ist:
Kostenwahrheit; Transparenz der externen Kosten: Tourismus ist ähnlich wie
Individualverkehr einer der Bereiche, die es am besten schaffen, interne Kosten zu
externalisieren: Umweltlasten wie Bodenverbrauch, Verlust von Biodiversität, Verteuerung
vorab des Wohnungsmarkts, Mobilitätsinfarkte belasten nicht nur den Sektor selbst,
sondern vor allem die Gesellschaft und die öffentliche Hand vor Ort. Analog zu den
positiven Effekten der Wertschöpfung sollten externe Kosten des Tourismus im Wege
einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung punktgenau aufgelistet werden. Auch der
Vergleich mit anderen Wirtschaftssektoren wäre in diesem Zusammenhang nützlich.
Auszug: Hans Heiss
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.politi…
In reply to Nettes Ideechen..... by Herta Abram
Ach diese selektive
Ach diese selektive Wahrnehmung....
Einen Absatz unter ihren Zitat schreibt Hans Heiss im selben Vortrag:
"II. Systematische Klimazertifizierung: Den Betrieben sollte eine gestaffelte Roadmap an die Hand gegeben werden, um ihre Klimabilanz überschaubar zu gestalten und
systemische Verbesserungen einzuleiten. Energieverbrauch, Co-2-Ausstoß, Mobilitätseffekte sollten auch auf betrieblicher Ebene sichtbar werden.."
Das ist zum Beispiel Teil der Zertifizierungen, welche Voraussetzung für die Vergabe des Nachaltigkreitslabels in Stufe 3 sind.
In reply to Ach diese selektive by Johannes Engl
Freut mich, wenn Sie den
Freut mich, wenn Sie den verlinkten Beitrag von Heiss gelesen haben. Hilft die Sicht zu weiten....
Das passt. All die
Das passt. All die Rauchgranaten sind ermüdend.
Ich freu mich, dass
Ich freu mich, dass Umweltschutz auch bei den Tourismusverantwortlichen angekommen ist, und man erkennt, dass nur gesunde Naturlandschaft und geschützte Kulturlandschaft langfristig einen guten Fremdenverkehr ermöglichen. Und trotzdem geht es für mich nicht ganz zusammen. Die IDM will Südtirol zum begehrtesten Lebensraum in Europa machen während das Land auf Teufel komm raus sinnlose Dorfeinfahrten und monströse Umfahrungen plant und baut, Maßnahmen die den Individual- und Transitverkehr stark unterstützen und das Landschaftsbild nachhaltig schwer belasten. Wie stets um den Ausbau von Aufstiegsanlagen? Als leidenschaftlicher Skifahrer behaupte ich trotzdem, dass wir deren genug haben. In Zeiten von Klimawandel, Bettenstopps, Strom- und Wasserknappheit die Kapazität von Aufstiegsanlagen zu erweitern entbehrt jeglicher Logik und lässt nur noch mehr Tagestourismus befürchten. Es wäre wohl eher an der Zeit, auch über eine Deckelung von Tagesskipässen nachzudenken. Also: die Botschaft hör ich wohl….