Unsichtbarer Superheld
Fragt man einen Ackerbauern, was sein Lieblingstier ist, so wird er vermutlich ohne viel Zögern sagen: der Regenwurm! Denn kaum ein Tier tut mehr für einen gesunden Boden als Lumbricus terrestris, der gemeine Regenwurm, und seine Artgenossen. Er zerlegt abgestorbene Pflanzen und verteilt sie – was er übrigens sowohl im Vorwärts- wie auch im Rückwärtsgang beherrscht. „Dabei lockert er den Boden auf und durchlüftet ihn“, erklärt Ackerbauberater Vinzenz Spengler. „Der Klimawandel wird künftig mehr Starkregenereignisse bringen. Aber wenn der Boden gut vorbereitet und gesund ist, kann er auch in kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen und Überflutungen sowie Erosion abpuffern.“
Zusätzlich speichert der Boden mehr Wasser und hält es für den Pflanzenanbau verfügbar. Überschüssiges Wasser kann an Ort und Stelle versickern und wird nicht weggespült. Das führt dazu, dass wieder Grundwasser gebildet wird und regional verfügbar bleibt. Damit der Regenwurm sich im Boden wohlfühlt und seine Arbeit verrichten kann, braucht es aber eine schonende Bodenbearbeitung und einen Verzicht auf Pestizide wie Herbizide: „Der Regenwurm braucht den Biolandbau und der Biolandbau braucht den Regenwurm!“, bringt es Spengler auf den Punkt. Als Ackerbauberater hat er es täglich mit den kleinen Tieren zu tun, denn Bioland schult seine Mitglieder sowohl im biologischen Anbau wie auch zu Themen wie dem Erhalt der Artenvielfalt auf den Äckern, dem Humusaufbau oder der Bodengesundheit.
Nicht nur der Regenwurm gehört zum so genannten Edaphon, der Masse aller Mikroorganismen und anderen Bodenbewohner. Er hat noch jede Menge Kollegen: Bis zu zehn Tonnen Bodenlebewesen können auf einem Hektar leben - das entspricht dem Gewicht von 15 Kühen. Das Edaphon sorgt dafür, dass Humus gebildet wird, die abgestorbene organische Bodensubstanz, die Pflanzen mit Nährstoffen wie Stickstoff oder Phosphor versorgt. Auch das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) bindet der Humus – und entzieht es so der Atmosphäre. Wenn der Biolandbau den Regenwürmern und anderen Bodenorganismen eine gesunde, pestizid- und herbizidfreie Arbeitsatmosphäre bietet, dann ist das folglich aktiver Klimaschutz.
10 Regenwurm-Fakten:
• Regenwürmer helfen dem Boden, sowohl Dürre wie auch Nässeperioden besser zu überstehen.
• Regenwürmer tragen aktiv zum Klimaschutz bei, indem sie dem Boden helfen, CO2 zu speichern
• Regenwürmer sind Zwitter: Sie besitzen sowohl weibliche wie auch männliche Geschlechtsorgane, und das sogar jeweils in doppelter Ausführung.
• Regenwürmer können abgetrennte Segmente ihres Körpers neu bilden.
• Regenwürmer können ihr Vorderende verdünnen und in schwerem Boden als Bohrer benutzen.
• Regenwürmer sind überwiegend nachtaktiv.
• Regenwürmer stabilisieren ihre Gänge, indem sie die Wände mit Schleim bestreichen.
• Regenwürmer atmen durch die Haut.
• Regenwürmer haben keine Augen, können aber mit Hilfe von lichtempfindlichen Zellen zwischen Hell und Dunkel unterscheiden.
• Jeder Regenwurm hat zehn Herzen.
Angelika Franz - Presse-/Öffentlichkeitsarbeit, Bioland Niedersachsen