Environment | Olympia 2026

Rekurs gegen Antholz eingereicht

Speicherbecken für das Biathlonzentrum: Weil Auflagen und Kritik ignoriert wurden, entscheidet nun das Gericht in Bozen über die Rechtmäßigkeit des Projekts.
Biathlon Arena in Rasen Antholz
Foto: KD/Unsplash
  • Keine Umweltverträglichkeitsprüfung, keine Strategische Umweltprüfung, Ignorieren offizieller Einsprüche und Schutzbestimmungen, Planen im Lawinenschutzgebiet, laxes Prüfen von alternativen Standorten und explodierende Kosten: Olympia mache das alles möglich, auch auf Kosten geschützten alpinen Waldes. Um dieser Praxis einen Riegel vorzuschieben haben der Heimatpflegeverband Südtirol, Dachverband für Natur und Umweltschutz, Mountain Wilderness und Climate Action South Tyrol gemeinsam mit dem Umweltring Pustertal Rekurs gegen das geplante Olympia-Speicherbecken in Antholz eingelegt.

    Das geplante Becken, mit einem Volumen von 31.500 Kubikmetern, würde das Landschaftsbild im hinteren Antholzertal erheblich beeinträchtigen. Zusätzlich soll ein großer Lawinenschutzdamm errichtet werden, da sich der Standort in einer Gefahrenzone befindet. Trotz zahlreicher Einsprüche von Bürgern und Umweltverbänden sowie Alternativen mit weniger gravierenden Eingriffen wurde das Projekt durch die Landesregierung und die Gemeinde Rasen-Antholz vorangetrieben.

  • Wald in Antholz: Hier wird das Speicherbecken voraussichtlich im Frühling 2025 gebaut werden. Foto: SALTO

    Bei Projekten wie im vorliegenden Fall muss laut Landesgesetzgebung eine Vorprüfung für eine Strategische Umweltprüfung gemacht werden. Im Falle der Ausweisung eines Sondernutzungsgebiets für das geplante Speicherbecken wurde das allerdings nicht gemacht, sondern einfach lapidar die Empfehlung des Technikers des Projektwerbers, es sei keine Strategische Umweltprüfung notwendig, ohne weitere Prüfung übernommen. „Dabei wäre bei genauerer Durchsicht der technischen Unterlagen wahrscheinlich nicht nur eine SUP, sondern sogar eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt selbst notwendig“, vermuten die Umweltverbände.

    Kritisch zu sehen, sei vor allem auch der Umgang der Gemeinde Rasen-Antholz mit offiziellen Einsprüchen besorgter Bürgerinnen und Bürger und der Umweltverbände. Sie wurden entweder damit abgetan, dass das Projekt aufgrund der olympischen Winterspiele ganz einfach notwendig sei, oder, trotz fristgerechter Einreichung, als „zu spät“ zurückgewiesen. Dieser fragwürdige Umgang mit Bürgerrechten führte sogar zum Einschreiten der Volksanwältin und zu einem Rundschreiben des Gemeindenverbandes.

    Dass es Alternativen zum geplanten Speicherbecken im Wald gibt, ist sogar in den Projektunterlagen nachzulesen. Auch, dass sie nie wirklich in Betracht gezogen wurden wird aus denselben Unterlagen klar. Wenn zum Beispiel das Kriterium „Gefahrenzonen“ lediglich als gering negativ eingeschätzt wird, obwohl sich der geplante Standort zum Großteil in einer Lawinengefahrenzone befindet und deshalb mit einem Lawinenschutzdamm gesichert werden müsste, so sei die Diskrepanz offensichtlich. 

  • Olympia und Nachhaltigkeit

    Zu Beginn der Planungen für Olympia 2026 wurde mehrfach betont, dass für Olympia keine neuen Infrastrukturen und keine Zerstörung von naturbelassenen Landschaften notwendig sei.

    Mit der Investition von über 50 Millionen Euro in den Neubau des Biathlonzentrums wurde dieser Grundsatz zwar schon verworfen, doch die Umweltverbände betonen: „Die Anlage eines Speicherbeckens mit Schutzwall in einem naturbelassenen Ökosystem steht dem für die olympischen Winterspiele wiederholt betonten Gedanken der Nachhaltigkeit diametral entgegen. Will man die Idee ‚nachhaltiger Spiele‘ nicht gänzlich verwerfen, so muss dieses Projekt eingestampft werden.“

    Es sei mit dem Landschaftsschutzgesetz, dem Landschaftsplan der Gemeinde Rasen-Antholz und vor allem auch dem Landesklimaplan 2040 nicht vereinbar.

    Der Rekurs der Umweltverbände, vertreten von Rechtsanwältin Ulrike Vent, wurde am 11.09.2024 an die Verwaltungsbehörden zugestellt. Die Entscheidung liegt nun beim Verwaltungsgericht Bozen.

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Franz Pattis Mon, 09/16/2024 - 11:31

Seeehr guter Schritt der Umweltverbände!! Hoffe stark dass dieser Rekurs vom
regionalen Verwaltungsgericht TAR in Bozen angenommen wird und diesem Umweltfrevel ein sofortiges STOP erteilt wird!!!

Mon, 09/16/2024 - 11:31 Permalink
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Hartmuth Staffler Mon, 09/16/2024 - 13:22

Die Südtiroler Landesregierung hat sich mit ihrem unüberlegten, bedingungslosen Ja zum extrem umwelt- und landschaftsschädigenden sowie Unmengen öffentlicher Gelder verschlingenden Olympiaprojekt in eine Sackgasse manövriert. Anstatt die Notbremse zu ziehen und aus dem Wahnsinn auszusteigen, schiebt man immer noch weitere Gelder nach in der Hoffnung, dass der erwartete Olympiaglanz die Kritiker zum Verstummen bringen wird. Aber wer den Schutz der Umwelt Ernst nimmt, der lässt sich nicht so einfach abspeisen..

Mon, 09/16/2024 - 13:22 Permalink
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Salto User
nobody Mon, 09/16/2024 - 21:35

"... Unmengen öffentlicher Gelder verschlingen ..."

Das darf man sich auf der Zunge zergehen lassen. Aber dafür hat man ja 1,3 Mio. für ein bisschen Nachhaltigkeitsblabla ausgegeben.

Mon, 09/16/2024 - 21:35 Permalink