Economy | Busbahnhofareal in Bozen

Benko: Keine Antwort nach 30 Tagen

Die berühmten 30 Tage für das Benko-Projekt sind um. Doch statt einer klaren Antwort der Gemeinde Bozen sieht es dort derzeit eher nach einer Regierungskrise aus.

Die mittlerweile berühmten 30 Tage sind um, doch bei der Sitzung der Bozner Stadtregierung wird am heutigen Dienstag nur ein vertröstendes Schreiben an den Tiroler Investor René Benko aufgesetzt werden. Statt einer ersten Antwort auf sein Projekt für das Busbahnhofsareal, die seit Wochen in Zusammenhang mit der 30-Tages-Frist angekündigt wird, soll Benko nun auf Jänner vertröstet werden. So zumindest wurde es bei der Sondersitzung der Vertreter der Mehrheitsparteien vereinbart, die sich am vergangenen Samstag zum derzeit wohl heißtesten Thema in der Landeshauptstadt trafen.

Entsprechend hitzig ging es dem Vernehmen nach auch dort zu. Denn die Kritik der Koalitionspartner am bisherigen Vorgehen von Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli und Urbanistikstadträtin Chiara Pasquali tritt immer deutlicher zutage. Viel zu wenig Zeit, viel zu wenig Einbeziehung des Gemeinderats und viel zu wenig eigene Vorstellungen der Gemeinderegierung, was mit dem strategisch wichtigen Areal rund um den Bozner Busbahnhof passieren soll, sind nur einige der wichtigsten Punkte. „Ein solches Jahrhundertunternehmen kann nicht schnell, schnell in einem Monat bewertet werden“, sagt die Grüne Gemeinderätin Wally Runger, „hier braucht es wirtschaftliche, soziale und urbanistische Untersuchungen und wir müssen es hinsichtlich Mobilität und die Umweltverträglichkeit bewerten.“ Gemeinsam mit Guido Margheri von der SEL trat sie am Samstag darüber hinaus für eine Bürgerbefragung über die Nutzung des Areals ein.

Und was will eigentlich Bozen? 

SVP-Gemeinderat Georg Mayr würde es schon reichen, wenn die Gemeinderegierung selbst klare Vorstellungen dazu hätte. „Es ist schon eine Viecherei, dass wir nun ein Landesgesetz haben, laut dem Private auf öffentlichem Grund planen können“, sagt er. Doch um die einzelnen Projekte zu evaluieren, die nun vorgebracht werden, wäre es gut, wenn die Gemeinde zumindest weiß, was sie auf diesem Areal will und braucht. „Soll es tatsächlich ein Einkaufszentrum sein, oder bräuchte Bozen vielleicht eher ein Kongresshotel? Soll der Busbahnhof dort bestehen bleiben oder soll er auf dem Bahnhofsareal entstehen, wie es im Podrecca-Projekt geplant ist“, nennt er zwei Beispiele. Wichtig sei nun auch das definitive Areal einzugrenzen, plädieren beide Gemeinderäte. Während Mayr sich vor allem eine Miteinziehung der Garibaldistraße wünscht, damit die Zone vom Bahnhof bis zum Waltherplatz zur Fußgängerzone werden kann, macht sich Wally Rungger für ein Mitnehmen der Baulücke der Gemeinde in der Südtiroler Straße stark, die andernfalls massiv an Wert verlieren würde.  

Viele Vorstellungen, die jedoch kaum vorgebracht werden können. Denn so sehr das Benko-Projekt in den Medien präsent ist, so wenig war es bisher im Gemeinderat Thema. „Bislang kam es nur am Rande von anderen Diskussionen aufs Tapet, und offiziell haben wir bislang noch überhaupt keine Informationen bekommen“, sagt Georg Mayr. Weit involvierter seien dagegen Funktionäre des Landes und der Gemeinden Bozen, die sich schon das ganze Jahr über im Auftrag des Bürgermeisters mit dem Projekt des rechtskräftig verurteilten Tiroler Großinvestors auseinandersetzen, wie bei dem Treffen am Samstag klar wurde. „Darüber waren selbst die Vertreter des PD sehr überrascht“, sagt Wally Rungger. Hat Benko als tatsächlich das Zeug, eine Bozner Regierungskrise heraufzubeschwören, wie der Corriere dell’Alto Adige am Wochenende mutmaßte? „Das könnte durchaus passieren“, sagt Wally Rungger, „oder zumindest könnten neue Mehrheiten entstehen.“

 

 

 

 

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Der Da Tue, 12/17/2013 - 09:27

Mit Verlaub, aber es sickert immer wieder durch, dass wir in Südtirol der Meinung sind, die Politik sei die bessere Wirtschaft. Einkaufszentrum, Kongresshotel, und, und, und... Die Politik sollte festlegen, welche öffentlichen Strukturen notwendig bzw. erforderlich sind und den Rest den Unternehmern überlassen. Die werden mit eigenem Geld das Risiko übernehmen und hoffentlich kluge Entscheidungen treffen. Wir brauchen keine Südtirol AG...

Tue, 12/17/2013 - 09:27 Permalink