Aus Milch mach Strom
Update: Landeshauptmann Durnwalder erklärt salto.bz gegenüber: "Wir haben lange diskutiert heute, aber wir sind noch zu keiner Entscheidung gekommen, ob es ein Stromkraftwerk am Mareiter Bach geben wir." Sicher sei allerdings, so Durnwalder, dass es noch in diesem Jahr, also unter seiner Regentschaft, ein Ja oder ein Nein gäbe. "Nein", sagt Durnwalder schmunzelnd, "wir haben uns nicht gegen die Umweltprüfer gestellt. Wir wollen besser prüfen."
Zuerst der Streich mit der Tirol Milch, dann die eigene Stromproduktion. Rührig sind sie, die Wipptaler Milchproduzente mit ihrem Direktor Günther Seidner. Gegenüber Salto.Bz bestätigt Seidner am Nachmittag: „Wir haben die Zustimmung der Grundeigentümer. Die offizielle Bestätigung des Landes fehlt uns noch. Aber wir hoffen natürlich, dass wir anfangen können.“ Dem Konkurrenten Bergmilch könnte genau das zum Verhängnis werden, eine Grundverfügung fehlt dort nämlich noch.
Zuerst fragen
Am Montag, 16. September, hatte die Südtiroler Landesregierung in ihrer Montagssitzung entschieden. Wer in Südtirol eine Wasserkonzession zur Stromproduktion bekommen will, muss einen Nachweis erbringen. Von allen beteiligten Grundeigentümer braucht es die Zustimmung: für die Durchquerung der Flächen mit Leitungen. Im Falle des Milchhofs Sterzing sind es zwei Grundeigentümer, eine davon die Gemeinde Sterzing selbst. Alles bestens also für den Milchhof Sterzing - doch die Umwelt? Die Errichtung eines E-Werks in dem Abschnitt am Mareiter bzw. Ridnauner Bach wird von den zuständigen Umweltämtern als "absolut unverantwortlich" abgetan. Seidner sagt dazu: „Nach dem negativen Gutachten haben wir noch mal analysiert und genau untersucht, ein Schweizer Experte war hier. Und ich kann nur so viel sagen: Wir schaffen unter dem Strich sicherlich einen Mehrwert.“
Wo fängt saubere Energie an?
Straße frei für saubere Energie, doch wie sauber ist diese Energie wirklich? Ignoriert die Landesregierung ihre Umweltprüfer einmal mehr? Die Grundeigentümer sind bei einer Konzessionseinholung zuerst zu fragen, das ist Luis Durnwalder wichtig, und zwar zuerst. Bislang war es umgekehrt, erst haben Stromproduzenten in spe um die Konzession gebeten, dann erst die Grundeigentümer gefragt. Landeshauptmann Durnwalder sagt am 16. September dazu: „Wir haben beschlossen, dass die aufliegenden Gesuche nur weiterbehandelt werden, wenn die Antragsteller die verlangten Nachweise innerhalb von 30 Tagen erbringen.“ Ab ins Archiv geht es, wenn der Nachweis nicht vorliegt.
Ein Stromwerk am Milchhof würde Seidner gut ins Konzept passen, und er wiederholt: „Der Mehrwert, den die Schweizer Studie belegt, spricht für unser Projekt.“ Obmann Joachim Reinalter von der Bergmilch Südtirol, der ebenfalls mit der Kraftwerkskonzession liebäugelt, dürfte wenig erfreut sein. Erst holt sich Seidner die Nordtiroler Bauern, dann den Strom. Aus Stromkrieg wird Milchkrieg, oder umgekehrt? Auf jeden Fall ein natürlicher Energiekrieg.