Es ist das grösste Ereignis der italienischen Musikgeschichte. Ein Konzert der Rekorde. Und ein Albtraum für die Sicherheitsbehörden.  220.000 Fans werden Italiens Rockstar Vasco Rossi am 1. Juli zujubeln, wenn er die gigantische Bühne im Parco di Modena betritt. Die ist so hoch wie ein achtstöckiges Gebäude und mit fünf Grossleinwänden ausgestattet. Alles an diesem restlos ausverkauften Konzert hat Mega-Dimensionen: die 46.000 Parkplätze, die Sonderzüge aus Rom, Venedig und Turin, die Live-Übertragung in 150 Kinos der Halbinsel, die für die Besucher errichteten Restaurants, Volley - und Kinderspielplätze -  und vor allem die gigantischen Sicherheitsvorkehrungen. 

Nach dem fatalen Konzert in Manchester und der jüngsten Massenpanik in Turin mit 1527 Verletzten und einer Toten will die Polizei in Modena nichts dem Zufall überlassen.     

Tausende von Polizisten, Soldaten,  Angehörige privater Sicherheitfirmen und Antiterror-Einheiten mit Metalldetektoren und Spürhunden für Sprengstoffe werden die in drei konzentrischen Kreisen angelegten Sicherheitszonen überwachen und dabei die Besucher rigoros kontrollieren. Die Liste der verbotenen Mitbringsel ist lang: Trolleys, Helme, Spraydosen, Rauchkerzen und Feuerwerkskörper, alkoholische Getränke aller Art, Musikinstrumente, Kugelschreiber, Fotoapparate und Kameras, Schlafsäcke, Schirme und Selfiesticks sowie Rucksäcke mit einem Aufnahmevermögen von über 10 Litern. Zahlreiche  Ambulanzen und ein Heer von Sanitätern und Ärzten stehen für Notfälle bereit.  In zehn Erste-Hilfe-Zelten können Notfälle behandelt werden, in den Krankenhäusern von Modena, Carpi und Sasuolo gilt am 1. Juli Alarmbereitschaft. An Hotelunterkünfte ist nicht zu denken. Seit Wochen sind alle Betten der Region bis nach Rimini ausgebucht.

Weltrekord für Vasco Rossi

Private PKWs dürfen sich der 400.000 Quadratmeter grossen, ehemaligen Rennstrecke des Parco di Modena nicht nähern. Der Zugang ist nur Fussgängern und Radfahrern gestattet. Die Autobahnausfahrt Modena Nord sollte gemieden werden.  Die Zahl der Konzertbesucher wird am 1. Juli jene der Bewohner Modenas deutlich übertreffen. Den  Einwohnern wurde empfohlen, nötige Einkäufe an den Tagen vor dem Mega-Event zu erledigen, um einen Sturm auf die Supermärkte zu vermeiden. Die Stadtverwaltung hat den Bürgern disagi per tutto il weekend in Aussicht gestellt und eindringlich an alle Vasco-Fans appelliert, nicht ohne Eintrittskarten nach moden zu reisen. Am Wochenende ist das Zelten auf dem gesamten Gemeindegebiet verboten. Die Parkplätze werden am 30. Juni um Mitternacht geöffnet.  Jeder der Beteiligten blickt mit unterschiedlichen  Sorgen auf die Massenansammlung. Während die Veranstalter mögliches Schlechtwetter fürchten, bereiten den Sanitätern Temperaturen über 30 Grad die grössten Sorgen. Den Sicherheitsbeamten wiederum gelten unkontrollierbare Situationen wie letzthin in Turin als Albtraum. Mehrere Gemeinden haben beschlossen, die Vasco-Show auf Grossleinwand zu übertragen. In Bozen ist dafür der Matteottiplatz im Gespräch.

Mit dem dreistündigen Konzert feiert der Rockstar seine 40-jährige Laufbahn und den 65. Geburtstag. Rechtzeitig zum Event haben die Tageszeitungen Il Resto del Carlino, La Nazione und Il Giorno das Buch Il giovane Vasco - La mia favola rock  publiziert, das beim Konzert zum Preis von 15 Euro verkauft wird. Im Foro Boario ist eine grosse Fotoausstellung über Rossi und seine 40.jährige Karriere zu sehen.  Zum soundcheck zwei Tage vor dem grossen Ereignis sind nur angemeldete Mitglieder der Fanclubs zugelassen.Doch bereits  vor seinem Grosskonzert  hat Italiens Rock-Legende  einen neuen Weltrekord aufgestellt: noch nie wurden für ein einziges Konzert so viele Karten verkauft.