Durnwalders RAI-Konferenz
Was rettet die Medien im Land seit Jahren, wenn die Saure-Gurken-Zeit ihren Höhepunkt erreicht? Auch wenn Ferragosto 2014 erstmals ohne Luis Durnwalders traditionelle Sommerpressekonferenz in Pfalzen verbeigeht: Ganz auf den Alt-Landeshauptmann sollen die SüdtirolerInnen auch heuer nicht verzichten, befand man bei RAI Südtirol. Und so bekamen am Samstag zumindest FrühaufsteherInnen im Morgengespräch des Radiosenders ein „So sig holt i’s“ des Alt-Landeshauptmanns serviert. Der stellt zwar gleich zu Beginn klar, dass er nicht zu jenen Besserwissern gehört, die im Nachhinein den Lehrmeister spielen wollen. Das hielt Luis Durnwalder aber dennoch nicht davon ab, in alter Bestimmtheit seine Meinung zu den aktuellen Geschehnissen abzugeben.
Benko-Fan
Am akzentuiertesten äußerste Durnwalder diese zum Bozner Dauerbrenner Busbahnhofsareal, bei der er keinerlei Scheu an den Tag legte, Partei für den Tiroler Investor René Benko zu ergreifen. Ein „junger fähiger, sehr motivierter und begeistert Unternehmer, der vieles wagt, und gezeigt hat, dass er die Fähigkeit hat, in die Zukunft zu schauen und Risiken entsprechend abwägen zu können“, befindet der Alt-Politiker. Umso größer ist sein Unverständnis dafür, wieso man jemanden Schwierigkeiten macht, der 300 Millionen Euro investieren will und allen voran Lösungen für das Verkehrsproblem der Landeshauptstadt vorlegt.
Wenn er auch dem Namen Erlebnishaus GmbH nicht direkt in den Mund nahm, sendete der Alt-Landeshauptmann dennoch eine deutliche Botschaft an die heimischen Unternehmer, die nun mit Benko um die Neugestaltung des Areals buhlen: Jeder habe das Recht, etwas Ähnliches einzureichen – „aber es darf halt nicht so sein, dass man versucht, irgendetwas vorzulegen, um jemand anderen hinaus zu specken, und dann letztesn Endes nicht baut“. Denn, wie Luis Durnwalder eindringlich erklärte: „Bozen hat das Gesicht verloren, es muss wieder eine eigene Identität bekommen, als Wirtschaftsstadt, als Handelsstadt, als Stadt der Begegnung zwischen Norden und Süden“. Und genau in diesem Sinne hätte das Projekt Benko „glänzend hineingepasst“.
Von Renzi zu Kompatscher
Durnwalder beschränkte sich aber nicht nur auf die Einschätzung von Tiroler Investoren. Matteo Renzi? Den italienischen Premierminister habe er anfangs eher als „Großmaul“ eingestuft – „in der Zwischenzeit muss ich sagen, dass er sich schon bemüht und den Mut hat, schwierige Themen aufzugreifen – auch wenn bisher konkret noch nichts da ist.“ Seinem Nachfolger Arno Kompatscher stellt Luis Durnwalder vorerst die Zwischenbewertung „fleißig, intelligent und bemüht“ aus. „Ob er alles einhalten kann, was er angekündigt hat, wird man sehen, aber er ist sicher ein guter Nachfolger“, erklärte er gegenüber Radiochefin und RAI-Südtirol.Vizechefredakteurin Heidy Kessler.
"Wir haben Schulden hinterlassen? Im Gegenteil..."
Entschlossen zeigte sich Durnwalder bei der Verteidigung seiner eigenen Amtszeit. Allen voran bei der Zurückweisung des Vorwurfs, seine Landesregierung habe Schulden hinterlassen. „Im Gegenteil, auch der Landeshauptmann hat festgestellt, dass wir über 200 Millionen Euro an Überschuss gehabt haben.“ Dazu kämen noch 700 Millionen für den Rotationsfonds und 250 Millionen Euro für die Region. Alles in allem sei die neue Landesregierung finanziell bislang keineswegs schlechter aufgestellt. „Der diesjährige Haushalt ist sogar etwas höher als jener, den ich zuletzt vorgelegt habe“, sagte Durnwalder.
Ganz auf Verteidigungslinie blieb er auch in Sachen Autonomiereform: „Man sollte nicht die eigene Unfähigkeit als Schuld der anderen interpretieren“, wies er Francesco Palermos Kritik der vergangenen Tage noch einmal deutlich zurück. Sein Wunsch an die heutigen Verhandler in Rom: Die internationale Absicherung all jener Kompetenzen, die nach dem Paketabschluss herein geholt wurden, sowie „zumindest der Versuch, die beiden Autonomen Provinzen Südtirol und Trentino als eigene Region anzuerkennen“. Leicht sei das alles nicht, räumt auch Luis Durnwalder ein. Zumindest nicht so leicht, wie im Nachhinein zu kritisieren, so seine Botschaft. Ob in Pfalzen oder im Hörfunkt - der Alt-Landehauptmann bleibt defintiv der Alte.
Rai Südtirol, ex Sender Bozen
Rai Südtirol, ex Sender Bozen, trauert offensichtlich dem Presseschmaus in Durnwalders Domizil in Pfalzen nach. Bekanntlich lud der ehemalige Präsident der Provinz Bozen die Vertreter der Presse des engeren Alpenraumes alljährlich im August in sein Pflanzer Domizil zum sogenannten Sommergespräch. Ein Grillfest, das im Ort selbst im Laufe der Jahre mit der wenig rühmlichen Bezeichnung "Würstelbeißerkonferenz" bedacht wurde. Durnwalders Nachfolger, Arno Kompatscher, hat mit dieser Tradition radikal gebrochen. Einen Aufschrei der Medienkonsumenten gab es deswegen erwartungsgemäß nicht. Was den einen die Wurst ist, ist den anderen eben wurscht.
Rai Südtirol, ex Sender Bozen
Rai Südtirol, ex Sender Bozen, trauert offensichtlich dem Presseschmaus in Durnwalders nach. Bekanntlich lud der ehemalige Präsident der Provinz Bozen die Vertreter der Presse des engeren Alpenraumes alljährlich im August in sein Pflanzer Domizil zum sogenannten Sommergespräch. Ein Grillfest, das im Ort selbst im Laufe der Jahre mit der wenig rühmlichen Bezeichnung "Würstelbeißerkonferenz" bedacht wurde. Durnwalders Nachfolger, Arno Kompatscher, hat mit dieser Tradition radikal gebrochen. Einen Aufschrei der Medienkonsumenten gab es deswegen erwartungsgemäß nicht. Was den einen die Wurst war, ist den anderen eben wurscht.