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Literarisches 2014

Viel zu weit ist der Begriff "Literatur in bzw. aus Südtirol". Um das Thema einzugrenzen, und einen Andockpunkt für den Litblog zu schaffen, hier ein Jahresrückblick.

Über Literatur in Südtirol ließe sich ausufernd schreiben, ließe sich tief in die Vergangenheit abtauchen und jene Autoren und Initiativen zutage fördern, die Ende der 1960er Jahre einen Anfangspunkt der Südtiroler Gegenwartsliteratur setzten, N.C.Kaser, Claus Gatterer, Joseph Zoderer, Gerhard Mumelter mit der Anthologie „neue literatur aus südtirol“. Man könnte beobachten, wie eine Weile lang versucht wurde, die Südtiroler Literatur als etwas Gesondertes und Spezielles in der deutschen Regionalliteratur hinzustellen: die Mehrsprachigkeit, das Leben an der Grenze zwischen Nord und Süd schienen einen eigenen Schlag von Autoren und Autorinnen bzw. von Texten zu generieren, die etwas gemeinsam hätten. Außer der Herkunft auch den verstärkten Bezug zur Heimat, zum Konzept Südtirol in den Romanen und Erzählungen? Darüber zu schreiben, maße ich mir nicht an, als Aufhänger für einen eingegrenzten Überblick der Südtiroler Literatur dient er doch.

In Japan wird derzeit über Südtirol und seine Autoren gesprochen: Am 15. November fand ein Seminar statt, das einen Vergleich der Südtirol-Bilder im Werk von Sabine Gruber und Joseph Zoderer wagen will, der Literaturwissenschaftler Atsushi Imai hielt darüber einen Vortrag im Rahmen einer 3-tägigen Veranstaltung die sich ausschließlich mit dem Werk der Schriftstellerin Sabine Grubers beschäftigt. Sie ist sicherlich jene Südtiroler Autorin, die die deutsche Gegenwartsliteratur mitprägt, eine der bedeutendsten Autorinnen ihrer Generation. 2014 erschien der etwas andere Reisefüher „111 Orte in Südtirol die man gesehen haben muss,“ den Gruber gemeinsam mit Peter Eickhoff herausgegeben hatte. Auch wurde ihr letzter Roman „Stillbach oder die Sehnsucht“ ins Italienische übersetzt, im Marsilio-Verlag.

Was machten die anderen Südtiroler Schriftsteller im vergangenen Jahr? Joseph Zoderer veröffentlichte im Haymon Verlag seinen Gedichtband „Hundstrauer“ und die Erzählung „Mein Bruder schiebt sein Ende auf“, allerdings 2013. Bei den Literturtagen Lana, die in diesem Jahr unter dem Motto „Abenteuer des Auges“ standen, las er aus seinem 1987 erschienen Roman „Dauerhaftes Morgenrot.“

Sepp Mall hat im September 2014 seinen neuen Gedichtband vorgestellt: „Schläft ein Lied“ ist „eine Betrachtung der Landschaften des Lebens, den Bildern aus der Kindheit, den Eindrücken einer ursprünglichen Welt.“ Neu im Haymon-Verlag erschienen ist Franz Tumlers „Hier in Berlin wo ich wohne“, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Toni Bernhart, gebürtiger Meraner, in Berlin lebend. Und auch Georg Paulmichl, der in Prad die Behindertenwerkstätte besucht und seit 1980 schreibt und malt, hat sein neues Buch bei Haymon herausgebracht: „Bis die Ohren und Augen aufgehen“ versammelt frühe Texte und Bilder. Neue Erzählungen gab es 2014 auch von Waltraud Mittich, „Abschied von der Serenissmia“ und Anne Marie Pircher „Zu den Linien“, Erika Wimmer veröffentlichte ihren Roman „Nellys Version der Geschichte“.

Die Gadertalerin Roberta Dapunt legte mit „Nauz“ eine Sammlung von Gedichten und Schwarz-Weiß-Bildern vor, die auf eindringliche Weise das bäuerliche Leben im Gadertal schildern. Ihr Verlag ist der folio-Verlag von Hermann Gummerer und Ludwig Paulmichl; sie pflegen eine Mischung aus Belletristik, Kunst- und originellem Sachbuch. Bei Raetia, dem ebenso wichtigen wie identitätsstiftenden Südtiroler Verlag dreht sich der Schwerpunkt um die Zeitgeschichte. Gerade erschienen Eva Pfanzelters Buch über die Erinnerungsorte der Südtiroler Umsiedelung „Option und Gedächtnis“, sowie eine Neuauflage von Friedl Volggers „Mit Südtirol am Scheideweg“ aus dem Jahr 1984. Ganz frisch und nach drei Tagen auf dem Buchmarkt bereits ausverkauft, das Buch von Christoph Franceschini, „SELfservice“ das die Machenschaften um die Landesenergiegesellschaft spannend und kurzweilig schildert.

Ein Genre für sich sind die neuen Tirolensien mit den Titeln: „Und rührs ein paar Vatter Unser lang“, Lieblingsgerichte aus dem Alten Tirol oder „Gsessn isch man lei ban Essn“, die Lebensgeschichten von Villnössern und Villnösserinnen. Doch genug der Aufzählung, nur noch eines, oder zwei. Der Meraner Künstler und Bunkerbesitzer Matthias Schönweger hat „Meine Rede“, seine Art die Welt zu sehen in Wort und Bild vorgestellt, und ebenfalls bei Raetia erschien das interessante „Fieber 68“, Siegfried Nitz schreibt vom Lebensgefühl des 68-Zeitgeistes in Südtirol.

Die Verlage klagen über finanzielle Not und ungenügende Unterstützung durch die öffentliche Hand, gemeinsam fordern sie eine neue und zeitgemäßere Art der Förderung. 2014 ist das Jahr, in dem diese versprochen und vom Südtiroler Landtag beschlossen wurde, künftig soll es eine Programmförderung nach österreichischem Vorbild geben und nicht mehr wie bisher die reine Titelbezuschussung über Drittvereine.

Wichtiges und stetig wachsendes Phänomen im vergangenen Jahr besonders für die jungen Literaten und aufstrebenden Autoren: die Poetry-Slam-Szene. Die Morgenstern-Trophäe wurde bereits zum fünften Mal in Südtirol ausgetragen, ein Wanderpreis an dem 12 Finalisten teilnahmen: der Bozner Haris Kovacevic überzeugte die Publikums-Jury mit seinem Text „Rote Ampel“. Die Slammer-Szene blüht und gedeiht in Südtirols Jugend- und Kulturzentren und bringt eine ganz eigene Art von lautmalerischer Literatur hervor. Auf dem Online-Portal LIPO tummeln sich junge Autoren und Autorinnen die gerne slammen, und solche die gerne schreiben, und oft tun sie beides.

Wie aber steht es um die alteingesessenen Literatur-Institutionen? Die SAV, Südtiroler Autorenvereinigung veranstaltet regelmäßig Lesungen, auch neue Autoren kamen hinzu, wie Wolfgang Nöckler, Matthias Vieider, Maria Hilber und Brigitte Knapp. Die politische Dimension der SAV ist in den Hintergrund getreten, genauso wie die anderer literarischer Kulturträger; der Südtiroler Künstlerbund beherbergt den Kreis Südtiroler Autoren, den ältesten Autorenverbund. Man veranstaltet Lesungen, Begegnungen und Diskussionen und ist auch bei den Wettbewerben aktiv; kürzlich hinzugekommen, der 2012 neu gegründete "Brixner Literaturpreis" für Erzählprosa.

Die Zeitschriften kulturelemente, Distel, Arunda oder der Skolast veröffentlichen nicht mehr oder nur mehr sporadisch. Die filadressa des Raetia-Verlages hat ein wenig diese Rolle übernommen, mehr aber noch jene einer Anthologie zu einem wechselnden Thema.

Die literarischen Veranstaltungen Südtirols hingegen wachsen im Kleinen wie im Großen und sind über den regionalen Rahmen hinaus präsent: Lyrikpreis Meran, die Malser Literaturtage, da Literaturfest im UFO Bruneck, der Franz-Tumler-Literaturpreis in Laas oder der N.C.Kaser-Preis in Lana bringen die Welt nach Südtirol, sorgen für Austausch und Frischluft in den literarischen Zirkeln.

Angekommen im November 2014, mit einem sicher nicht vollständigen Überblick der literarischen Ereignisse der letzten Zeit in Südtirol, soll nun auf „Literatur salto.bz“ weiter davon berichtet werden, was geschrieben, veröffentlicht und gelesen wird im Land und darüberhinaus.

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Haimo Perkmann Tue, 11/18/2014 - 10:53

Liebe Salto-Redakteurin, die KULTURELEMENTE erscheinen nach wie vor alle zwei Monate. Man nimmt in Südtirol weniger Notiz davon, weil fast 50 % der Hefte ins deutschsprachige Ausland, Deutschland, Österreich, Schweiz gehen. Somit sind die KE ein wichtiges Fenster nach außen. Unter anderem schreiben ja gerade Leute wie Roland Benedikter oder Robert Huez, Michael Hammerschmid oder Harald Wieser Gastbeiträge für die KULTURELEMENTE.

In der nächste Ausgabe, die Anfang Dezember versendet wird, finden sich Besprechungen zum Lyrikpreis Meran sowie Rezensionen zu Jan Wagner, Tex Rubinowitz und Sepp Malls neuem Lyrikband. Wie immer wird ein neuer, noch relativ unbekannter Südtiroler Autor(in) vorgestellt etc. etc.

Ab sofort übrigens auch online und als issuu einsehbar: www.kulturelemente.org

Tue, 11/18/2014 - 10:53 Permalink