Environment | Nachhaltigkeit
Worauf wartet die Politik noch?
Foto: LPA / Tiberio Sorvillo
Letzte Woche veröffentlichten das Landesinstitut für Statistik – ASTAT und Eurac Research gemeinsam eine Umfrage zu den Einstellungen und Meinungen bezüglich Klimawandel und Nachhaltigkeit in der Südtiroler Bevölkerung. Für das Bündnis „Climate Action South Tyrol“, das sich aus 31 Südtiroler Organisationen zusammensetzt, sind die Ergebnisse eine klare Ansage an die Politik, um wirksame Maßnahmen in der Klimakrise zu ergreifen.
Die Stellungnahme im Wortlaut
Wenn es darum geht, Klimamaßnahmen umzusetzen, fürchten Politiker*innen oft, dass diese unpopulär sein könnten. Das Argument lautet dann, dass Mehrheiten in der Bevölkerung nötig seien. So wurde auch bei den Sustainability Days auf manche Anliegen der Vertreter*innen der Fridays for Future und Climate Action South Tyrol geantwortet.
Regierung ignoriert Willen der Bevölkerung
Dass diese Mehrheiten in der Bevölkerung bereits existieren, zeigt die am 10. November veröffentlichte Umfrage der Eurac und des Astat unmissverständlich. Die Auswertung ergibt, dass die Südtiroler*innen eine deutlich ambitioniertere Klimapolitik fordern (73% der Befragten) und finden, dass die Wirtschaft dem Sozialen und Ökologischen untergeordnet werden muss. Das passt aber nicht zum Handeln der Landesregierung. Wenn Skigebietsvergrößerungen wie am Klausberg gegen Umweltgutachten entschieden werden, die Olympiade 2026 zum Anlass für unnötige Infrastrukturprojekte genommen wird, oder im Nationalparkplan Stilfserjoch mit weiteren Skipisten geliebäugelt wird, dann ignorieren die politischen Entscheidungsträger*innen auf Landes- und Kommunalebene nicht nur die Meinung der Bevölkerung, sondern auch ihren eigenen Klimaplan 2040. Daher drängt sich der Eindruck auf, dass es hier allein um mangelnde Mehrheiten innerhalb der Regierungsparteien und der Wirtschaftslobbies geht.
Willen ist da, für neue Mobilität
Die Umfrage zeigt auch, dass knapp die Hälfte der Südtiroler*innen nicht auf das eigene Auto verzichten wollen. Zyniker lesen darin den mangelnden Willen der Bevölkerung, gegen die Klimakrise vorzugehen und vergessen dabei, dass diese Zahl das Ziel des Klimaplans, nämlich den Individualverkehr um 40% zu reduzieren, sogar übertrumpft. Obendrein kann angenommen werden, dass auch die Menschen, die ihr Auto nicht abgeben möchten, doch dazu bereit sind, das Auto weniger zu fahren. Die Umfrage gibt darüber keinen Aufschluss. Zudem deuten die Autoren der Studie darauf hin, dass gerade im ländlichen Raum Infrastrukturen geschaffen werden sollten, um den Verzicht auf das eigene Auto zu erleichtern. Dies könnten zum Beispiel Car-sharing Angebote und on-demand ÖPNV sein. Die Politik sollte sich daher in ihren Zielen bestätigt sehen und den Wunsch der Bevölkerung im Landesmobilitätsplan, der bisher sehr zu wünschen übrig lässt, und mit dem Klimaplan 2040 nicht kompatibel ist, gerecht werden.
IDM: Aufklärungs- anstatt Marketingunternehmen
Den Wunsch der Bevölkerung nach besserer Information und Aufklärung, wie er aus der Studie hervorgeht, könnte eine Zusammenarbeit zwischen Umweltorganisationen und IDM gut nachkommen. Aktuell ist das Ziel der IDM allerdings, immer mehr Touristen nach Südtirol zu locken und lokale Produkte im Ausland zu positionieren. Das steht diametral zur Erwartung der Bevölkerung, Umwelt und Soziales vor mehr Wirtschaftswachstum zu stellen. Für Climate Action ist klar, dass es mehr Kreislaufwirtschaft und weniger Tourismus braucht, um zu einem nachhaltigen Südtirol zu gelangen. Die Sustainability Days haben allerdings gezeigt, dass sich die IDM schwer tut mit Nachhaltigkeit. Mit einem Budget von 600.000 Euro hat sie es nicht geschafft, die Südtiroler*innen in die Vorträge der Sustainability Days zu bringen. Angeblich wurden mit diesem Geld 10 Millionen Menschen erreicht, trotzdem blieben Säle der Messe oft halb leer. Wurde erneut einfach nur Südtirol als nachhaltig ausgerichtete Feriendestination positioniert, anstatt Menschen zu motivieren, sich zur Nachhaltigkeit kundig zu machen? Die IDM sollte zu einem Aufklärungsunternehmen umgestaltet werden, das die lokale Bevölkerung zur Nachhaltigkeit informiert und motiviert. Wenn es für den richtigen Zweck eingesetzt wird, liegt im Marketing unglaubliches Potential, Gutes zu bewirken.
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Die Politik benötigt das OK
Die Politik benötigt das OK der Wirtschaft (und das nicht nur in Südtirol, sondern auch außerhalb des Tellerrands).
In reply to Die Politik benötigt das OK by Dietmar Nußbaumer
Das OK der Wirtschaft zur
Das OK der Wirtschaft zur Abwendung der Klima-Krise wird nur erfolgen, wenn dazu großartige kostbare Anlagen und Maschinen geliefert werden können.
Da aber "alle gegenwärtigen Maßnahmen zur Vermeidung der Klima-Krise, in ein Weniger, Einfacher und Beruhigter münden," wird das OK der Wirtschaft nicht zu haben sein.
Die Politiker müssen endlich beweisen, dass sie genug Rückgrat haben um für die Bürger einschränkende Maßnahmen, auch gegen die allmächtige Wirtschaft und deren Verbände durch zu setzen!
"Politik" verdient diese
"Politik" verdient diese Bezeichnung nur, wenn sie unabhängig von Lobbies agiert.
Allen Menschen, die sich für
Allen Menschen, die sich für Climate Action engagieren, danke ich von Herzen.
Immer sind es die NGOs und engagierte Bürger*innen, die eine tatkräftige Klimapolitik einfordern (müssen). Wozu hat Südtirol eigentlich eine Landesagentur für Umwelt und KLIMASCHUTZ?