Culture | Salto Afternoon

„…Einladen, Teil der Musik zu sein“

Heute Abend sind im Kimm in Meran Untermais mit Gonzalo Rubalcaba & Aymée Nuviola kubanische Musik und Lebensfreude zu Gast. Rubalcaba sprach vorab kurz mit Salto.bz.
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Foto: MeranOJazz
Gemeinsam mit Aimée Nuviola (4 Grammy Nominierungen, 1 Auszeichnung 2020 erhalten) spielt Gonzalo Rubalcaba (10 Nominierungen, davon 3 erhalten, zuletzt 2022) heute Abend mit „Viento y tiempo“ ein Programm, das aus dem Fundus kubanischer Musik schöpft. Der Pianist, bekannt auch dafür, dass er sein Piano oft als Rhythmusinstrument behandelt, hat schon mit Größen Dizzy Gillespie und Chick Corea zusammen gespielt.

Salto.bz: Herr Rubalcaba, wie kam das Programm mit Aimée Nuviola „Viento y tiempo“ zustande?
 
Es ist ein Konzert, das wir seit einiger Zeit aufführen. Das Konzept ist etwas, das wir die letzten zweieinhalb Jahre in Europa und anderen Teilen der Welt benützt haben. Wir haben „Viento y tiempo“ in Japan eine Live-Aufnahme mit Band gemacht und uns ein Jahr später entschlossen, es als Duett fortzuführen. Es ist nicht genau das Konzert, welches wir mit der Band gemacht haben, es hat sich stark verändert. Wir behalten einige Teile des populären Repertoires mit der Band bei, mit anderer Herangehensweise. Ich spiele normalerweise zwei, drei Lieder alleine als Piano-Solo und wir bestreiten den Rest des Konzerts dann gemeinsam.
Es ist im Grunde Musik aus Kuba, aus verschiedenen Stilrichtungen und Momenten der Musik-Geschichte des Landes, natürlich mit Jazz-Einflüssen in meinem Umgang mit dieser Musik. Trotzdem bekommt man viel von der Kultur und Tradition zu hören. Es gibt auch viel Interaktion mit dem Publikum: Wir werden es zu einem bestimmten Moment einladen, Teil der Musik zu sein. Sie können eine gute Zeit verbringen, in dem sie zuhören, aber auch indem sie mitsingen oder tanzen.
 
Wie verändert die Teilhabe des Publikums Ihre Stücke?
 
Diese Art von Interaktion kann man in populärer Musik rund um den Globus sehen: in der kubanischen Musik, wenn man nach Brasilien geht, wie auch in anderen Teilen Lateinamerikas. Sie schafft eine engere Beziehung zwischen dem Publikum und den Musikern auf der Bühne. Wir versuchen das, nicht für das ganze Konzert, aber an einem gewissen Punkt des Konzerts zu schaffen. Aimée ist sehr gut darin, das umzusetzen, sie hat die Einbindung des Publikums in das, was auf der Bühne passiert, möglich gemacht. Die Menschen schätzen das und die Qualität der Musik leidet nicht darunter. Im Speziellen geht es um Lieder mit schnellerem Tempo, die darauf ausgelegt sind, Tänze zu sein. Auch in New Orleans singen und tanzen die Menschen zum Blues.
 
 
Als Musiker sind Sie, wenn man Ihr Spiel live sieht, in besonderer Art emotional vertieft in Ihre Musik. Finden Sie diesen Zugang einfacher oder schwieriger mit den Wiederholungen eines Programms?
 
Ich sage immer, dass es im Spielen von Live-Musik unmöglich ist zu lügen. Man macht, was man kann. Man kann versuchen es anders zu machen, aber das Resultat am Ende ist das, wozu man in der Lage ist. In jedem Konzert gehe ich aus von dem was ich weiß, fühle und von dem wonach ich, musikalisch gesprochen, suche. Es gibt Brüche oder Elemente, die das Ergebnis etwas beeinflussen können: Die Art des Publikums oder des Veranstaltungsorts, das Instrument oder auch man selbst. Musiker sind auch menschliche Wesen und wir haben bessere Tage und emotional oder körperlich herausfordernde. Am Ende müssen wir konzentriert sein, um ein gutes Resultat zu erzielen auf das wir hinarbeiten. Es geht um eine klare Sprache und aufrichtige Vortragsweise, damit eine Verbindung zum Publikum entstehen kann. Danach suche ich.
 
Sie wirken auch mit Meisterkursen an MeranOJazz mit, welche Note würden Sie Ihren Alumni ausstellen?
 
Ich habe großes Glück diese Gelegenheit zu haben. Wenn ich vor ein Publikum trete, das kommt um zu hören, was ich zu sagen habe, dann glaube ich, dass auch ich eine Menge lerne. Die Menschen vor mir haben andere Erinnerungen und Erfahrungen als ich. In dem Moment in dem ich ihre Fragen und ihr Spiel höre, diese Interaktion mit ihnen teile, erhalten sie was ich ihnen gebe, aber sie geben auch etwas zurück. Ich habe das Glück diese Möglichkeit zu haben zu lernen und neues Wissen und andere Sichtweisen kennen zu lernen, die ebenso gültig sind wie meine eigene. Ich habe großartige Musiker in den letzten Tagen gesehen, wofür ich dankbar, sehr dankbar bin.