“Kein Job, in dem man alt wird”
Überraschend hat Manuel Massl am Montag auf der Sitzung der SVP-Parteileitung seinen Rücktritt als Parteisekretär angekündigt. Im Frühsommer will er sein Amt niederlegen und sich “beruflich neu orientieren”. Der SVP will er weiterhin erhalten bleiben, als ehrenamtlicher Mitarbeiter.
Es war Philipp Achammer, der als frisch gekürter 28-jähriger Parteiobmann im Juni 2014 den gleichaltrigen Massl für das Amt des Landessekretärs vorschlug. Mit dessen Abgang muss sich der Parteiobmann nun auf die Suche nach einem neuen Landessekretär beziehungsweise einer neuen Landessekretärin machen. Achammer hatte das Amt selbst ab 2009 und bis zu seiner Wahl in den Landtag 2013 inne. Daher weiß er genau, was den Neuen oder die Neue erwartet.
Herr Achammer, nach seinem Rücktritt ist Manuel Massl der zweite Landessekretär, der der SVP innerhalb von nur zwei Jahren abhanden kommt. Liegt ein Fluch auf dem Amt?
Philipp Achammer: Ich möchte zu Martin Alber (Parteisekretär bis 2014, Anm. d. Red.) folgendes richtigstellen: Laut Parteistatut ist es so, dass der amtierende Parteiobmann für die Dauer seiner Amtszeit einen Landessekretär vorschlägt. Und der vorhergehende Landessekretär Martin Alber war der Sekretär, den Richard Theiner, also mein Vorgänger, als meinen Nachfolger bestimmt hat. Und entsprechend war mit meiner Wahl zum Parteiobmann seine Auswechslung eigentlich vereinbart.
Bei Manuel Massl war das hingegen nicht der Fall.
Ich bedauere den Schritt, den Manuel Massl gesetzt hat, sehr. Aber man muss seine Entscheidung als solche respektieren und akzeptieren. Mein Bedauern rührt daher, dass ich sehr gut mit ihm zusammengearbeitet habe und weil er ein sehr, sehr genauer und zuverlässiger Landessekretär war und ist. Aber wie gesagt, seine Entscheidung ist zu respektieren.
Ich glaube nicht, dass der Job des Landessekretärs an Attraktivität verlieren wird.
Die offizielle Erklärung war ein Rückzug aus familiären Gründen…
Dazu muss und wird er auch selbst Stellung beziehen. Aber er hat auch mir gegenüber deutlich gemacht, dass es für ihn einige Veränderungen geben wird und er sich deswegen – aus beruflichen und familiären Gründen – neu orientieren möchte. Und das habe ich selbstverständlich so zu respektieren, auch wenn ich es mir natürlich nicht gewünscht habe.
Bei seiner Ernennung war Massl 28 Jahre alt. Sie selbst waren bei Ihrem Amtsantritt als Parteisekretär 24 Jahre alt und wissen, wie der Hase läuft. Ist man als junger Mensch in einem solchen Amt irgendwann schlicht überfordert?
Nein, vom Alter kann man da nichts ablesen. Davon halte ich auch gar nichts. Ein Junger kann seine Arbeit genauso hervorragend machen wie ein Älterer. Ein Junger kann genauso überfordert sein wie ein Älterer. Also das hat sicherlich nichts mit dem Alter zu tun. Weil ich die Funktion aber sehr gut kenne, da ich sie für vier Jahre selbst ausüben durfte, kann ich sagen, dass es eine sehr, sehr intensive und anstrengende Arbeit ist, die neue Herausforderungen mit sich bringt. Und es ist sicherlich kein Job, in dem man alt wird.
Wie kann man sich die Aufgaben und Funktionen eines SVP-Landessekretär vorstellen? Wozu braucht es diese Figur in der Partei überhaupt?
Im Wesentlichen kümmert er sich um die innerbetriebliche Organisation, das heißt, er führt die hauptamtlichen Mitarbeiter der Partei. Zum zweiten ist er für die Verwaltung und die Finanzierung verantwortlich. Ebenso gehört die Organisation von Projekten, Kampagnen und Initiativen der Partei dazu. Und schlussendlich hat er auch eine politische Funktion in der Partei. Diese Aufgabe hat aber jeder Landessekretär in der Geschichte der Partei anders wahrgenommen.
Beim neuen Landessekretär ist mir in erster Linie wichtig, dass er die Reorganisation gut und den Sanierungskurs weiterführt.
Wie haben Sie Massl als Sekretär erlebt?
Manuel Massl war ein Sekretär, dessen Amtspreriode von den vielen innerbetrieblichen Veränderungen des vergangenen Jahres gekennzeichnet war.
Die da wären?
Das vergangene Jahr war aufgrund mehrerer Faktoren, die zu geringeren Einnahmen der Partei geführt haben, von großen Veränderungen geprägt – wie in allen Parteien übrigens: Abschaffung der Parteienfinanzierung, geringere Mitgliedsbeiträge, weniger Abgaben. Die SVP hat sich in ihrem hauptamtlichen Apparat sehr stark verändern müssen. Müssen! Aufgrund dieser Umstände war ein harter Sanierungskurs notwendig. Und das brachte mit sich, dass neben einem sehr stark reduzierten hauptamtlichen Betrieb auch eine Reorganisation notwendig ist. Die übrigens Hand in Hand geht mit der Reform des Parteistatus, die Anfang Mai gemacht und auch einiges neu ordnen wird. Manuel Massl war sehr stark mit der Umsetzung des Sanierungskurses beschäftigt, ebenso wie mit der innerbetrieblichen Situation.
Was kommt nach Massls Weggang auf Sie als Parteiobmann zu?
Wir werden uns entsprechend vorbereiten und dem Parteiausschuss zur rechten Zeit einen neuen Vorschlag unterbreiten, damit ein möglichst guter Übergang gemacht werden kann.
Was steht in der Stellenbeschreibung für den neuen SVP-Landessekretär? Was muss ein möglicher Nachfolger oder eine mögliche Nachfolgerin mitbringen?
Den großen Schwerpunkt sehe ich momentan in der Verwaltung und der Reorgansation. Dort wird am meisten zu tun sein. Ich glaube, dass die kommenden Monate ganz stark von einer innerbetrieblichen Neugestaltung geprägt sein werden. Daher ist es für mich beim neuen Landessekretär in erster Linie wichtig, dass er die Reorganisation und den Sanierungskurs gut weiterführt. Das ist sicherlich die Haupt-Managementaufgabe.
Es ist sicherlich kein Job, in dem man alt wird.
Hört sich nicht sehr verlockend an…
Nun ja, der Landessekretär ist immer auch ein bisschen derjenige, der in Situationen, in denen Not am Mann oder an der Frau herrscht, da sein muss: ob bei politischem Argumentieren, bei der Betreuung der Ortsobleute, der Organisation, der Verwaltung. So habe ich es damals erlebt. Als ich den Job angenommen habe, habe ich ihn als eine vielfältige, unglaublich spannende Aufgabe und als eine große Chance erlebt. Deshalb glaube ich nicht, dass der Job des Landessekretärs an Attraktivität verlieren wird – im Gegenteil, es ist eine ganz tolle Herausforderung.
Die Sie auch weiterhin einem jungen Kandidaten zutrauen?
Ich muss mich jetzt erst neu orientieren. Die Entscheidung von Manuel Massl ist relativ frisch und dementsprechend gibt es noch etwas Zeit, um einen neuen Vorschlag zu unterbreiten. Ich muss mir erst meine Gedanken machen, gemeinsam mit der Parteiführung und indem man zusammen überlegt, was für die Partei in diesem Moment gut ist. Und das kann morgen ein Jüngerer wie ein Älterer sein, das kann ich heute noch nicht sagen. Das Wesentliche ist, jemanden Fähigen zu finden, der bereit ist, diese Aufgabe wahrzunehmen.