Blauer Budenwart
Reinlichkeit ist für den deutschen Lanzer das erste Gebot.
Das steht zwar nicht im Parteiprogramm der Südtiroler Freiheitlichen, der Gedanke muss sich aber irgendwo in den Gehirngängen des freiheitlichen Landtagsabgeordneten Sigmar Stocker festgesetzt haben.
Nur so lässt sich erklären, dass sich der Bauer und Sekthersteller aus Terlan so große Sorgen um den Zustand der SH-Außenstelle in Wien macht. Bereits im Jänner hat Stocker eine Anfrage im Landtag eingereicht, in der er sich über die Haltung der Landesregierung über die „chaotischen Zuständen in der SH-Außenstelle Wien erkundigen wollte“.
Der Freiheitliche legte der Anfrage damals mehrere unscharfe Fotos bei, als Beweisstück für die angebliche Unordnung in dem SH-Büro in der Schwarzspanierstraße in Wien. Landeshauptmann Arno Kompatscher musste Sigmar Stocker damals aber eine enttäuschende Antwort geben: Auf den beigelegten Fotos sei nichts zu erkennen.
Von der Wiener SH-Bude muss auf jeden Fall eine akute Gefahr für die Gesundheit des Volkskörpers ausgehen. Denn das Thema beschäftigt den blauen Hygienedienst nachhaltig. Am 10. September 2015 marschiert deshalb der blauen Akademikernachwuchs auf. Der ehemalige Freiheitliche Parteisekretär und freiheitliche Studentensprecher Michael Demanega in einer Presseaussendung:
„Diese Außenstellen werden bekanntlich mit Südtiroler Steuergeld finanziert. Auch wenn es die Südtiroler Hochschülerschaft nicht glauben will, so wurden uns vonseiten Südtiroler Studenten in Wien mehrmals Protest-E-Mails und Fotos zugeschickt, die von katastrophalen Zuständen zeugen. Das scheint der Südtiroler Hochschülerschaft allerdings nicht einmal einer konkreten Aufarbeitung wert zu sein. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere freiheitliche Landtagsabgeordnete aus Südtirol demnächst in der Außenstelle in Wien vorbeischaut, um sich ein Bild von der Situation zu machen“
SH-Bude in Wien (mit Vorstand): Alarmruf des blauen Ausputzdienstes.
Michael Demanegas Ausputzanleitungen gipfeln dann in einer politik-hygienischen Analyse:
„Die Außenstellen sind weder aufgrund ihres Erscheinungsbildes, noch aufgrund der politisch-ideologischen Ausrichtung der „Südtiroler Hochschülerschaft“ und ihrer parteipolitischen Betätigung gegen unliebsame Parteien attraktive Informationseinrichtungen für Südtirols Studenten in den verschiedenen Hochschulstädten, sondern Trümmer-WGs, in denen man Gesellschafts- und Parteipolitik betreibt.“
Spätestens diese Nachricht müsste jedem Südtiroler Steuerzahler schlaflose Nächte bereiten. Die Staatsanwaltschaft am Riechungshof (nicht Rechnungshof) wird von Amtswegen sofort ein Ermittlungsfaszikel eröffnen müssen.
Doch es passiert nichts.
Zweiter PutzgangDie Staatsanwaltschaft am Riechungshof wird von Amtswegen sofort ein Ermittlungsfaszikel eröffnen müssen.
Deshalb legte Sigmar Stocker jetzt nach. Am 12. September reichte der freiheitliche Landtagsabgeordnete eine neue Anfrage im Landtag ein.
"Dem Unterfertigten wurden nun nochmals Fotos der genannten Außenstelle von frustrierten Studenten zugesandt, die nun auch für die Landesregierung eines klar darstellen dürften: Ein Chaos, das keinem Studenten zumutbar ist.“
Stocker will deshalb von der Landesregierung wissen:
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Was sagt die Landesregierung zu den Zuständen im Vereinssitz der SH- Außenstelle Wien?
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Sind der Landesregierung ähnliche Zustände in anderen SH-Außenstellen bekannt bzw. gingen bei der Landesregierung in den vergangenen drei Jahren Reklamationen darüber ein?
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Angesichts der Tatsache, dass das Land Südtirol der SH-Außenstelle Wien im Jahr 2014 17.860 Euro an finanziellen Beiträgen zugewiesen hat, welche Schritte gedenkt die Landesregierung gegen den Vorstand der „sh.asus“ Wien zu setzen?
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Gedenkt man nach diesen weiteren Fotos (siehe Anlage) in diesen Räumen endlich für Ordnung zu sorgen?
Freiheitlicher Sigmar Stocker: „Endlich für Ordnung sorgen“
Achammers AntwortDieses Mal ist Landesrat Philipp Achammer an der Reihe zu antworten. Dabei fällt die Antwort des Kultur- und Bildungslandesrates ziemlich bescheiden aus. „Es sind keine Reklamationen bei der Landesregierung eingegangen, noch ist diese darüber informiert, wie die SH-Aussenstellen gehalten werden“.
Am Ende lässt sich die SVP-Obmann dann aber zu einem klaren Zugeständnis hinreißen. Philipp Achammer: „Das Land wird, wie bereits erwähnt, ein Gespräch mit der sh.asus suchen und eine ordentlichere Haltung der Außenstelle einfordern“.
Es ist der Satz, der fast mehr Verwunderung hervorrufen dürfte, als der blaue Putzwahn.
„Das Land wird, wie bereits erwähnt, ein Gespräch mit der sh.asus suchen und eine ordentlichere Haltung der Außenstelle einfordern“.
Bildungslandesrat Philipp Achammer
Natürlich kann man den freiheitlichen Angriff auf die SH durchaus als politischen Revancheakt sehen. Die SH-Wien ruft – ganz wie es in demokratischen Rechtsordnungen vorgesehen ist – zum Protest gegen die FPÖ, den Akademikerball und andere rechtslastige Seilschaften auf. Die Blauen eiern deshalb seit Jahren an „der politisch einseitigen Studentenvertretung“ herum.
Sigmar Stocker tritt jetzt halt nochmals nach. Dass sich der Bildungs- und Kulturlandesrat jetzt aber auch noch in dieses unwürdige Spektakel einlässt, ist kein gutes Zeichen.
Denn hinter Sigmar Stockers Ruf nach Ordnung steht ein Geist, der weit gefährlicher ist, als es scheint.
Es gab schon einmal den „Südtiroler Ordnungsdienst“ (SOD). Man kann Franz Thaler, Südtiroler Deserteure oder die wenigen Überlebenden der Meraner Kultusgemeinde fragen, wie das Ganze damals abgelaufen ist.
Vor allem aber ist diese Aktion völlig hirnrissig.
Oder entscheidet in Zukunft der Kulturlandesrat und SVP-Obmann, welche Bilder der Südtiroler Schützenbund in seinem Büro aufhängen darf? Oder Landesrat Arnold Schuler, wann die Feuerwehr von Mitterplars das Löschfahrzeug waschen muss?
Landtagspräsident Thomas Widmann jedenfalls müsste über mögliche braune Flecken im Freiheitlichen Büro wachen.
Denn das wird im Gegensatz zur SH-Bude in Wien nicht nur mit Steuergeldern finanziert, sondern mit diesen auch geputzt.
Die Freiheitlichen sind an
Die Freiheitlichen sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Das Problem liegt doch eindeutig darin, dass die SH parteipolitisch Farbe bekennt. Das darf sie einfach nicht. Egal ob für oder gegen eine Partei, öffentlich geförderte Verbände oder Institutionen haben gefälligst politisch neutral zu sein. Mich wundert es immer wieder wie junge studierende, überhaupt der humanistischen Fakultäten, das nicht einsehen. Über die Nähe vom Bauernbund zu einer gewissen Partei haben wir uns Jahrzehnte lang (zu recht) aufgeregt und tun dies immer noch. Was sich der LVH beim letztem Referendum zum Thema Flugplatz (wird ja jetzt wieder aktuell) erlaubt hat, bleibt bis heute eine bodenlose Frechheit. Die SH scheint hier keine Spur besser zu sein.
Nur weil das ganze hier zu einer anderen Seite tendiert, scheint das niemand zu stören.Wie kleinkariert unser Bergvölkchen auch in der großen weiten (gebildeten) Welt bleibt.
In reply to Die Freiheitlichen sind an by Mensch Ärgerdi…
Für eine sozial gerechte
Für eine sozial gerechte Gesellschaft, gegen Rassismus und menschenverachtende Ideologie Farbe zu bekennen - ist einfach nur Zivilcourage. Das muss nicht parteipolitisch sein. Ich fürchte mich vor der FPÖ und das hat gute Gründe. Der neue arbeitslose "Vizebürgermeister" Gudenus will Flüchtlinge mit einem "Knüppel aus dem Sack" an der Grenze begrüßen. Strache darf nach einem Gerichtsurteil als Volkshetzer bezeichnet werden, weil er eben einer ist und rechtsextreme Gewalttaten zunehmen in diesem Klima. Soziale Abstiegsängste, schlechtbezahlte Jobs und Verarmung müssen Ernst genommen werden. Die FPÖ benutzt diese Probleme aber nur und betreibt selbst asoziale Politik mit Kürzungen im Sozialbereich und Steuererleichterung für Reiche. Die Südtiroler Freiheitlichen sind nicht anders. Danke an alle Menschen, die darüber nicht schweigen und andere informieren.
Schon komisch, dass das
Schon komisch, dass das gerade jetzt kommt. Normalerweise kommt um diese Jahreszeit eine Aussendung/Anfrage bezüglich des Martinsumzuges, weil irgendwo in Nordrhein-Westfalen dieser nicht mehr abgehalten wurde. Wobei besonders lustig ist, dass der hl. Martin per definition ein Gutmensch ist, der mit einem Bettler seinen Mantel teilt und die FH sonst immer für ein Bettelverbot eintreten, sozusagen dem hl. Martin keine Chance geben möchten, ein hl. zu werden.
In reply to Schon komisch, dass das by Ludwig Thoma
Heißt FH Freiheitliche
Heißt FH Freiheitliche Hochschüler? Ich kenne diese Bezeichnung bzw. Abkürzung so nicht; nur für Fachhochschule.
Bis Martini sind noch fast vier Wochen. Bis dahin haben sie sich sicher wieder erholt und Energie getankt für neue Aktionen.
Sodbrennen nach der
Sodbrennen nach der verlorenen Wienwahl oder was?