Schulprojekt wird zur TV-Reisereportage
Ganze drei Wochen in Tansania verbrachten neun 17- bis 18-jährige Schülerinnen des Maria-Hueber-Gymnasiums Bozen im Sommer 2018 – ein spannendes Schulprojekt, das aus der Begegnung mit Subsahara-Afrika, dem Fremden oder Anderen, Lernimpulse außerhalb des schulischen Kontexts schöpfen wollte. Die Brücke zwischen der Bozner Oberschule und dem ostafrikanischen Staat südlich des Äquators schaffte die junge Steineggerin Julia Lantschner, die heute in Dar es Salaam zuhause ist.
Zum Film: Eine 6 Millionen Metropole an der ostafrikanischen Küste, die soziale Initiative einer jungen Südtirolerin, eine engagierte Schule aus Bozen … Das sind die Zutaten einer Reisereportage, die nach Tansania führt. Im vergangenen Sommer hat eine Oberschülerinnen-Delegation des Maria-Hueber-Gymnasiums sich auf den Weg gemacht.
Die Kamera lief bereits mit, als sich die Mädchen auf die fremde Situation und die neue Sprache (Kishwahili) vorbereiten, sie ließ sich ihre Erwartungen erzählen, bangte mit. Und sie schaute den Mädchen bei ihren Selbst-Versuchen in Dar es Salaam über die Schulter. Die Mädchen haben im Rahmen von schulischer Medienerziehung, vom Amt für Film und Medien mitfinanziert, sogar selbst mitgewirkt und zwar sowohl am Filmkonzept also auch bei den Dreharbeiten in Tansania und, wieder zuhause, am Filmschnitt im Villnösser Filmstudio Videoproduktion Obexer. Mit dabei und auch im Film zu sehen also die Schülerinnen Lucia Baumgartner, Sarah Bonell, Sarah Delvai, Karolina Firmian, Mirjam Hofer, Mara Lucifero, Julia Malfertheiner, Sabine Mair, Nadja Stauder.
Der Film ist Rückblick auf diese Erfahrung, aber auch Reflexion.
Wenn in der sechs Millionen Metropole Dar es Salaam, wie so oft, der Strom ausfällt oder der Wasserhahn motzt, dann passiert das auch zum Ärger von Julia Lantschner aus Steinegg, die ihren Unmut mittlerweile auf Kiswahili loswird. Die heute 28-Jährige lebt seit mehreren Jahren im ländlich geprägten Stadtteil Kigamboni, einer Halbinsel am Indischen Ozean, Teil der ausgedehnten Großstadt. Tansania, ehemals unter deutscher und später britischer Kolonialherrschaft, mit seinem für Europäer etwas chaotischen Alltag, ist ihr zur zweiten Heimat geworden.
Schon mit 23 Jahren, nach mehreren Abstechern im tansanischen Landesinneren und Arbeit in einem von der OEW unterstützten Waisenhaus, hat Julia beschlossen, ihrem Leben eine Wende zu geben, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Heute lebt und arbeitet sie an ihrem eigenen Projekt Pa1-Togehter („Pamoja1“, zu Deutsch „gemeinsam“) und begleitet mittellose tansanischen Frauen in ihrer 4x8 Meter großen Nähschule und -werkstatt in die finanzielle Selbstständigkeit. Ihr Ziel ist es, dass jede Näherin nach der Ausbildung ein eigenes Geschäft aufmachen oder eine Anstellung als Näherin finden kann.
Zwei Kontinente verbinden sich: Die Brücken zu Südtirol hat Julia Lantscher auch sonst nicht hinter sich abgebrochen. Einmal im Jahr besucht sie ihre Familie in Steinegg, wirbt für ihr Projekt, sammelt Spenden, arbeitet gelegentlich für ein paar Wochen im Gastgewerbe - immer zum selben Zweck: ihr Herzensanliegen weiterzubringen, nämlich Menschen in Kigamboni zu helfen, ihre Wurzeln nicht zu verlieren und ein menschenwürdiges Leben zu führen. Julia Lantschner hat mittlerweile ein dichtes Freundschaftsnetz aufgebaut, in Tansania genauso wie in Südtirol.
Über dieses Netz hat sie auch den Weg zum Maria-Hueber-Gymnasium in Bozen gefunden, wo sie von ihrem Leben in Tansania berichtet hat: Die Erzählung machte die Mädchen neugierig. Ein anfänglicher Scherz wurde Ernst: Das Gymnasium hat tatsächlich eine Gruppe entsandt, die an Julias Alltag teilgehabt hat. Der Film „Ticket nach Dar es Salaam“ ist Rückblick auf diese Erfahrung, aber auch Reflexion.
Buch & Regie: Anita Ross, Kamera & Editing: Peter Obexer, Sprecherin: Anita Rossi, Voice-over: Margot Mayrhofer, Michael Neuhauser, Musik: Msafiri Zawose, Swahili Ally, Dauer: 28 Minuten, Videofilmproduktion Obexer.