Society | Rentenskandal

Aufbruchsstimmung bei Hitze und Bier

Bekanntlich machen sommerliche Temperaturen schläfrig und schlapp. Dem „Südtiroler Frühling“ machte die Hitze nichts aus – in Bozen trafen sich gestern die Mitglieder

Der Rentenskandal hat in Südtirol viel Empörung und Zorn hervorgerufen, doch die Protestwelle gegen die Pensionsvorschüsse der Politiker ist in der Zwischenzeit wieder abgeflaut. Dem medialen Desinteresse am Rentenskandal will die auf Facebook gegründete Aktionsgemeinschaft „Südtiroler Frühling entgegenwirken.

Am Dienstag Abend war ins Bozner Batzenhäusl geladen worden, zum Ersten Mitgliedertreffen. Via Facebook waren Einladungen an die über 1.000 Mitglieder verschickt worden und tatsächlich waren es rund dreißig Personen, die gestern Abend den Weg ins (nicht nur von der Sonne) aufgeheizte Bozen fanden. Eine beachtliche Zahl, wenn man die Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit vieler Facebook-Initiativen denkt. Und doch, „von die tausend Leit sein net viele do“, bemerkt eine der Anwesenden.

Als Sprachrohr für die Südtiroler Bevölkerung, als Schnittstelle zwischen Politik und Bürger, so sieht sich der Südtiroler Frühling, dessen Kern ein Team von 12 Personen bildet, die Koordination, Organisation und Moderation der Tätigkeiten übernommen haben.

Auf die Frage, wie denn der Name entstanden sei, wird der Prager Frühling, dessen Dynamiken und Ideen als ausschlaggebend für die Namensfindung genannt. Vorsichtiger ist auch vom Arabischen Frühling die Rede. Fest steht jedenfalls, dass der Unmut in der Bevölkerung und der Wunsch nach einer grundlegenden Erneuerung von Politik und Gesellschaft die Knospen aller drei „Frühlinge“ zum Aufgehen gebracht hat und auch in Südtirol bald Früchte tragen soll.

Der mit etwas Verspätung – weil im Stau gestandene – eingetroffene Walter Harpf stellte den „Südtiroler Frühling“ kurz vor, wobei er die dringende Notwendigkeit der (weiteren) Aufklärung und Information der Bürger, nicht nur über den Rentenskandal, sondern etwa auch über anstehende und bereits angelaufene Großprojekte, unterstrich. Die von Sebastian Felderer, dem zweiten Gründer, erstellte Facebook-Gruppe, soll dabei als Medium für das Vorhaben des SF´s dienen und vor allem auch junge Menschen erreichen, „die ja bekanntlich schwer zu motivieren sind“.

Es gebe „keine gerade Linie“ innerhalb der Bewegung, vielmehr würde versucht, überparteilich Kontakt  mit Politikern herzustellen und eine Kommunikations- und Austauschplattform zu errichten. Neben den Initiatoren der Bewegung waren folglich auch Politiker ins Batzenhäusl geladen worden und einige, wie Oswald Schiefer (SVP), Sigmar Stocker (Freiheitliche) und Paul Köllensperger (M5S) auch gekommen.

Neben Information und Transparenz ist das Ziel der Bürgerbeteiligung ein sehr zentrales für die Bewegung und man hatte aus diesem Grund Stephan Lausch von der Initiative für mehr Demokratie gebeten, die Grundprinzipien der Direkten Demokratie wie er und die Initiative sie sehen, zu erläutern. Nach dem kurzweiligen Input von Stephan Lausch, lag es dann an den Anwesenden, Ideen einzubringen und darüber zu diskutieren, wie es in naher und ferner Zukunft mit dem „Südtiroler Frühling“ weitergehen soll. An der Diskussion beteiligten sich auch die anwesenden Landtagsabgeordneten mehr oder weniger lautstark.

 

Große Genugtuung meinerseits, dass es dreißig Mitglieder waren, die den Weg nach Bozen gefunden haben. Der Unterschied zwischen dem Sagen und Tun ist eben groß. Der Trend in der fb-Gruppe hat sich aber auch beim Treffen bestätigt: Auffallend viele Frauen sind heute politisch engagiert und haben klare Vorstellungen für die Zukunft. Das stimmt mich zuversichtlich.

Thu, 07/17/2014 - 07:23 Permalink