Society | Integration

Würden Sie einen Flüchtling aufnehmen?

Flüchtlinge könnten doch auch in Hotels untergebracht werden, meint ein Hotelier aus Tirol. Was sagen Südtirols Gastwirte dazu?
Hotelzimmer
Foto: Pixabay

Josef Nothegger aus Kärnten lässt mit seinem Vorschlag aufhorchen. Flüchtlinge aufzunehmen ist nicht nur Sache der Politik, sie geht uns alle an. Nothegger ist Hotelier in Kärten er schlägt vor: „Jeder Hotelier in Österreich  soll bei Vollbetrieb des Hauses zwei Gästezimmer für Flüchtlinge zur Verfügung stellen – inklusive Verpflegung und kostenfrei.“

Rückmeldungen auf Notheggers Vorschlag trudeln ein, positive wie negative. Wir haben uns bei einigen Südtiroler Gastwirten umgehört. Aus dem Wiesenhof in Passeier eine klare Absage an den Vorschlag: „Zunächst sollen die Einheimischen eine Arbeit haben“, heißt es da. „In unserem Hotel kommt das sicherlich nicht gut an, auch nicht bei den Gästen. Die Chefitäten“, so erklärt die Angestellte am Telefon, „legen Wert darauf, dass Einheimisch in dem Betrieb Arbeit bekommen. Und wenn freie Zimmer an den zahlenden Gast gebracht werden können, wird sicherlich das zuerst gemacht.“

Passanten der Innsbrucker Innenstadt sehen den Vorschlag Notheggers so. (zu finden unter : Videos auf tt-online)

Alte, neue, überraschende Idee
Nothegger, der 2008 mit seiner Lebensgefährtin ein Hotel in Kärten gekauft  hat, sieht das anders. Sein Vorschlag ist übrigens nicht neu, schon vor zwei Jahren ist er mit der Idee an das Innenministerium in Österreich herangetreten. Eine Rückmeldung bekam er auch damals nicht. „Mich wundert auch, dass von anderen Hoteliers nichts kommt“, sagt Nothegger gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Überrascht ist Nothegger, verblüfft ist auch Herr Hellweger aus dem Berghotel Johanneshof im Antholzer Tal. Der Vorschlag des Kärntners stimmt ihn nachdenklich - er versucht die passenden Worte zu finden. „Reden kann man schon darüber, aber ob sich das vereinbaren lässt mit dem Hotelbetrieb...“ Hellweger ist unsicher, eine Meinung vom Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) wäre ihm wichtig, er sagt: „Da müssen alle im Betrieb mitspielen, durchdrücken kann man da nichts.“

Integration - wer ist zuständig?
Integration ist „kein Problem“ findet Nothegger, „wenn alle etwas dafür tun.“ Hermann Gögl vom Sterzinger Hotel Mondschein ist HGV-Ortsobmann, aus der SVP schied er kürzlich aus. Gögl findet klare Wort: „Eines ist, ob man solidarisch sein soll mit den Flüchtlingen. Aber eine Berufsgruppe kann doch nicht die Flüchtlingsproblematik lösen.“ Dass es jedem selbst überlassen sei zu entscheiden, ob er Zimmer an Flüchtlinge kostenlos vergebe sei eine Sache, meint Gögl, „hier eine Empfehlung auszusprechen, als HGV-Ortsobmann, das möchte ich auf keinen Fall.“ Und auch aus dem 99 Zimmer starken Bozner Stadthotel sagt man sanft, aber mit Nachdruck: "Mit kleinen Gesten helfen wir gerne, aber der Debatte um die Flüchtlingspolitik ist mit solchen Vorschlägen nicht geholfen. Man muss größer und weiter denken."

Josef Nothegger kann die Aufregung nicht verstehen. War ja nur ein Vorschlag, "ich hab es zumindest versucht."

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Oskar Egger Wed, 10/15/2014 - 18:00

Es ist wirklich zu überlegen, was zu tun ist. Meines Wissens stehen etliche öffentliche Immobilien leer, z.B. die Kasernen, die verlassenen Amtsgerichte, Zarenbrunn :), vielleicht wäre auch mancher Handwerker froh, wenn er die, nach Trimonti erworbenen Hallen zu fairen Bedingungen (z.B. Steuernachlass) bereit stellen könnte. Gastwirte und Hoteliers jetzt unter die moralische Mangel nehmen, finde ich nicht gut. Freiwillig ja, kann sich ja jeder melden und braucht damit nicht missionieren.

Wed, 10/15/2014 - 18:00 Permalink