Erhellende Gartenschau
„Wir haben hier von Blumenketten, Fotografien, Zeichnungen, Stickereien, noch viele weitere Eindrücke aus den Gärten“, gibt sich Elisa Barison stolz, wenn sie über die gemeinsam mit der Künstlerin Carmen Müller in der Brixner Stadtgalerie realisierte Ausstellung Der Garten dahinter erzählt. „Das Sammeln und Zusammensetzen ergibt bei Carmen eine Art Gesamtkunstwerk“ sagt die Kuratorin aus Sterzing.
Carmen Müller ist eine Künstlerin, die genauer (als andere) auf bestimmte Details im Garten achtet und aus ihren kundigen Blicken und Betrachtungen, ihre Kunst direkt aus der Pflanze heraus entstehen lässt. Sie sagt, das sei für sie „ein künstlerisches Lebensthema“, mit dem sie sich ständig befasse: „Es ist eine unglaubliche Quelle der Inspiration, die nie versiegt. Es geht weiter und jedes Jahr entdecke ich wieder neue Schwerpunkte. Deswegen lass ich nicht los von diesem Thema.“
Ich hab die Stadt wieder liebgewonnen, durch diese Entdeckung.
Immer wieder entführt Carmen Müller die Besucher*innen ihrer Ausstellungen in die mittlerweile berühmt-berüchtigte Müller`sche Wunderkammer, die sie mit Pflanzen, künstlerischen Umsetzungen, Formen und Farben, sowie mit Informationen und mit historischer Sachliteratur fachgerecht bestückt. So auch in Brixen, wo sie seit rund einem Jahr für ihre Recherche zahlreiche private Gärten und Klostergärten aufgespürt hat. „Für mich ist das typisch, dass ich Orte durch Gärten erkunde. Mich interessieren aber auch die Personen die dahinterstehen, die Gärtnerinnen und Gärtner. Durch diesen Zugang hab ich die Stadt Brixen neu kennengelernt.“
In Brixen, wo sie nun ausstellt, hat Carmen Müller die ersten fünf Jahre ihrer Kindheit verbracht. Mittlerweile wohnt sie in Meran. Ihre kunstvolle Rückkehr in die Bischofsstadt unternahm sie sozusagen über das Studium der verschiedenen lokalen Gärten ihrer Geburtsstadt. „Ich hab Einblick nehmen dürfen“, erzählt sie, „auch hinter Klostermauern, in Gärten, die oft versteckt sind. Und ich habe gestaunt, wie viele wunderbare Gärten sich in der Altstadt von Brixen befinden. Ich hab die Stadt wieder liebgewonnen, durch diese Entdeckung.“ Für die Stadtgalerie hat Müller anschließend einen fein säuberlich zusammengesetzten Gemeinschaftsgarten entstehen lassen, der unmittelbar seit der Eröffnung, mittels Notizen, Zeichnungen, Malereien, Textilien und antiquarischer Literatur gedeiht und gedeiht.
Beinahe ein Jahr lang und in akribischer Regelmäßigkeit besuchte die Künstlerin die jeweiligen Gärten und setzte sich anschließend vertiefend mit dem ausgewählten Pflanzenmaterial und ihren herangereiften Beobachtungen auseinander. Es ist ein „intensiver Prozess“ der sie einnimmt und „einen Charme auf sie ausübt“, gesteht sie. Dies freue sie immer wieder, eben „neue Entdeckungen zu machen, Pflanzen und Dinge, die andere Mitmenschen gar nicht beachten und wahrnehmen.“ Spielerisch gelingt es ihr, die Einzigartigkeit und Handschrift jedes Gartens und der Menschen dahinter zu zeigen.
Mit ihrer großen Leidenschaft für Gärten hat sie ihr Lebensthema in Brixen erneut originell in die Räume verpflanzt. Und so ist der Gartensammlerin am Ende eine erhellende Gartenschau geglückt, in welcher sie mit ihrem gesammelten Gartenmaterial reichlich und wohliges (Kunst)-Licht in so manch dunkle Ecke und in so manch verborgenden Brixner Garten strahlt. Viel heller als jeder Hofburggarten.