Die Absetzung

Es ist nur mehr eine Frage von Tagen. Staatsanwalt Giancarlo Bramante will die Einleitung des Hauptverfahrens gegen Katia Tenti verlangen. Die Bozner Staatsanwaltschaft wirft der Ressortdirektorin von Landesrat Christian Tommasini die „Offenbarung und Nutzung von Amtsgeheimnissen“, sowie die „Störung der freien Durchführung eines Auswahlverfahrens durch Absprache“ vor.
Die Hintergründe sind bekannt. Katia Tenti ließ dem Bozner Bauunternehmer Antonio Dalle Nogare mit dem sie seit längerem in einer privaten Beziehung steht, vorab die Unterlagen für eine 25-Millionen-Euro-Wettbewerbsausschreibung des Wohnbauinstitutes zukommen. Die Ausschreibungsbedingungen sollen danach entsprechend den handschriftlich angemerkten Vorschlägen des Bauunternehmers abgeändert worden sein.
Katia Tenti und Antonio Dalle Nogare haben eine Anhörung vor dem Staatsanwalt ausgeschlagen. Ihr Anwalt Carlo Bertacchi hat zwar einen langen Verteidigungsschriftsatz hinterlegt, doch der hat die Staatsanwaltschaft keineswegs überzeugt. Im Gerichtspalast zweifelt inzwischen niemand mehr, dass es in diesem Fall zu einem Gerichtsverfahren kommen wird.
Die Reaktion
Die Ermittlungen laufen seit fast eineinhalb Jahren. Dennoch blieb Katia Tenti weiterhin die höchste Landesbeamtin im Tommasini-Assessorat. Christian Tommasini wollte sich – trotz der schwerwiegenden Vorwürfe – keineswegs von seiner rechten Hand trennen.
Jetzt aber dürfte Landeshauptmann Arno Kompatscher ein Machtwort gesprochen haben. Denn Katia Tenti wurde mit Beginn dieser Woche plötzlich versetzt. Das meldet am Dienstag exklusiv der „Corriere dell'Alto Adige“. Die Nachricht wird salto.bz von der Landesverwaltung bestätigt.
Die ehemalige Ressortdirektorin leitet ab sofort die Abteilung Vermögensverwaltung. Die Vermögensverwaltung, die Landerat Florian Mussner untersteht, war jahrzehntelang von Josef Urthaler geleitet worden. Urthaler ging Anfang Juni nach 38 Jahren im Landesdienst aber in Pension.
Für Tenti ist es nicht nur eine Versetzung sondern auch eine Herabsetzung im Dienstgrad. Unter Tommasini war Katia Tenti Ressortdirektorin. Jetzt ist die Beamtin nur mehr Abteilungsdirektorin und untersteht damit Mussners Ressortdirektor Valentino Pagani.
Für Tenti ist es nicht nur eine Versetzung sondern auch eine Herabsetzung im Dienstgrad.
Der Nachfolger
Bereits heute tritt Tentis Nachfolger sein Amt an. Paolo Montagner leitete lange die Abteilung Straßendienst, bevor er in die Landesagentur für öffentliche Aufträge wechselte.
Christian Tommasini und Paolo Montagner: Wechsel im allerletzten Moment.
Jetzt wurde er zum neuen Ressortdirektor von Christian Tommasini ernannt. In der offiziellen Pressemitteilung heißt es:
„Si tratta, quindi, di un avvicendamento tra dirigenti che mira a rafforzare le competenze tecniche nel settore cruciale e delicato dei lavori pubblici, garantendo contestualmente l'operatività del settore patrimonio.“
Auch so kann man es umschreiben, wenn man im allerletzten Moment die Notbremse ziehen muss.
Eine peinliche Notbremse denn
Eine peinliche Notbremse denn "Jetzt ist die Beamtin nur mehr Abteilungsdirektorin [Vermögensverwaltung] und untersteht damit Mussners Ressortdirektor Valentino Pagani.". In solchen Fällen sollte eigentlich ein freiwilliger (temporärer) Rückzug aus Führungspositionen und Entlohungen passieren. Aber Vitamin B ist halt wichtig in der Landesverwaltung bis zum bitteren Ende.
In reply to Eine peinliche Notbremse denn by Martin B.
Ich würde sagen, Beziehungen
Ich würde sagen, Beziehungen bestimmen das Leben: im Privaten, in der Wirtschaft, in der Politik und folglich auch in der Verwaltung; aber auch nicht mehr.
Meines Wissens ist Ressortdirektor/in keine Stufe in der Karriere einer Führungskraft in der Landesverwaltung, sondern wird vom Landesrat für die Dauer einer Regierungsperiode berufen (muss keine Beamter sein). Er/sie hat die Aufgabe, die Abteilungen des Ressorts zu koordinieren; ich glaube aber, er/sie zeichnet keine Verwaltungsakte. Ist de jure also kein direkter Vorgesetzter der Abteilungsdirektoren; das wäre der Generaldirektor.
In reply to Ich würde sagen, Beziehungen by Sepp.Bacher
Ergänzung: Dass die Posten
Ergänzung: Dass die Posten/Positionen so vertauscht werden konnten, ist nur möglich, weil beide schon im Rang des Abteilungsdirektors waren. Wäre Tenti nicht verbeamtet sondern von außen berufen gewesen, hätte sie entlassen werden müssen. Als verbeamtete Führungskraft kann sie aber nicht entlassen werden, solange ihre Schuld noch nicht endgültig bewiesen bzw. sie noch nicht vom Gericht verurteilt ist. Sie hätte wahrscheinlich beurlaubt werden können (oder so etwas ähnliches).
In reply to Ergänzung: Dass die Posten by Sepp.Bacher
... oder eben sich selbst
... oder eben sich selbst beurlauben (oder so etwas ähnliches). Aber das erlebt man heutzutage eben nicht mehr. Ich möchte bei solchen Verdächtigungen jedenfalls nicht ein untergebener Beamter sein. Nicht zu vergessen das Faß ohne Boden "Venedig ... Kulturhaupstadt" vehement und ohne Selbstkritik verteidigt eben von der Ex-Ressort-Direktorin!