Erfolgreicher Einzelgänger
50 Jahre nach dem Tod von Hans Ebensperger wird die Freundschaft zwischen dem Künstler und der Familie Eccel Kreuzer mit einer Sonderausstellung gewürdigt: Der gesamte Kunstraum im Erdgeschoss ist dem gebürtigen Vinschger gewidmet.
Südtirol die Tore öffnen
In Prad im Vinschgau 1929 geboren und als freischaffender Künstler in Meran Südtiroler Kunst-Geschichte (mit-)geschrieben: Hans Ebensperger widmete sich der abstrakten Kunst und war damit einer der wenigen im Land. Er hatte ein Leben lang jenseits aller Trends und Konzepte seinen eigenen Weg konsequent verfolgt. Man könnte ihn sogar als Einzelgänger im Südtirol der Nachkriegszeit bezeichnen.
Mit seiner abstrakten Kunst wollte er dem konservativ-traditionellen Südtirol die Tore zur Welt öffnen. Die zeitgenössischen Tendenzen sollten, laut Ebensperger, auch in Südtirol Platz finden. Aus diesem Grund kann er, neben Karl Platter, zu einen der wichtigsten Künstler dieser Generation bezeichnet werden.
Die Stimmung ist melancholisch, die Farben kräftig, die Figuren abstrakt
Schlendert man durch die Galerie, taucht man augenblicklich in Naturlandschaften und griechische Meeresorte ein. Die Stimmung ist melancholisch, die Farben kräftig, die Figuren abstrakt. „Auch Ebensperger war melancholisch und litt einige Zeit sogar an einer Depression“, erklärt Sara Alberti. Die Boznerin ist die Kuratorin der Ausstellung und führt von einem Werk zum Nächsten: „Er war ein sehr abwechslungsreicher Künstler, fast alle Techniken hat er ausprobiert. Das Motiv der Natur aber, zieht sich durch fast all seine Werke hindurch.“
Ebensperger verbrachte seine Kindheit in der Schweiz und in Tirol. Er besuchte von 1948-1952 die Akademie der Bildenden Künste in Wien und war anschließend als freischaffender Künstler in Meran tätig. Seine letzte Einzelausstellung war 1971 in der Galerie Fr. Eccel, die sich im selben Gebäude des jetzigen Museums befand. Auch aus diesem Grund widmete man ihm eine weitere Wechselausstellung.
„Ich wollte alles von Ebensperger. Auch einige Gedichte, die er geschrieben hatte und ein Foto von der Person, die hinter den Werken steckt“, Alberti hat sich intensiv mit dem Künstler beschäftigt und sagt: „Er ließ sich nicht in Schubladen stecken. Er wollte unabhängig und frei, ja, ganz besonders frei sein. Das betont auch seine Frau immer wieder.“
Der Künstler verstarb mit 42 Jahren auf der Fahrt von Innsbruck nach Prad an einer Krankheit. Seine Werke leben aber in der Bozner Altstadt weiter…
Mit dem Mond,
dem ersten Schnee
bin ich allein.
Oft tut es weh
so lange schon, dass ich
gegangen bin.
Was trug's als Lohn?
Mir sagt's der Sternengang,
es flüstert mir der Schnee,
noch tut es weh,
doch nicht mehr lang.
(Hans Ebensperger)
Das Hausmuseum
Das Museum Eccel Kreuzer befindet sich in der Silbergasse in Bozen. Einst war es das Büro von Josef Kreuzer, einem Bozner Richter und Unternehmer sowie die Geschäftsräume seiner Frau Eva Eccel. Kreuzer war ein begeisterter Kunstsammler und pflegte freundschaftliche Kontakte zu vielen Kunstschaffenden. Kurz vor seinem Tod beschloss Kreuzer sein Haus und die gesamte Kunstsammlung dem Land Südtirol zu überlassen: Über 1.500 Werke von mehr als 300 Kunstschaffenden aus Südtirol, Tirol und Trentino zählte seine Sammlung. Mit dem Testament verbunden war die Bedingung, dass das Gebäude mit den Kunstwerken der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Ende 2019 also wurde das Museum Eccel Kreuzer eröffnet. Im Erdgeschoss des Hauses findet die Sonder-, in den oberen Stockwerken die Dauerausstellung statt. Seit Dezember 2020 ist es ein „Hausmuseum“ unter der Führung des Betriebs Landesmuseen Südtirol.