Society | Partnerschaften

Ehen in Gefahr?

Während das Landesamt für Statistik den Rückgang der Eheschließungen in Südtirol meldet, bringt die italienische Regierung ein Gesetz zur schnelleren Scheidung auf den Weg. Die Kirche befürchtet einen "Anschlag auf die Familie".

1.842 Paare gaben sich in Südtirol im Jahr 2013 das Jawort, das entspricht einem Rückgang von 11,5% gegenüber dem Vorjahr. Die Eheschließungsrate liegt nunmehr bei 3,6 Hochzeiten je 1.000 Einwohner. Man traut sich immer später und der Anteil der standesamtlichen Eheschließungen nimmt kontinuierlich zu. Das kann zum Teil auf die vermehrten Zweitehen und internationalen Mischehen zurückgeführt werden. So die Meldung des Landesamtes für Statistik Astat. 

Gleichzeitig liegt der italienischen Abgeordnetenkammer ein Gesetzesentwurf zur schnelleren Regelung der Scheidungen vor. Während zwischen gesetzlicher Trennung und Ehescheidung bisher drei Jahre liegen mussten, soll diese Zeit nun auf ein Jahr verkürzt werden, wenn die Partner ihren Streit vor Gericht austragen wollen. 6 Monate Trennungsfrist hingegen sollen künftig ausreichen, wenn das Auseinandergehen einvernehmlich geschieht.

Heftiger Widerspruch kam bereits von der katholischen Kirche. Die Verkürzung der Trennungsfrist sei ein "Anschlag auf die Institution Familie", der Vorsitzende des Ufficio Nazionale per la Pastorale della famiglia, Don Paolo Gentili spricht sogar von einem potentiellen Zerfallsprozess der Gesellschaft, dessen kleinste Zelle die Familie eben sei. Die Möglichkeit, sich leichter scheiden zu lassen, schwäche den Verantwortungssinn der Ehepartner.

Das italienische Scheidungsrecht war 1970 gegen den entschiedenen Widerstand der katholischen Kirche eingeführt worden. Am 26. Mai soll der Gesetzesentwurf zur schnelleren Scheidung von der Abgeordnetenkammer verabschiedet werden.