Economy | Trumps Zollpolitik

Steigende Preise. Gefahr für  den Export

Wir wissen inzwischen, wie die Verhandlungen zwischen den USA und der EU über die Zölle ausgegangen sind.
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  • Im Großen und Ganzen werden sie einseitig nur für die Einfuhren in die Vereinigten Staaten 15 % betragen, doch die Verhandlungen sind bislang nicht vollständig abgeschlossen.

    Es fehlt die Umsetzung des Abkommens über die Gasimporte und die angekündigten 600 Milliarden Euro an Investitionen in den USA stehen in den Sternen. Eines ist jedoch klar: Die von Trump gegen Europa verhängten Zölle werden nicht ohne Auswirkungen bleiben.

    Dies dürfte auch für Italien und für Südtirol gelten. Besonders beunruhigend sind die Folgen für den Handel mit Lebensmitteln und den Maschinenbau.

    So gelang es beispielsweise nicht, Wein von den Zöllen auszunehmen.

    Südtirol exportiert zwar Qualitätswein im oberen Preissegment, was auch früher eher eine kaufkräftige Konsumentenschicht angesprochen hat.

    Man kann zwar davon ausgehen, dass sich diese Kunden auch weiterhin ein gutes Glas Wein leisten können, dennoch lassen sich die genauen Auswirkungen nicht präzise bestimmen. Erschwerend kommt der schwache Dollar hinzu, der ausländische Waren zusätzlich verteuert.

    Auch gelten Zölle mit unterschiedlichen Prozentsätzen für die einzelnen Nationen. Dies erschwert in einer vernetzten Welt, in der ein Endprodukt oftmals aus Bestandteilen verschiedener Länder zusammengesetzt ist, die Berechnung der anfallenden Zollgebühren erheblich.
     

    Doch abgesehen von den negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zeichnen sich auch politische Verwerfungen ab.

    So hat sich Indien – bisher ein verlässlicher Partner der Vereinigten Staaten gegen China – eine wichtige Rolle in den BRICS-Staaten gesichert. Dies geschah als Reaktion auf Trumps Arroganz und den Einsatz hoher Zölle als politisches Druckmittel.

    China, Russland, Nordkorea und Indien stehen sich heute näher denn je. Doch auch in anderen Ländern wächst der Unmut. Man denke nur an Brasilien, Kanada und Mexiko. Alte Verbündete wenden sich ab, und am Horizont zeichnet sich eine neue Weltordnung ab, in der Europa kaum noch eine Rolle spielen wird.

    Das sollte uns allerdings nicht allzu sehr überraschen, denn während sich die BRICS-Staaten zusammenraufen, verfällt Europa immer mehr in einen nicht mehr zeitgemäßen Nationalismus.

    Man hat den Lauf der Geschichte verschlafen oder sogar versucht, ihn zurückzudrehen. Ausdruck dieser Entwicklung ist der anhaltende Rechtsruck in Europa. Anscheinend ist nicht einmal die Geringschätzung alter Verbündeter Grund genug zum Umdenken.

    Was die Zölle betrifft, darf man sich nicht wundern. Sie waren schließlich eines der Hauptthemen in Trumps Wahlkampf.

    Vielleicht hat niemand so recht an deren konsequente Umsetzung geglaubt. Diese Umsetzung allerdings entbehrt jeder wirtschaftlichen Logik, und scheint ein Ausdruck von Trumps Launen zu sein.

    Auch sind die Zielsetzungen nicht immer eine Verbesserung der amerikanischen Handelsbilanz, sondern die Zölle werden als Druckmittel aus politischen Gründen (gegen Indien und Brasilien) oder sogar im Kampf gegen den Drogenhandel eingesetzt. Zölle werden sogar angedroht, wenn sich jemand weigert, die aus den USA unrechtmäßig ausgewiesenen Personen aufzunehmen.

    Auch ist die Argumentation der Trump-Regierung offensichtlich nicht nachvollziehbar. Die amerikanische Regierung weiß wahrscheinlich sehr wohl, wie die Dinge tatsächlich liegen. Leider scheint die amerikanische Öffentlichkeit bereit zu sein, jede Wahrheit zu schlucken, die man ihr vorsetzt.

    Nicht wirtschaftliche Überlegungen stehen im Vordergrund, sondern die gebetsmühlenartige Wiederholung des amerikanischen Traums von neuer Größe.

    Angeblich werden die Mehreinnahmen des US-Finanzministeriums aus Zöllen, wenn man die Einnahmen der ersten Monate hochrechnet, 300 Milliarden Dollar ausmachen. Dies ist sicherlich eine beträchtliche Summe, auch wenn sie bei weitem nicht ausreicht, um das Problem der öffentlichen Finanzen in Washington zu lösen.

    Wenn Trump frohlockt, dass Milliarden von Dollar aus derartigen Abgaben in die Vereinigten Staaten fließen, übersieht er die Tatsache, dass die von den USA eingeführten Zölle in der Vergangenheit immer zu einem Anstieg der Preise für importierte Produkte geführt haben.

    Diese werden zwar momentan von den amerikanischen Importunternehmen bezahlt, doch dürften sie schrittweise auf die Haushalte und Unternehmen jenseits des Atlantiks umgelegt werden. Kurz gesagt: Die Zölle bringen den Vereinigten Staaten keine Milliarden Dollar ein, denn es sind letztlich die Amerikaner selbst, die sie bezahlen.

    Zwar braucht es einige Zeit, bis die Importeure die Preiserhöhungen für Importe an die Verbraucher weitergeben. Heute dürften sie die höheren Preise noch durch Verringerungen ihrer Gewinnspannen auffangen.

    Dies erklärt, warum der Verbraucherpreisindex anscheinend bisher nicht den Anstieg verzeichnet hat, den man aufgrund der bisher eingeführten Zölle erwarten würde. 

    Diese 300 Milliarden Dollar beweisen paradoxerweise auch, dass die Amerikaner weiterhin erhebliche Mengen an Waren importieren. Die Jubelrufe der Vertreter der Trump-Regierung sind daher schwer verständlich.

    Man behauptet, dass sich die Vereinigten Staaten in einer Phase starker Wiederbelebung des verarbeitenden Gewerbes befinden. Unzählige Milliarden an Aktivitäten kehren angeblich zurück, mit fabelhaften Ergebnissen in den nächsten zwei Jahren.

    Dies ist zumindest widersprüchlich. Man versteht nicht, ob man sich darüber freut, dass die Einnahmen des Finanzministeriums steigen – was bedeuten würde, dass die Importe weitergehen – oder darüber, dass die Amerikaner weniger importieren und mehr in den Vereinigten Staaten produzieren. Sich über beides gleichzeitig zu freuen, ist schlichtweg unlogisch.

    Heute scheint es mehr darauf anzukommen, wie eine bestimmte Erzählung präsentiert wird, und weniger auf deren Inhalt und Wahrheitsgehalt.

    Ob sich die Wahrheit langfristig auch im 21. Jahrhundert durchsetzen wird, bleibt offen, denn in Zeiten künstlicher Intelligenz wird es immer schwieriger, die Wahrheit von der Lüge zu trennen!

    Josef Lazzari