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Causa Wolf: Wie unbequem darf Journalismus sein?

Wie unbequem darf der öffentlich-rechtliche Rundfunk gegenüber der Politik sein? Mit der Causa Armin Wolf liefert Österreich ein praktisches Fallbeispiel.

In Südtirol ist es das Schreckgespenst, das nun vor allem mit dem Projekt Landes-RAI an die Wand gemalt wird: Die Politik, die versucht Einfluss auf eine unabhängige und kritische Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu nehmen. In Österreich wird derzeit gerade vorgeführt, wie ein solches Szenario konkret aussehen kann. Zumindest, sofern die Gerüchte um die politische Verschwörung gegen einen der bekanntesten Unbequemen des ORF stimmen: „ZIB 2“-Anchorman Armin Wolf.

Auf dessen Bildschirm-Abschied wurde am Wochenende auf der Titelseite der Tageszeitung Österreich spekuliert. Der Hintergrund? Ein  aufsehenerregendes ZIB 2-Interview des Journalisten mit Michael Spindelegger zur Abwicklung der Hypo Alpe-Adria. Dabei hatte Armin Wolf den Vize-Kanzler und ÖVP-Chef vergangene Woche bei einer Antwort unterbrochen, um nachzuhaken. Spindelegger reagierte heftig: „Was ist das für eine Art? Lassen sie mich gefälligst ausreden. Sie wollen nur sich selbst reden hören.“ Laut Österreich der Tropfen, der das Fass in der ÖVP-Zentrale zum Überlaufen brachte. Dort würde man nun gemeinsam mit der SPÖ, deren Chef Werner Faymann sich bereits seit einem Sommergespräch im Vorjahr nicht mehr von Wolf interviewen lässt, an dessen Demontage basteln. Nachdem ORF-Boss Alexander Wrabetz dem Vernehmen nach hinter seinem (zumindest beim Publikum) beliebten Moderator steht, wird die Option gehandelt, Armin Wolf durch eine Beförderung zum Fernsehdirektor oder Chefkommentator des ORF von  der täglichen Berichterstattung wegzubekommen.

Warnschuss für Politik

„Das klingt nach echtem Plan: Jemanden der in einer Sendung stört, gleich zum TV-Direktor zu befördern“, so der ironische Kommentar des Betroffenen selbst im sozialen Netzwerk Twitter. Dort ist Armin Wolf mit 111.000 Followern in Österreich ein echter Star. Entsprechend häufig gelesen auch Wolfs dortiges Marc-Twain-Zitat zur Causa: „The news of my death has been greatly exaggerated – die Nachricht von meinem Tode ist stark übertrieben.“  Immerhin sei die Regierung laut seiner Kenntnis des ORF-Gesetzes nicht für Moderatoren-Besetzungen im ORF zuständig, zitierte ihn der österreichische Standard.

Zur Sicherheit stellt sich im Netz aber dennoch eine breite Gefolgschaft an UnterstützerInnen hinter den Journalisten. „Armin Wolf soll Nachrichtensprecher bleiben“, so der Titel einer Facebook-Gruppe, die „vorbeugend eine Warnung für die Politik sein soll, unbequeme Journalisten nicht strafzuversetzen“. Seit Sonntag hat die Seite knapp 5000 Likes bekommen. Ein Grund, den einer der zahlreichen Wolf-Fans für seine Unterstützung liefert: Dank Armin Wolf hätte es der Vize-Kanzler geschafft, die antrainierte Medienmaske mal fallen zu lassen und vor lauter Ärger fast authentisch rüberzukommen: „So muss Fernsehen sein!“

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Harald Knoflach Mon, 06/16/2014 - 18:59

bedenklich. armin wolf macht nur seinen job. und den macht er gut. er ist einer der wenigen, der auch antworten auf seine fragen mit nachdruck einfordert und die interviewten nicht ausweichen lässt. das sollte eigentlich normalität sein. z.b. hat spindelegger die erste frage in besagtem zib-interview nicht beantwortet. dann darf er sich nicht wundern, wenn er in der folge energischer zur beantwortung aufgefordert wird bzw. bei falschangaben korrigiert wird.

Mon, 06/16/2014 - 18:59 Permalink