Durnwalders letzte Sommerkonferenz
Nur mit Greta spazieren gehen will er nicht, entscheidend mehr Zeit aber seiner Frau widmen. Politik vermischt sich auf der Pressekonferenz in Pfalzen mit Privaten, offen bleibt bis zum Schluss wann es die Hochzeit geben wird, aber in Tischgesprächen sickert durch „sì, ci sarà un matrimonio, quando lui avrà finito tutto.“ Mit ihr zu sprechen, mit Angelika Pircher, seiner Lebenspartnerin, die sich strahlend und braun gebrannt am Rande der Gäste bewegt, wollen alle. „Nein, ich gebe keine Interviews,“ lacht sie. Gekonnt umschifft die Mutter von Durnwalders jüngster Tochter Greta allzu aufdringliche Journalistfragen, „das sagt alles er hier.“ Die Gespräche gibt der Herr, und als am Ende die Frage fiel, aus der Riege der Zuhörenden, als die italienischen Ausführungen des Landeshauptmannes sich dem Ende neigten, der Übergang von der Politik ins Private geschafft war, da hielten alle kurz die Luft an: „Ma il viaggio di nozze, quando lo farà, signor Durnwalder?“ Seine Lebensgefährtin eilt herbei, lacht, im Gespann Tageszeitungs Herausgeber Arnold Tribus, vielleicht jetzt doch eine offizielle Bekanntgabe? Ein breites Lachen überzieht sein Gesicht, Durnwalder antwortet schelmisch: „Guardi forse più presto di quanto voi vi aspettate.“ Tribus zieht wissend von dannen, in der Luft hängt ein Ja, ein Nein gab es nicht.
Die Erfolge, das Schwarze Loch
Doch zurück zum Wesentlich dieses Tages, doch was kann wesentlicher sein, als eine Heirat? Eine Amtszeit von 24 Jahren füllt Bücher, zeigt Projekte her und Bauten, Straßen, Umfahrungen, Flirtzüge, Gespräche, Treffen, Beschlüsse, Gesetze. Nach dieser Tätigkeit, nach diesen intensiven Jahren sagt Durnwalder: „Ich werde wahrscheinlich in ein schwarzes Loch fallen, in der Zeit danach, das ist doch normal, wenn einem niemand mehr um Rat fragt, wenn die Einladungen ausbleiben." Doch zunächst sonnt er sich in seinen Erfolgen, die zählt er auf, fein säuberlich, zehn Punkte insgesamt sind es. Beim Mailänder Abkommen hält er sich etwas länger auf. 2009 von ihm, Minister Giulio Tremonti und Roberto Calderoli unterzeichnet, hätte es eine sichere Finanzierung und die Übernahme neuer Kompetenzen durch das Land bedeutet. Dann kam Monti und hart urteilt der Landeshauptmann „die Regierung Monti war die schlechteste für Südtirol, was die Autonomie betrifft.“
Der Brenner, die Mebo
Die Euroaparegion Tirol nennt Durnwalder, wenn es um darum geht, her zu zeigen. „Sie gibt es nicht nur auf dem Papier, es ist eine wirkliche, kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit“ sagt der Chef, „die meisten von ihnen hier wissen wahrscheinlich gar nicht mehr wie es war, über den Brenner zu fahren und Angst zu haben, was falsches im Auto mit zu führen.“ Er erinnert sich wie die Zollstange am Brenner fiel, an die Feier mit Wendelin Weingartner "das hat mich schon sehr gefreut." Und die Erfolgsbilanz geht weiter: die Verhandlungen mit der Bahn, mit dem Militär „wenn wir Wohnungen für das Berufsheer schaffen, dann lassen sie unsere Sozialwohnungen in Ruhe“, der Bürokratieabbau, den neuen Sprachvorhaben
in den Schulen „der Schulkalender hat sich bewährt.“ Nicht zu vergessen der Strukturbereich „wir haben viele Umfahrungen der Dörfer auf den Weg gebracht, ausständig sind noch Vahrn, Meran, Kiens oder Percha, wir haben die Rittnerbahn, das Fahrradnetz mit 550 Kilometern.“ Und zentral: der Friede zwischen den Sprachgruppen, "wenn Tibet oder Russland uns fragen wie wir bei der Autonomie tun, dann muss es schon etwas Gutes sein."
Einen Spickzettel vor sich liegend umreißt er die Eckdaten seiner Amtszeit „dass mein Nachfolger so lange im Amt bleiben wird wie ich, kann ich mir nicht vorstellen und ich würde es ihm auch nicht wünschen.“ Regieren macht auch müde, „Politiker müssen Verantwortung übernehmen“, sagt der Landeshauptmann „das hab ich immer getan, auch wenn ich für viele Projekt, wie die Mebo oder die Universität oft ausgepfiffen wurde. Wer könnte sich heute noch ein Südtirol ohne Mebo vorstellen?“
Was steht noch an?
Der Erfolg gibt ihm oft recht, das weiß er. Um seine Alleingänge weiß der Politiker allerdings auch und gesteht ein „Ich bin kein Nobelpreisträger in Sachen Demokratie aber dafür hab ich einiges auf den Weg gebracht.“ Eine entscheidende Wegstrecke war für Durnwalder die Energie: „Was wir im diesem Sektor auf den Weg gebracht haben, darauf bin ich stolz. Wir haben 50 Millionen Euro Einnahmen jährlich, wir können eine eigenständige Energiepolitik seit 2007 betreiben. Das ist sehr viel, wir können jetzt nicht alles schlecht machen und alles auf den strafrechtlichen Teil reduzieren.“ Das Bild von Laimer taucht auf, Durnwalder spricht weiter, weiß, es gibt noch vieles zu tun, die Zeit drängt: Forschung und Entwicklung vorantreiben, Export fördern „in Tirol stehen sie bei 35 Prozent, wir krebsen noch immer bei 20 Prozent herum, unsere Wirtschaft muss auf die Beine kommen, bei 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum müssen wir uns Maßnahmen überlegen.“ Arbeitsplätze schaffen, Generationenvertrag, Sonderprogramme für Jugendliche „die Krise ist da, wir haben 4,1 Prozent Arbeitslose, 11 Prozent bei den Jugendlichen, wir müssen aktiv bleiben.“ Und dann wieder der Verweis auf die Projekte, Durnwalders Lieblinge: Bahnhof Bozen, Bibliothek Bozen, Gefängnis Bozen, genau hier wolle man ansetzen, kleine und mittlere Handwerksbetriebe fördern.
Für die Landtagswahlen zeigt sich Durnwalder optimistisch, warum auch nicht? "Wir werden die absolute Mehrheit wieder schaffen, Kompatscher wird an die 70.000 Stimmen erhalten." Die Frage eines Journalisten "Was,wenn er nur 50.000 Stimen einfährt?" Durnwalder antwortet knapp und lacht: "Ich spreche nicht über etwas, das nicht eintreten wird." Der Landeshauptmann schließt gerne mit den Pluspunkten, mit dem was da ist „ich fahre oft duchs Land und schauen mir an was alles Gutes passiert ist.“ Ja, Durnwalder ist zufrieden, mit sich, seiner Familie, seinem Land „es soll uns weiterhin gut gehen, wir leben im Wohlstand, im Wohlbefinden und das soll weiterhin so sein.“ Es herrscht Frieden bei Speck, Schüttelbrot und einem Glasl Wein, im Haus Durnwalder, Lupwaldweg 17.