Society | Medien
Der Rücktritt
Foto: Suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser
Es sind nur wenige Zeilen, die der Chefredakteur seiner Redaktion am Dienstag Vormittag per Rundmail zustellte.
„Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,
nachdem mein Anliegen nicht mehr "geheim" ist, viele davon wissen (woher auch immer), einige Zeilen dazu meinerseits:
Ich habe in einem Mail am 30. Mai TGR- und Generaldirektor gebeten, mich von meiner Funktion als Chefredakteur zu entbinden. Aus gesundheitlichen Gründen. Beide Direktoren reagierten nicht auf das Schreiben. Am 26. September verschickte ich abermals das Rücktritts-Gesuch an TGR-Direktor Morgante und an die Personal-Direktion. Bisher gab es dazu keine offizielle Reaktion. Direktor Morgante empfahl mir nur, aus gesundheitlichen Gründen Urlaub zu nehmen. Ich warte also weiterhin auf eine Antwort.
liebe Grüße
Wolfgang“
Im Ton jovial, freundschaftlich ist das Mail eine mediale Bombe.
Der Chefredakteur von RAI Südtirol, Wolfgang Mayr, legt seine Funktion zurück. Damit scheidet einer der medienpolitisch, wichtigsten Personen in diesem Land freiwillig aus seinem Amt aus. „Ich möchte nicht mehr dazu sagen“, ersucht Wolfgang Mayr salto.bz gegenüber um Verständnis, den Schritt nicht weiter kommentieren zu müssen.
Dabei ist der durchaus überraschende Rücktritt nicht nur ein Symptom für die Zustände am Mazziniplatz sondern noch mehr ein Abbild einer nationalen Rundfunk – und Fernsehanstalt in der seit langen Zentralismus und Bürokratie mehr die Redaktionen bestimmen, als ordentliche journalistische Handarbeit.
Die Beförderung
Wolfgang Mayr ist seit knapp drei Jahren Chefredakteur am Mazziniplatz. Der heute 59jährige Eppaner Journalist hat nach dem Besuch der Deutschen Journalistenschule zuerst beim Bayrischen Rundfunk in München gearbeitet und war dann von 1984 bis 1988 Mitglied der FF-Redaktion. 1988 wechselte er zu RAI, wo er zum Vizechefredakteur und Hörfunkchef aufstieg.
Als Robert Asam als Chefredakteur im August 2012 vorzeitig ausschied, gab es zwei Kronprinzen: Eberhard Daum und Wolfgang Mayr. Das Rennen machte schließlich Radiomann Mayr, auch weil Fernsehmann Daum seine Bewerbung zurückzog.
Im Dezember 2012 wurde Wolfgang Mayr offiziell Chefredakteur des „RAI – Sender Bozen“. Als neuer Chefredakteur hat er aktiv den Übergang der RAI-Finanzierung vom Ministerratspräsidium zum Land Südtirol begleitet. Mayr hat auch beratend bei der Ausarbeitung der Konvention mitgewirkt.
Wolfgang Mayr, dem seine Gegner gerne politisch eine „grüne Schlagseite“ vorwerfen, hat als RAI-Chefredakteur von Beginn an vor allem auf einer Seite mächtige Feinde. Das Haus Athesia und die Gebrüder Ebner nutzten und nutzen jede Gelegenheit um Mayr und der RAI an den Karrn zu fahren. Im Schreibtisch des Chefredakteurs stapeln sich die Protestbriefe aus dem Weinbergweg. Selbstverständlich, dass Michl Ebner alle seine Protestbriefe auch an die römische Generaldirektion schickte.
Waren manche Vorgänger Mayrs im Chefzimmer auch durch die Fürsprache aus dem Hause Ebner zu ihrem Job gekommen und hatte man am Mazziniplatz jahrzehntelang den Wünschen der Athesia mehr oder weniger entsprochen, so drehte sich jetzt der Wind. Der kämpferische und zuweilen durchaus auch freche Chefredakteur war ein Stachel im Fleisch der christlichen Brüder.
Demnach tat man in Bozen und in Rom alles, um Mayrs Stellung zu untergraben.
Der Protest
Mayr Überlebensversicherung war neben seiner unbestreitbaren beruflichen Autorität auch der gute Draht zu Landeshauptmann Arno Kompatscher. Nach einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr musste der RAI-Chefredakteur aber deutlich zurückschalten. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus, kam letztlich auch der Entschluss für den freiwilligen Rückzug.
Wobei die jetzt angeführten gesundheitlichen Gründe nur eine Seite der Medaille sind. Denn der Hauptgrund für Mayrs-Schritt liegt im römischen Zentralismus, der in der RAI immer noch tonangebend ist. „Die Bittgänge nach Rom und die frustrierenden Sitzungen in der Hauptstadt haben den Wolfi völlig fertiggemacht“, sagt ein Redaktionsmitglied. Obwohl das Land längst der Hauptfinanzier von RAI Südtirol ist, muss für den Kauf fast jeder Klopapierrolle zuerst das Plazet in Rom eingeholt werden. Wer die verschlungenen römischen Wege kennt, weiß wie lange das dauert. Vor allem in der Personalführung sind diese Zustände einem modernen Redaktionsalltag unwürdig.
Wolfgang Mayrs Rücktritt ist ein stiller Protest gegen diese Zustände. Die Ironie des Schicksal will es, dass anhand dieser überraschenden Entscheidung, noch einmal deutlich wird, wie der Kosmos RAI funktioniert.
Wolfgang Mayr hat am 30. Mai schriftlich TGR-Direktor Vincenzo Morgante, sowie dem RAI-Generaldirektor seinen Rücktritt angekündigt. Keiner der beiden hat es für nötig gehalten, auf das Schreiben zu reagieren. Vier Monate lang herrschte absolute Funkstille. Deshalb hat Mayr am 26. September schriftlich nochmals den beiden RAI-Größen seine Rücktritt bestätigt. Bis heute hat sich niemand gemeldet, geschweige denn eine Aussprache gesucht.
Wolfgang Mayr hat am 30. Mai schriftlich TGR-Direktor Vincenzo Morgante, sowie dem RAI-Generaldirektor seinen Rücktritt angekündigt. Keiner der beiden hat es für nötig gehalten, auf das Schreiben zu reagieren. Vier Monate lang herrschte absolute Funkstille. Deshalb hat Mayr am 26. September schriftlich nochmals den beiden RAI-Größen seine Rücktritt bestätigt. Bis heute hat sich niemand gemeldet, geschweige denn eine Aussprache gesucht.
Die Nachfolge
Wolfgang Mayr wird trotz seiner Rücktritts aber nicht aus der RAI ausscheiden. Der Chefredakteur, der es vor allem liebt hinter dem Mikrophon zu stehen, wird als eine Art Sonderberichterstatter auch weiterhin als Journalist tätig sein.
Weil es in der RAI Tradition ist, dass ein scheidender Chef auch bei seiner Nachfolge noch ein Wort mitzureden hat, ist es am Mazziniplatz kein Geheimnis, wer die Favoritin auf Mayr Nachfolge ist. Mayr setzt sich offen für seine Stellvertreterin Heidy Kessler ein. Die Dorf Tiroler Journalistin wäre die erste Frau an der Spitze von RAI-Südtirol.
Offiziell hat der Landeshauptmann bei der Ernennung des Chefredakteurs zwar kein Mitspracherecht, es gilt aber – spätestens mit der neuen Finanzierungsregelung - eine Art Abspracherecht. Arno Kompatscher hat sich – bestens informiert über die RAI internen Vorgänge – bereits vor Wochen des Problems angenommen. Dabei sondierte man auch eine Berufung von Außen. Kompatschers Wunschkandidat hat aber vorerst abgesagt.
Vor allem aber sperrt sich die RAI gegen eine mögliche Ernennung von Außen. Demnach hat Heidy Kessler sich die besten Chancen. Außer Rom hat einen anderen Plan.
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hat der wunschkandidat lange
hat der wunschkandidat lange haare?
Rausgemobbt sozusagen.
Rausgemobbt sozusagen.
eh, non ne vieni fuori se non
eh, non ne vieni fuori se non ti armerai di pazienza e tenacia, caro Wolfi. Arme Rai. :-)
Danke Wolfi für deine Kraft
Danke Wolfi für deine Kraft die du in dieses Amt gesteckt hast. Du hast mehr Mauern eingerissen und mehr bewegt als du selbst dir eingestehen möchtest. Heidy (oder wer auch immer) werden viele Früchte ernten können. Und wenn die Knoten dann aufgehen, und das werden sie bald, dann wissen wir wem wir es zu verdanken haben.
""Damit scheidet einer der
""Damit scheidet einer der medienpolitisch, wichtigsten Personen in diesem Land freiwillig aus seinem Amt aus."" - Dieser kurze Satz enthält drei gravierende grammatikalische Fehler. Wer mindestens zwei findet, kann sich als neuer Chefredakteur bei der RAI bewerben. Ein kleiner Tipp: Welches Geschlecht hat wohl das Wort "Person"?
In reply to ""Damit scheidet einer der by Hartmuth Staffler
Sehr, geehrter Herr Dolomiten
Sehr geehrter Herr Dolomiten-Redakteur a. D. Staffler,
Sie haben Recht. Es ist eine Fehlleistung meinerseits. Ich habe im Kopf Akteur geschrieben. Aber es ist schön zu wissen, dass es noch Wächter der deutschen Sprache gibt. Den Beistrich schenke ich Ihnen als Dank.
Korrigiert!
Korrigiert!