Der Südtiroler Apfel bleibt stabil
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Sinkende Verkaufszahlen zwischen 10 und 15 Prozent, mit diesen Einbußen rechnet das trentiner Obstkonsortium Melinda. Medienberichten zufolge geht diese Befürchtung aus einer Prognose des Konsortiums für das Geschäftsjahr 2025 hervor. Schuld am voraussichtlichen Verkaufsminus ist die Ernte des vergangenen Jahres. Wie Melinda erklärt, wirkten sich klimatische Bedingungen wie der kalte Frühling und der nasse Herbst negativ auf die Größe, Qualität und vor allem Erntemenge der Äpfel aus. Das gesamte Trentino verzeichnete im vergangenen Jahr einen Ernterückgang von zwei Prozent. Und wenn es weniger Äpfel gibt, können auch nur weniger verkauft werden.
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Südtirol bleibt auf Spur
Von Seiten des Verbands der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) heißt es, dass die Südtiroler Obstwirtschaft die Probleme des Trentino nicht teilt. Abgesehen von einer kurzen Hitzeperiode im Spätsommer seien die Wetterbedingungen während der gesamten Erntezeit überwiegend günstig gewesen, sodass durchwegs gute Qualitäten zur Verfügung stehen. Auch mengenmäßig fällt die Ernte positiv aus und wird die Vorjahresmenge leicht übertreffen: Während der VOG 2023 531.000 Tonnen an Äpfeln sammelte, waren es 2024 555.000 Tonnen, was einem Plus von etwa 4,5 Prozent gleichkommt. Generell kann man in Südtirol von einem guten Apfeljahr sprechen, dem italienischen Presseamt ANSA zufolge stieg die Produktion im Land insgesamt um ganze drei Prozent, was mehr als einer Million Tonnen entspricht.
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Der Marktanteil soll erweitert werden
Die Vermarktungssaison des VOG (von 1. August bis zum 31. Juli.) startete verhalten: Im August und September blieb die Nachfrage trotz einer geringen europäischen Apfelernte unter dem Durchschnitt. Ab Oktober konnten die Verkaufszahlen gesteigert und wieder auf den geplanten Kurs gebracht werden. Aufgrund der überschaubaren Warenverfügbarkeit in weiten Teilen Europas blickt der Verband vorsichtig, aber dennoch optimistisch auf den weiteren Vermarktungsverlauf. Dank der guten Erntemengen im Vergleich zu anderen europäischen Apfelanbaugebieten bestünde die Möglichkeit, den Marktanteil vielerorts, der VOG vertreibt in über 70 Länder, zu erweitern, so der Verband.
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Windschäden, Pilze und Läuse
Auch im Vinschgau könne man nicht von einem schlechten Erntejahr sprechen, meint Michael Kaufmann, Landesobmann-Stellvertreter des Südtiroler Bauernbundes und selbst Apfelbauer. Zwar fielen vor allem die Äpfel der Sorte „Golden“ etwas kleiner aus als noch im Jahr zuvor, jedoch lediglich marginal. Das gesamte Ausmaß dieser Tendenz wird sich dann nach Ende der Sortierungsphase im Juni zeigen.
„Den kühlen Frühling und den damit verbundenen Frost konnten die Pflanzen gut überstehen. Bei uns im Vinschgau war eher der starke Wind kurz vor der Ernte ein Problem“, erinnert sich der Naturnser. Der Wind brachte die Äpfel in Bewegung, wodurch es zu Kollisionen und Reibungen zwischen den Früchten und den Ästen kam. „Das hat große Qualitätsschäden wie Kratzer und Macken verursacht“, erklärt Kaufmann. Des Weiteren fielen auch Äpfel von den Bäumen, wodurch sich qualitativ hochwertige Früchte für den Verkauf nur mehr für die Mostherstellung eignen. Das generelle Problem der Windschäden ist, dass sie hauptsächlich die Baumgipfel betreffen, wo die hochwertigsten Äpfel gedeihen. Somit wurde im Vinschgau einiges der Ware von der ersten Qualitätsstufe in die zweite oder noch schlechter verschoben.„Andernorts werden deshalb ganze Anlagen gerodet.“
„Durch das warme Klima im Herbst kommt es in den letzten Jahren auch häufiger zu Pilzbefall wie den Rußtau“, erklärt der Obmannstellvertreter. Das Problem einiger dieser neuen Arten sei, dass sie oftmals erst im Lager und nicht schon bei der Ernte sichtbar werden. Kaufmann zufolge gibt es eine Reihe an Faktoren, die den Pilzbefall fördern: Warme Temperaturen unterstützen beispielsweise auch die Blutlaus, die eine Art Honigtau ausscheidet, was das Pilzwachstum weiter antreibt. Die Laus ist zwar schon seit jeher in Südtirol bekannt, war bis dato aber noch kein wirklicher Grund zur Sorge. „Da uns jetzt aber die Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung ausgehen, wird die Laus immer mehr zum Problem“, so Kaufmann. Demnach hätten Biobetriebe noch größere Schwierigkeiten, da sie über keinerlei Bekämpfungsmittel gegen das Insekt verfügen. „Andernorts werden deshalb ganze Anlagen gerodet“, weiß der Naturnser Obstbauer.
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