Society | Psychologie

Auch Software-Entwickler sind Menschen

Der Gemütszustand beeinflusst auch bei Programmierern die Leistungsfähigkeit. Mit seiner Doktorarbeit zu diesem Thema füllt Daniel Graziotin eine Forschungslücke.
Note: This article was written in collaboration with the partner and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Dass Neurosen für die Produktivität förderlich sind, das mag – wie wir von Sigmund Freud wissen – zwar auf Künstler zutreffen, aber in den meisten Berufen ist doch eher das Gegenteil der Fall. Generell ist es ein positiver Gemütszustand, der das Leistungsvermögen des Menschen wachsen lässt. Der Frage, inwiefern seelisches Wohlergehen auch die Produktivität von Software-Entwicklern steigert, hat sich Daniel Graziotin nun seit drei Jahren gewidmet. Als Ergebnis seiner Untersuchungen präsentierte er am 12. Januar seine Doktorarbeit „Towards a Theory of Affect and Software Developer’s Performance“. Aufgrund dieses ungewöhnlichen Forschungsschwerpunkts zwischen Psychologie und Informatik kann sich Daniel Graziotin bereits mehrerer Angebote für Forscherstellen an deutschen und skandinavischen Universitäten erfreuen. Entschieden hat er sich für eine weitere Laufbahn in Stuttgart.

 

Wie bist du überhaupt zu diesem speziellen Forschungsthema gekommen?

Mein Projekt entsprang der Idee, auch die menschliche Seite des Programmierens zu beleuchten. Ich habe beobachtet, dass die Forschung im Gebiet der Software-Entwicklung dazu tendierte, den Programmierer als rein rationalen Agenten, beinahe schon als Robot zu betrachten. Und man untersuchte beispielsweise sein Leistungspotential, ohne dabei die menschliche Seite zu berücksichtigen. Diesen humanen Aspekt außer Acht zu lassen erschien mir als ein Mangel in der wissenschaftlichen Methode, den es zu beheben gilt. Knapp und etwas überspitzt ausgedrückt geht es also um die Frage: „Was geschieht, wenn ich mal nicht in der rechten Laune bin, mich ans Programmieren zu machen?“

In deiner Arbeit hast du eine Gratwanderung der Disziplinen beschritten. War es schwierig, Psychologie und Software-Entwicklung unter ein Dach zu bringen?

Anfangs musste ich mich einfach völlig in die Psychologie stürzen. Die ersten zwei Jahre des Doktorats habe ich mich ausschließlich damit beschäftigt, zuerst mit der Psychologie im allgemeinen, dann mit Arbeitspsychologie. Im Zuge dessen kam ich sogar dazu, in ein paar Fachzeitschriften der Philosophie zu publizieren. Erst daraufhin fing ich an, die erworbenen Kenntnisse und Theorien in meinem Bereich anzuwenden.

Hast du dich dabei auch in die Neurowissenschaft begeben?

Ehrlich gesagt hatte ich damit sehr wenig zu tun. Im Laufe meiner Forschung habe ich naemlich bemerkt, dass es in der Neurowissenschaft noch sehr viel zu entdecken gibt. Dort ist man noch an einem Punkt, von dem aus man sehr wenig über solche psychologische Fragen, wie sie mich beschäftigt haben, aussagen kann. Andere Fragen lassen sich hingegen besser beantworten, z.B. hat man, von neurologischen Studien ausgehend, herausgefunden, dass bei Männern und Frauen im Empfinden kaum Unterschiede bestehen, obwohl die gängige Meinung beispielsweise besagt, dass Frauen emotionaler sind.

Solche Unterschiede gibt es aber zwischen Software-Entwicklern und den übrigen Menschen?

Software-Entwickler sind Menschen mit Gefühlen und Launen wie alle anderen auch. Der Grund, warum man sich darauf spezialisieren kann, ist, dass die Auswirkungen dieser Gefühle und Launen auf den Beruf unterschiedlich sein können. Unser Job ist beispielsweise sehr kreativ und lässt dem Programmierer einen großen Freiraum, denn obwohl wir im Grunde Ingenieure sind, ist das Endprodukt unserer Arbeit schwer messbar, nicht greifbar.

Was hat deine Forschung letztlich ergeben? Wie wirkt sich eine schlechte Laune auf die Produktivität eines Programmierers aus?

Schlussendlich habe ich festgestellt, dass es keine großen Unterschiede zwischen der Software-Entwicklung und den meisten anderen Berufen gibt: Ein negativer Gemütszustand wirkt meistens beeinträchtigend auf die Produktivität, auch wenn es Ausnahmen gibt, beispielsweise kann sich eine schlechte Laune positiv auf das Lösen von mathematisch-logischen Problemen auswirken.

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gorgias Mon, 01/18/2016 - 22:39

"Schlussendlich habe ich festgestellt, dass es keine großen Unterschiede zwischen der Software-Entwicklung und den meisten anderen Berufen gibt: . . ."

Warum hätte es auch anders sein sollen?

"auch wenn es Ausnahmen gibt, beispielsweise kann sich eine schlechte Laune positiv auf das Lösen von mathematisch-logischen Problemen auswirken."

Gibt es da keine Studien, die sich mit dem Lösen von mathematisch-logischen Problemen beschäftigtigen im Rahmen einer Berufsausübung? Man hätte da eventuell zurückgreifen können.

Hat die ganze Sache einen Mehrwert oder auch etwas überraschendes? Nun gibt es halt eine Studie die belegt, dass Softwareentwickler Arbeitspsychologisch kaum von anderen Ingerneursberufen unterscheiden.

Warum langweilen mich diese UNIBZ-PR-Artikel immer nur so?

Mon, 01/18/2016 - 22:39 Permalink