Society | Südtiroler Medienlandschaft

Kurt W. Zimmermann: „Warum soll ich an die Athesia verkaufen?"

Die Ebner-Brüder haben die ff übernommen: Ein Gerücht, das in regelmäßigen Abständen die Runde macht und gerade in den vergangenen Monaten wieder aufflackerte. Was dahinter steckt, sagt ff-Direktor Kurt W. Zimmermann.

Herr Zimmermann, zumindest in unserer Branche hält sich hartnäckig das Gerücht, Sie hätten die ff an die Athesia verkauft. Haben Sie?
Das heißt es seit sechs Jahren, und das kann ich seit damals klar dementieren. Ein Verkauf an die Athesia war nie ein Thema, es haben nie Verhandlungen stattgefunden, ja, man hat sich nicht mal beschnuppert. Warum sollte ich die ff überhaupt verkaufen? Um mit dem Geld eine andere Zeitung zu kaufen? Wissen Sie, die Südtiroler sind wirklich Weltmeister in der Disziplin der Verschwörungstheorie.

Solch angebliche Verschwörungstheorien hat aber selbst der scheidende Landeshauptmann vor einiger Zeit verbreitet. Außerdem werden Sie regelmäßig bei Essen mit den Ebner-Brüdern beobachtet.
Was Luis Durnwalder anbelangt: Auch mir ist das zu Ohren gekommen, aber mehr weiß ich darüber nicht. Doch nachdem er sich in regemäßigen Abständen furchtbar über die ff aufregt, wird er das vielleicht schon mal in seinem Ärger hingeschmissen haben. Und wenn Sie von meinen Treffen mit den Ebners sprechen: Soll ich die morgens um vier vermummt auf dem Friedhof treffen, damit die Südtiroler nichts zu ratschen haben? Ich pflege nur das, was ich bereits mein ganzes Leben gepflegt habe. Man muss sich immer wieder mit den Konkurrenten austauschen.

Worüber denn?
Wir haben schließlich in unserer Branche viele gemeinsame Probleme und manche davon kann man nur gemeinsam lösen. Das ist übrigens in Deutschland und der Schweiz durchaus üblich, ja wahrscheinlich überall, außer in Südtirol.

Nur hatte man bislang eher den Eindruck, dass die Athesia die ff nicht nur totschweigt, sondern zumindest den Leuten, die für sie arbeiten, auch nicht gerade wohlgesonnen ist. Doch Sie wurden herzlich aufgenommen von den Ebner-Brüdern?
Ja, aber Sie dürfen nicht vergessen, dass ich Michl Ebner seit 20 Jahren kenne. Wir haben uns in der Schweiz kennengelernt, wo er zum Beispiel immer Gast bei den Kongressen der Schweizer Verleger war. Er wusste auch, dass ich mit einer Südtirolerin verheiratet bin. Also, warum soll ich einen alten Bekannten nicht mehr treffen, nur weil ich in Südtirol bin?

Doch zu viel Vertrautheit könnte dem Geschäft auch schaden – oder eben hartnäckige Verkaufsgerüchte schüren...
Also, dass die Athesia im journalistischen Bereich unser schärfster Konkurrent ist, dem wir allzu gern ins Bein beißen, ist natürlich auch logisch. Doch wenn es um Tendenzen geht, die alle Medien betreffen, ist ein Austausch sicher sinnvoll.

Von welchen Tendenzen sprechen Sie da zum Beispiel?
Zum Beispiel darüber, dass die Politik in Südtirol über PR-Maßnahmen immer stärker versucht, auf die Redaktionen Einfluss zu nehmen oder darüber, dass wir alle in der Branche gemeinsam überlegen müssen, wie wir den schrumpfenden Werbemarkt stabilisieren.

Das heißt in all den konstruktiven Gesprächen mit Ihrem langjährigem Bekannten Michl Ebner gab es nicht einmal den leisesten Versuch eines Angebotes für die ff?
Nein. Ich glaube, die Ebners sind ja auch nicht dumm. Wenn Athesia die ff übernehmen würde, wissen sie genau, dass die ff-Leser das nicht sehr schätzen würden und wohl wenige Abonnenten treu bleiben würden.

Und Sie verdienen ja auch nicht schlecht an der ff mittlerweile. Bei einem Gewinn von zuletzt 238.000 Euro liegen Sie sich nicht einmal so weit von der Athesia entfernt, die zuletzt mit ihrer Druck GmbH 543.000 Euro auswies. Wie funktioniert das, bei der derzeit schwierigen Marktlage?
Wir haben seit unserem Einstieg vor sechs Jahren natürlich schon gewisse Maßnahmen auf der Kostenseite getroffen und den Inseratenmarkt sehr intensiv bearbeitet. Doch der Hauptgrund für unsere Gewinne ist die starke Auflagensteigerung der vergangenen Jahre. Ich sage immer, wir sind vermutlich das einzige Nachrichtenmagazin in Europa,  das bei der Auflage stark zugelegt hat.

Um wie viel haben Sie zugelegt?
Ohne Kioskverkauf sind wir jetzt bei einer Abo-Auflage von 10.000 Stück, das sind 2.000 mehr also noch zwei bis drei Jahre davor. Dieser Erfolg ist übrigens nicht nur unserer eigenen Dichtkunst zuzuschreiben, sondern hat auch gewisse externe Ursachen. Als zum Beispiel der SEL-Skandal losging, hatten wir einen unglaublichen Zulauf an Neuabonnenten, da gab es Wochen, in denen 50 bis 70 spontane Abo-Bestellungen eingingen. Das war einfach der erste wirkliche Polit-Skandal in der Südtiroler Geschichte und da haben die Leute gesagt: Da ist etwas los, da muss ich mir eine eigene Meinung bilden.

Das heißt, dank SEL-Skandal konnte die ff ihr Profil als Aufdeckermagazin wieder schärfen, das sie im Vergleich zu früheren Jahren etwas verloren hat?
Ich glaube, dieses Profil hat sie immer gehabt. Stefan Weber, mein Partner, und ich sind nur keine Anhänger des Revolverjournalismus. Das heißt, die ff ist immer noch so kritisch wie früher, aber sie hat vielleicht einen etwas zurückhaltenderen Stil. Wir sagen immer, wenn du eine gute Information hast, musst du nicht vier Ausrufezeichen dahinter schreiben.

Das macht nun ohnehin Ihre direkte Konkurrenz, die Neue Südtiroler Tageszeitung.
Wir schätzen die Tagezeitung sehr, sie sind eine tolle Konkurrenz, die immer an Geschichten dran sind. Und das ist auch für uns durchaus ein Ansporn.

Jetzt hat die Tageszeitung mit Christoph Franceschini gerade einen jener Journalisten verloren, der besonders nah an den Geschichten dran war. Es heißt, Sie hätten ihm schon ein Angebot unterbreitet?
Herr Franceschini ist auf dem Markt. Ich habe mit ihm zwar keine Anstellungsgespräche geführt, aber er ist natürlich ein interessanter Journalist.

Und zum Abschluss noch ein letztes hartnäckiges Gerücht. Wenn Sie schon nicht an die Athesia verkaufen, sollten Sie und Stefan Weber zumindest Strohmänner für Investoren aus Wirtschaftskreisen um Thomas Widmann sein. Ist da etwas dran?
A
uch diesbezüglich kann ich Sie beruhigen: Dazu sind wir selbst finanzkräftig genug.