Einer reicht
Ein Gespenst geht um im Unterland. Es trägt den Namen “Müllverbrennungsanlage” und sorgt für einigen Aufruhr. Ende wurde bekannt, dass im Gewerbegebiet von Kurtatsch eine Verbrennungsanlage für Industriemüll entstehen könnte. Seither mehren sich die kritischen Stimmen, die auch von ganz oben kommen.
30.000 Quadratmeter groß ist das Grundstück, auf dem das Projekt des Unternehmens Eco Energy realisiert werden soll. Noch liegen die entsprechenden Unterlagen bei den zuständigen Ämtern und werden geprüft. “Aber wir können jetzt schon sagen, dass es eine solche Anlage in Südtirol nicht braucht”, ließ Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der Sitzung der Landesregierung am Dienstag wissen. Auch Umweltlandesrat Richard Theiner kann dem Projekt nichts abgewinnen. “Die Errichtung eines zusätzlichen Müllverwertungsofens ist in keinster Weise mit unseren Klimalandzielen und mit dem Abfallwirtschaftskonzept des Landes vereinbar”, sagt Theiner. Und erinnert daran, “dass Südtirol bereits einen hochmodernen und gut funktionierenden Müllverwertungsofen hat”. Und zwar in Bozen: Dort wurden 2016 113.000 Tonnen Müll verarbeitet, 130.000 Tonnen könnten verarbeitet werden. Es gelte vielmehr, diese Kapazitäten zu nutzen als eine neue Verbrennungsanlage zu bauen, ist der Landesrat überzeugt.
Im Unterland selbst stellt man sich strikt gegen die Anlage. Der Kurtatscher Bürgermeister Martin Fischer und mit ihm die Gemeindeverwaltung sprechen sich klar gegen das Projekt aus. “Wir werden alles tun, damit das von Eco Energy geplante Projekt nicht umgesetzt wird”, poltert der Unterlandler SVP-Landtagsabgeordnete Oswald Schiefer. Das Großprojekt stehe “außer Diskussion – es kann nicht sein, was nicht sein darf”, betont Schiefer. Darin stimmen ihm die SVP-Ortsgruppen im Unterland zu, ebenso wie die lokalen Ableger der Süd-Tiroler Freiheit. Das Unterland müsse bereits heute einiges ertragen, schreiben die STF-Ortsgruppe Kurtatsch und die Mitglieder der Bezirksgruppe Unterland/Überetsch, Stefan Zelger und Werner Thaler in einer Aussendung: “Flughafen, Autobahn, Kompostwerk, Fahrsicherheitszentrum, Verbrennungsofen in Bozen Süd”. Außerdem, so die STF-Vertreter, “gibt es Anrainer, Obstwiesen, die direkt an das Grundstück angrenzen und andere Unternehmen in unmittelbarer Nähe”. Man befürchtet, dass Wohn- und Arbeitsqualität durch Lärm, Luft und Abgase “und einem unbekannten Sicherheitsrisiko” beeinträchtigt würden.
Dieselben Einwände kommen von den Grünen. Ende November wollen sie im Landtag genauere Details über die Müllverbrennungsanlage in Kurtatsch in Erfahrung bringen. Die Antwort des zuständigen Landesrates dürfte dieselbe sein, die er bereits jetzt gibt: “Südtirol braucht keine zweite Müllverwertungsanlage.” Und damit dürfte das Projekt wohl gestorben sein.