Environment | Gastbeitrag

„Keine freie Wahl“

Der Südtiroler Ableger von PAN Europe (Pesticide Action Network) zum Salto-Interview mit Arnold Schuler über Glyphosat, die Risikostudien und ein neues gefährliches Gift.
glyphosat
Foto: upi
Tatsächlich wurde die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eigens dafür gegründet, die Wirkstoffe entsprechend zu bewerten. Tatsache ist, und das sieht man vor allem beim Fall Glyphosat, dass die EFSA selber keine wissenschaftliche Bewertung einzelner Wirkstoffe macht, sondern nur das übernimmt, was Institutionen des RMS (Reporting Member State) weitergibt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Deutschland war dazu beauftragt, die von der Glyphosat Task Force (GTF) eingereichten Studien zu analysieren und eine Empfehlung an der EFSA zu geben. Aus Untersuchung von Global2000 – Helmut Burtscher-Schaden - geht eindeutig hervor, dass das Bundesministerium dabei ganz blind und ohne zusätzliche Analysen die Unterlagen von der GTF übernommen hat.
Die von der GTS eingereichten Studien werden von der Industrie durchgeführt und finanziert. Alle unabhängigen wissenschaftlichen Studien wurden systematische aus dem Antragsdossier entfernt bzw. nicht berücksichtigt.
Eine auf Gewinn-orientierte Hersteller oder Hersteller-Konsortium wird nie behaupten, dass ihre Wirkstoffe krebserregend sind, da das EU-Pestizidgesetz vorsieht, dass diese Wirkstoffe keine Zulassung bekommen.
Die von der GTS eingereichten Studien werden von der Industrie durchgeführt und finanziert.
Zum Bewertungsansatz: Das Krebsforschungsinstitut IARC verfolgt (und dies bereits seit über 40 Jahren) einen gefahren-basierten Ansatz. Bei der inhaltlichen Gestaltung der EU-Pestizidverordnung (2009) wurde diesen Ansatz für die Klassifizierung und Kennzeichnung von Chemikalien übernommen. Aus dem Grund bezeichnete man diese EU-Verordnung als „das Beste Pestizidgesetz der Welt.“ Mindestens auf Papier.
Bereits jetzt haben wir das nächste Thema auf der EU-Agenda. Den Wirkstoff Chlorpyrifos.
Bereits jetzt haben wir das nächste Thema auf der EU-Agenda. Der Wirkstoff Chlorpyrifos, welcher auch in der Südtiroler Landwirtschaft eingesetzt wird, steht unter Verdacht das Gehirn bei Ungeborene zu beschädigen, und kann später zu Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit führen. Auch hier werden die Hersteller sicher nur Studien zulassen, die diesen Wirkstoff als unbedenklich einstufen.
Mehrere unabhängige und führende Wissenschaftler weltweit beschäftigen sich seit Jahren mit diesem Thema, und konnten mehrmals den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, dass der  Wirkstoff Chlorpyrifos die Krankheit Autismus auslösen kann.
 
Auch der Vergleich und Beispiel des roten Fleisches ist einen erneuten Versuch das Thema Pestizide zu bagatellisieren. Bei Fleisch, Kaffee, Alkohol, … kann der Konsument selber entscheiden, ob er diese Produkte kauft und konsumiert. Anders sieht es bei den Pestiziden aus. Bei der Ausbringung (auch in Südtirol – siehe Spielplatzstudie des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz in Südtirol / 2017) und die daraus resultierende Abdrift, landen die Wirkstoff auch dort wo sie nicht gebraucht werden. Die Bevölkerung wird "zwangsbeglückt", und es gibt keine freie Wahl.
Bei den Alternativen zu Glyphosat war die Gegenüberstellung zu einfach. Der Trade-Off kann nicht sein wie viel Lebewesen man bei beiden Methoden tötet, und dann noch den Energieaufwand der Alternativen negativ bewertet, sondern man muss auch die möglichen medizinischen Langzeitfolgen des Pestizideinsatz plus deren Folgekosten für die Gesellschaft mit einkalkulieren.
Zuallerletzt sind wir beim Märchen "die Dosis macht das Gift". Seit Jahrzehnte ist sich die Wissenschaft einig, dass, gerade bei hormonwirksamen Chemikalien (EDC) - kommen auch in Südtirol zum Einsatz - eine kleine Menge eine wesentlich schädlicher Wirkung entfalten kann.
Zuallerletzt sind wir erneut beim Märchen "die Dosis macht das Gift". Seit Jahrzehnte ist sich die Wissenschaft einig, dass, gerade bei hormonwirksamen Chemikalien (EDC) - kommen auch in Südtirol zum Einsatz - eine kleine Menge eine wesentlich schädlicher Wirkung entfalten kann. Bei der bereits zitierten Spielplatzstudie wiesen 10, der 14 auf Südtiroler Spielplatz gefundene Wirkstoffe eine mögliche oder wahrscheinliche hormonschädliche Wirkung auf.