Society | Sanitätsreform

Pasdera: Der Vergleich beginnt

Tag der Kostenwahrheit für Südtirols Sanitätswesen: Heute wird die Pasdera-Studie den Südtiroler Gewerkschaften übergeben.

Update: Seit Beginn der Diskussion um die Sanitätsreform geistert sie als wichtiger Einflussfaktor herum. Am heutigen Montag wird die Pasdera-Studie offiziell den Gewerkschaften übergeben. Bekanntlich keine politische, sondern eine gerichtliche Entscheidung, die von der Ärztegewerkschaft ANAAO beim Arbeitsgericht erzwungen worden war. Gesundheitslandesrätin Martha Stocker und Sanitätsdirektor Andras Fabi haben dagegen bis zuletzt ihre Befürchtung unterstrichen, dass eine Veröffentlichung des 600 Seiten starken Standardkosten-Vergleichs aller 170 Spitalsabteilungen durch den Gesundheitsökonomen Albert Pasdera für die Diskussion kontraproduktiv sein könnte und zu einem Krieg zwischen den Abteilungen führen könnte.

Wer sich dabei als Klassenbester hervortun kann, verriet schon vor Übergabe der Studie die Tageszeitung Dolomiten. Die effizienteste Abteilung des Landes ist demnach die Chirurgie am Meraner Spital, die um 14 Prozent unter den Standardkosten liegt.  Ebenfalls überdurchschnittlich schneidet die Meraner Abteilung für Augenheilkunde ab. Bei den stark diskutierten Gynäkologieabteilungen geht dagegen Bozen als Sieger hervor, wo die Standardkosten um 15 Prozent unterschritten werden. Ebenfalls unter der Standardpauschale liegen laut der Pasdera-Studie Brixen und Bruneck , während Sterzing sie um 18 Prozent, Schlanders um 22 und Innichen gar um 42 Prozent  überschreiten.

Doch wie relevant kann ein solcher Vergleich tatsächlich für die Entscheidungen der Reform sein? ASGB-Chef Tony Tschnett warnt in jedem Fall bereits vor der Übergabe der Studie vor zu einfachen Rückschlüssen. Ohne eine genauere Analyse seien die Daten nur beschränkt aussagekräftig. "Ich brauche nur in einer Abteilung einen Primar kurz vor der Pensionierung haben, dann sind die Personalkosten schon viel höher als in einer anderen Abteilung mit einem jungen Primar." Noch verzerrter sei ein Vergleich bei den Geburtenabteilungen, wo beispieslweise in Sterzing ein Mutter-Kind-Department mit integrierter Pädiatrie bestehe. Ob die Fußnoten zu den absoluten Zahlen in der allgemeinen Diskussion tatsächlich beachtet werden? Die kommenden Wochen werden es zeigen.