Chronicle | Parteispaltung

Berlusconi: Zurück in die (ungewisse) Zukunft

Der PDL ist tot, es lebe Forza Italia: Silvio Berlusconi belebt sein früheres Parteizeichen wieder, doch ein Teil seiner früheren Getreuen geht andere Wege.

Bei einem Parteikongress im römischen Palazzo dei Congressi hat Silvio Berlusconi heute den Popolo della Libertà zu Grabe getragen – und sein früheres Listenzeichen Forza Italia wieder auferstehen lassen. Mit ihm war der Medienzar 1994 mit unerwartetem Erfolg in die Politik eingestiegen. Nach einer eineinhalbstündigen Ansprache des Cavaliere und einem kurzen Schwächeanfall wurde der Namenswechsel am Samstag Nachmittag einstimmig von den Delegierten des Nationalkongress beschlossen. „Ein gutes Omen für dieses Abenteuer der Freiheit, für deren Verteidigung wir uns mit diesem Votum alle gemeinsam einsetzen“, rief Berlusconi unter dem Applaus von rund 800 PdL-Funktionären.

Nicht mit dabei waren allerdings jene rund 60 Parlamentarier, die am Freitag Abend angekündigt hatten, sich Forza Italia nicht anzuschließen und statt dessen der Regierung Letta als Fraktion „Nuovo Centro Destra” die Treue zu halten. Bekanntester Abtrünniger ist Vizepremier und Innenminister Angelino Alfano. Mit den Stimmen des neuen Mitte-Rechts-Bündnisses ist die Mehrheit von Letta vorerst gesichert – wenn auch die Regierung nach der Spaltung auf wackligeren Beinen steht.

Berlusconi selbst verzichtete am Samstag auf einen Frontalangriff auf seinen politischen Ziehsohn Alfano und die anderen abtrünnigen Regierungsmitglieder und Parlamentarier. Vielmehr sprach er davon, dass ihn die Spaltung schmerze und ihm in der vergangenen Nacht den Schlaf geraubt habe. Weit angriffslustiger zeigte sich Ex-Staatssekretärin Michaela Biancofiore. Sie verglich Alfano mit Kapitän Schettino, der sein Schiff Costa Concordia ebenfalls in einem schwierigen Moment verlassen hatte. „Vor allem ist unverständlich, wie er sich zwischen für Letta und gegen Berlusconi entscheiden konnte, der ihm eine politische Karriere ermöglicht hat“, meinte Biancofiore.