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„Technische Berufe sexy machen“

Ab dem Herbst startet der neue Studiengang „Elektrotechnik und cyberphysische Systeme“ der Uni Bozen. Die Studieninhalte wurden mit dem Unternehmerverband erarbeitet.
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Foto: John Barkiple on Unsplash
Ab dem nächsten Wintersemester kann man an der Freien Universität Bozen den Bachelor in „Elektrotechnik und cyberphysischen Systemen“ studieren. „Wir konnten gemeinsam mit der Freien Universität Bozen die Studieninhalte für dieses Bachelor-Programm auf die Beine stellen“, erklärt Harald Oberrauch, der Vizepräsident des Unternehmerverbandes.
Mit dem dreijährigen Studiengang werden junge Menschen auf die Ausübung technischer Berufe vorbereitet. Dabei sollen auch gezielt weibliche Interessent:innen angesprochen werden: „In der Jugend von Südtirol steckt ein verborgenes Potential. Die Universität und wir als Unternehmerverband haben das gemeinsame Ziel, junge Menschen, insbesondere Mädchen, verstärkt für Technik zu begeistern. Wir wollen technische Berufe wieder sexy machen“, so Oberrauch.
 

Viele Jobmöglichkeiten

 
Das Studienprogramm beinhaltet die drei Bereiche Automatisierung, Elektronik und Informatik und bietet in der zweiten Hälfte des Studiengangs auch praxisorientierte Lehrveranstaltungen an. Absolvent:innen können dann in Unternehmen, die Hardware und/oder Software herstellen, aber auch im öffentlichen oder privaten Sektor arbeiten, wo elektronische, eingebettete und automatisierte Komponenten und Systeme in domänenspezifischen Anwendungen eingesetzt werden.
 
 
Das Spektrum der Beschäftigungsmöglichkeiten sei sehr breit und reicht vom Entwurf und der Steuerung elektronischer Komponenten, Schaltungen, Systeme und Maschinen über die Analyse komplexer technischer Systeme und deren Modellierung und Simulation bis hin zur Entwicklung von Methoden und Software für Mess-, Steuer- und Regelungsaufgaben. „Mit der Wahl des etwas exotisch klingenden Titels beim neuen Studiengang haben wir gezielt versucht, junge Menschen anzusprechen und haben dabei die Meinungen von Oberschüler:innen der fünften Klassen berücksichtigt“, sagt Universitätsrektor Paolo Lugli.
 

Zusammenarbeit mit Unternehmen

 
„Angesichts des Fachkräftemangels in allen Sektoren ist der neue Studiengang ein Schritt in die richtige Richtung“, so Oberrauch vom Unternehmerverband. Dabei sind das im Studiengang vorgesehene Pflichtpraktikum oder die Abschlussarbeit Möglichkeiten, die Unternehmen wie etwa die Microgate GmbH selbst kennenzulernen. „Wir versuchen die Studierenden in der Firma mit etwas Interessantem zu beschäftigen, damit es ihnen auch wirklich etwas bringt“, sagt Roberto Biasi, der Gründer der Microgate GmbH.
Für den Bachelor in „Elektrotechnik und cyberphysischen Systemen“ sind 30 Studienplätze (25 EU, 5 Nicht-EU) vorgesehen, die Studiengebühren betragen rund 1.350 Euro pro Jahr. Der neue Studiengang wird gemeinsam von der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik und der Fakultät für Informatik betreut. Damit nimmt er die Ausrichtung der neu zu gründenden Fakultät für Ingenieurwesen vorweg, dessen Grundstein im NOI Techpark im März gelegt wurde. Der Abschluss des Baus ist für das Jahr 2024 geplant.
 

Nahender Abschied

 
Die neue Fakultät und der neue Studiengang sind wichtige Projekte für Rektor Paolo Lugli, der voraussichtlich im späten Herbst seine Spitzenposition an der unibz verlassen wird, um als wissenschaftlicher Experte an der italienischen Botschaft in Berlin zu arbeiten. „Ich hatte die Gelegenheit, mich für diesen renommierten Posten zu bewerben, für den eine Altersgrenze gilt, die ich bald überschreiten werde. Nun nehme ich diese einmalige Chance wahr, bleibe aber Professor an der Universität“, so Lugli. Für die zuvor genannten, laufenden Projekte habe das aber keine Auswirkungen, „die Planungsphase und die finanziellen Fragen sind bereits abgeschlossen“.