Culture | Salto Afternoon

Das Drama mit dem Trauma

„Trauma & Drama: Wenn die Wunden weitergehen“ nennt sich das Thema der diesjährigen Summer School Südtirol. Eine Einladung ins Schloss Velthurns ab kommenden Sonntag.
drama.jpg
Foto: www.summerschoolsuedtirol.eu

Die Summer School Südtirol gibt es mittlerweile seit dem Jahr 2015. Sie wurde von der Theaterautorin und Schriftstellerin Maxi Obexer gegründet, die zwischenzeitlich auch mehrjährige Präsidentin der SAAV und für einen kurzen Zeitraum 2022 Co-Präsidentin im turbulenten PEN-Club war. Als Begründerin und Organisatorin ist es Obexer und ihrem Summer School-Team seit Beginn ein Anliegen, „zu wichtigen Fragen der Gegenwart die Erkenntnisse von Vielen zusammenzuführen und für den gesellschaftlichen Prozess der Auseinandersetzung zu nutzen.“

In diesem Jahr heißt es zum achten Mal: literarisch-dramatische Werkstätten, öffentliche Foren, Lesungen und Performances. Die Macherinnen – neben Obexer Judith Rifeser, Anna Heiss, Maria Lobis und Anne Schneider – sehen ihr Forum „als eine interdisziplinäre Plattform, die den Prozessen des Forschens, des Schreibens und der praktischen Erfahrung einen öffentlichen Raum gewährt, und der Öffentlichkeit einen Raum zur Auseinandersetzung.“ So geht es auch in diesem Jahr um Künstlerische Praxis, akademisches Denken, unternehmerisches Handeln und politisches Entscheiden.

Das Leid aus der Vergangenheit sind die Wunden der Gegenwart. Ödipus war nicht der erste und nicht der letzte, der von den Verbrechen nichts ahnte, die ihm in die Wiege gelegt waren. Und so fanden sie in ihm seine ungebrochene Fortsetzung.

Unter dem Motto Trauma & Drama: Wenn die Wunden weitergehen treffen vom 21. bis zum 26. August Expert:innen verschiedener Disziplinen zusammen, um „über die Folgen von Unrecht und Gewalt für unser Leben zu sprechen, das in früheren Zeiten verursacht wurde.“ Am Eröffnungsabend (Sonntag, 21. August) gibt Irene Kacandes ab 18 Uhr Einblick in die historische Gewaltforschung. Dabei wirft sie Fragen auf, die dazu auffordern, aktiv die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu hinterfragen, um das persönliche Verhältnis zu Gewalt zu erforschen. 

Wie stehe ich zum Thema Gewalt? Wie ist mein Verhältnis zu diesem Thema? Welche Geschichten werden gehört und welche nicht? Welche Stimmen werden zum Schweigen gebracht? 

Im Anschluss an Kacandes spricht die Ärztin und Gründerin von Medica Mondiale Monika Hauser mit Maxi Obexer über „Die Folgen des ungesehenen Leids: Traumata spalten und entsolidarisieren“.
Am Ende des Abends improvisiert Jörg Zemmler am Klavier und lässt „mehrschichtige Klang-, (Poly-)Rhythmus- und Soundteppiche“ entstehen, die „zwischen sphärisch und elektrisierend, zwischen Harmonie und Dissonanz, zwischen bestimmt und andächtig wechseln.“ – eine Reise in das nicht Vorhersagbare. 

Neben etlichen Vorträgen gibt es auch Lesungen und Buchvorstellungen u.a. von der ukrainischen Autorin Natalka Sniadalko und ihrem kürzlich erschienenen Roman Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde. Tiefgehende Erkenntnisse über die komplizierte Beziehung von Müttern und Töchtern wird Andrea Roedig bereithalten mit ihrem kürzlich erschienen Roman Man kann Müttern nicht trauen. Kaśka Bryla wird ihren zweiten Roman Die Eistaucher vorstellen.