Herrenkohlern
Foto: ©Oswald Stimpfl
Hiking | Ausflug der Woche

Kohlern, der Hausberg der Gemeinde Bozen

Trotz der Stadtnähe und der leichten Erreichbarkeit ist dieser Hausberg Bozens nicht überlaufen, ein Grund mehr für einen erlebnisreichen Ausflug.

Länge: 9,4 km

Gehzeit: 3 h 15 min

Höhenmeter: 510

Anfahrt und Parkplatz: Die Talstation ist mit Stadtbus Linie 1 (Kohlerer Seilbahn - Grieser Platz) erreichbar, die Seilbahn fährt im Sommer im 15 Minuten Takt. Fahrplan unter www.kohlererbahn.it Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt 8€

 

Zu Gemeinde Bozen gehört auch der Kohlerer Berg, mit einer Seilbahn leicht erreichbar. Ein Aussichtsturm, Gasthöfe, Wiesen und Wälder laden zum Spazieren und Wandern ein. Trotz der Stadnähe und der leichten Erreichbarkeit ist dieser Hausberg Bozens nicht überlaufen, ein Grund mehr für einen erlebnisreichen Ausflug.

Wir fahren mit der Kohlererseilbahn in die Höhe, das Ticket lösen wir nach der Ankunft in der Bergstation. Wenige Meter neben der Bergstation fällt schon der 35 m hohe hölzerne Aussichtsturm ins Auge, den wir nun besteigen. Die Aussicht ist grandios, tief im Talkessel Bozen, das weite Etschtal gegen Meran zu, der Mendelkamm, die fernen hohen Dreitausender der Ötztaler mit der über 3700 m hohen Weißkugel, Jenesien, der Ritten und im Osten die Dolomiten mit dem mächtigen Schlernbuckel. Im Rücken liegen die Häuser von Herrenkohlern, die Häuser wurden im 18.Jh von Stadtbewohnern und Herren aus dem niederen Adel, den "Herren", erbaut. Auf der kleinen Vergebung nahe der Bahn liegen das noble Hotel Kohlern, der Gasthof Klaus, der Uhlhof und eine prächtige, türmchengekrönte Villa im romantischen Stil des ausgehenden 20. Jh. Schon im 16. Jh. sind hier Bauernhöfe erwähnt, einer der Besitzer hieß Klaus, der andere Uhl (von Ulrich), die Namen gingen auf die Höfe über und die Häusergruppe hieß eben Bauernkohlern.

Für unsere Wanderung folgen wir dem breiten Weg E5, auf Asphalt geht es zu den Häusern von Herrenkohlern. Der Bauer vom Pirchhof verwahrt den Schlüssel zur Kirche Maria Himmelfahrt, die Mitte des 18. Jh. erbaut wurde. Sie ist einfach, aber stimmig im Stil des Barocks eingerichtet. Nun geht es auf einem Forstweg weiter, bald zweigt rechts der Weg Nr. 6 zu den Schneiderwiesen ab, bei einer Wegkreuzung halten wir uns links und folgen einem etwas holprigen Waldsteig zur Titschenwarte, der Wegweiser gibt eine halbe Stunde Gehzeit an. Die Titschenwarte ist ein Aussichtspunkt auf 1540 m, mit einer hölzernen, überdachten Plattform, Tischen und Bänken. Weder geht es nun in wenigen Minuten zum Gipfel des bewaldeten Titschen (1640 m), das Mini-Gipfelkreuz wird von den umstehenden Bäumen und einer nahen riesigen Umsetzerantenne überragt. Im Zweiten Weltkrieg stationierte die deutsche Wehrmacht hier Flak-Geschütze,  (Fliegerabwehrkanonen), sie sollten die Angriffe der alliierten Bomberstaffeln, welche von Italien über die Alpen nach Deutschland flogen, verhindern. Überall im Wald stehen noch die Ruinen der Mannschaftsbaracken. Für den Rückweg gehen wir ein Stück zurück und nehme die Abzweigung (5A) zu den Schneiderwiesen, dort liegt auf einem ebenen Sattel das beliebte und immer gut besuchte gleichnamige Ausflugsgasthaus. Der Weg Nr. 1 bringt uns nach Bauernkohlern und zu Bergstation zurück.

Die Bar bei der Titschenwarte

Unter einem der Tische am Aussichtspunkt hat der Winzer Josephus Mayr Unterganzner vom gleichnamigen renommierten Weingut in Kardaun ein kleines Depot mit Weinflaschen und schönen Kelchgläser angelegt. In einer Blechdose sind Korkenzieher und ein "Gipfelbuch" aufbewahrt. Ein Prosit und ein großes Dankeschön an den edlen Spender, ich habe einen guten Schluck genossen.

Kohlern, der Zauberberg

Über Kohlern gäbe es viel zu erzählen: Einmal war die Bahn die erste für den Personentransport offiziell zugelassene Seilbahn, sie wurde am 29. 6. 1908 eröffnet. Erbauer war Josef Staffler, der tüchtige Gastwirt vom Gasthaus zum Riesen in Bozen an der Ecke Goethestraße - Dominikanerplatz. Er wollte aus Kohlern einen mondänen Ferienort machen, leider kam der Aufschwung mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs ins Stocken und nach dem Krieg waren die wirtschaftlichen Zeiten schwierig. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bahn bombardiert und zerstört, erst etliche Jahrzehnte später gelang der Wiederaufbau. Die Marmorbüste Stafflers steht neben der Bergstation. Ganz ist das Projekt der Bozner Sommerfrische Kohlern nicht gelungen, es stehen zwar einige Ferienvillen von Stadtbürgern im Wald versteckt, abgesehen vom modernen und gut geführten Hotel Kohlern, verströmt die Siedlung einen verstaubten Charme, es scheint als sei die Zeit stehen geblieben. Die Tennisplätze werden nicht mehr genutzt, ein Waldteich wurde seinerzeit zu einem Schwimmbad umfunktioniert, er erhielt eine Betoneinfassung und einen Sprungturm, neben der Liegewiese standen Umkleidekabinen. Den Teich gibt es noch, längst wird darin nicht mehr geschwommen. Anstelle der Umkleidekabinen wurden eine hölzerne Überdachung und ein Servicegebäude mit Grillstelle erbaut, Vereine können die Anlage für Feste von der Gemeinde Bozen anmieten. Der Uhlhof, im Besitz der Gemeinde Bozen, wird für Kindersommerferien, Ausstellungen und Umwelt-Kurse genutzt. Auch die Wanderwege sind zwar gut markiert, die Instandhaltung hätte Nachholbedarf.


Die Einkehr

Gasthof Schneiderwiesen

Beliebt und viel besucht, großer Gastgarten, Speisesäle, Liegewiese, Kinderspielplatz, Tiroler Kost. Tel.: 0473 250500, www.schneiderwiesen.it, in der Nebensaison Mi Ruhetag. Dez. Jan., Feb. geschlossen

 

Gasthof Klaus

Einfacher Gasthof nahe der Bergstation, Gastgarten und -stube, verglaste Veranda, Tel. 0471 329999, [email protected], Kohlern 15, Bozen - Do Ruhetag.

 

Gasthof Kohlern

Aus dem traditionsreichen Gasthof hat sich ein feines Hotel mit viel Komfort entwickelt. Tagesgäste sind in Bar und Restaurant willkommen, das Haus ist Mitglied im Verbund "Südtiroler Gasthaus" und den einheimischen Spezialitäten verpflichtet. Familie Schrott, Kohlern 11, Bozen, Tel. 0471 329978, www.kohlern.com