Goldener Rasen
Brot und Spiele. Nicht nur die alten Römer wussten, was man dem Volk vorsetzen muss.
Der FC Südtirol, die einzige Profifussballmannschaft des Landes, hat einen besonderen Stand bei der Südtiroler Landesregierung. Es mag an der politischen Attraktivität von Fußball liegen oder an der Tatsache, dass dem Verein seit März 2009 der ehemalige SVP-Fraktionssprecher im Landtag, Walter Baumgartner, als Präsident vorsteht, aber ganz gleich ob der Landeshauptmann Luis Durnwalder oder Arno Kompatscher heißt, Geld spielt hier anscheinend keine Rolle.
FC Südtirol beim letzten Meisterschaftspiel gegen Pro Patria
Deutlich wird das an der Geschichte und Entwicklung des Trainingszentrums des FC Südtirol in Rungg in der Gemeinde Eppan. Eine Sportzone, die vor fünf Jahren noch so gut in Schuss war, dass sich die deutsche Fussballnationalmannschaft dort auf die Weltmeisterschaft in Südafrika vorbereitet hat, wird jetzt um mehr als acht Millionen Euro als Trainingszentrum für eine drittklassige (gemeint ist die Liga, in der der FC Südtirol spielt) Mannschaft umgebaut.
Am Ende wird das Luxusprojekt gut dreimal so viel kosten, wie man dem Steuerzahler ursprünglich vorgemacht hat.
Am 10. Februar 2015 hat die Landesregierung den Beschluss Nr. 168 verabschiedet. Der Betreff: „Die Genehmigung des Entwurfs der Vereinbarung zwischen der Autonomen Provinz Bozen, der Gemeinde Eppan an der Weinstrasse und der Fußball Club Südtirol GmbH betreffend den Bau, die Finanzierung, Nutzung und Führung des Trainingszentrums des FC Südtirol in der Sportzone Rungg in der Gemeinde Eppan an der Weinstrasse.“
In der siebenseitigen Vereinbarung steht ein unscheinbarer Satz: „Die Landesregierung wird einen weiteren Beitrag von 3,5 Millionen Euro für das Trainingszentrum zur Verfügung stellen.“.
Gesagt, getan. Die zusätzlichen 3,5 Millionen Euro hat die Landesregierung vergangene Woche in dem Beschluss gleich mit genehmigt. Still und leise. Arno Kompatscher & Co haben diese Entscheidung bewusst nicht an die große Glocke gehängt. Denn eines ist auch der Politik klar:
Die veranschlagten Kosten haben sich damit bereits jetzt mehr als verdoppelt. Aus den ursprünglichen drei Millionen Euro an öffentlichem Geld für das Trainingszentrum, sind inzwischen über 8 Millionen geworden. Vor allem aber dürfte das noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Von Leifers nach EppanEine Sportzone, die vor fünf Jahren noch so gut in Schuss war, dass sich die deutsche Fussballnationalmannschaft dort auf die Weltmeisterschaft in Südafrika vorbereitet hat, wird jetzt um mehr als 8 Millionen Euro als Trainingszentrum für eine drittklassige Mannschaft umgebaut.
Es ist ein langer Weg bis zum Trainingszentrum im Montiggler Wald. Jahrelang verfolgte der FC Südtirol ein ehrgeiziges Projekt. Der Neubau eines eigenen Stadions und eines Trainingszentrums in Leifers. Bereits 2009 stellte die Landesregierung elf Millionen Euro dafür zur Verfügung. Doch das Projekt kam nie über die Planungsphase hinaus.
Danach sah es lange so aus, als würde der FC Südtirol sein Trainingszentrum in Kaltern/Altenburg verwirklichen. Doch im allerletzten Moment schwenkte man auf die Gemeinde Eppan um.
Am 9. Juli 2012 verteilte die Landesregierung das bereits zugewiesene Geld neu. Sechs Millionen wurden für die Sanierung des Drususstadions bereitgestellt, wo der FC Südtirol seine Heimspiele austrägt. Zwei Millionen sollen der Leiferer Sportzone zugute kommen und drei Millionen stellten Durnwalder & Co für den Ausbau der Sportzone Rungg zum Trainingszentrum für den FC Südtirol zur Verfügung.
Bereits zehn Tage zuvor hat der Eppaner Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung getroffen. Der Bau des Trainingszentrums soll in Rungg verwirklicht werden. Die Gemeinde steuert einen Grund für das Projekt bei, die Finanzierung soll aber das Land übernehmen. Die Eppaner Fussballvereine sollen die Anlage mitbenützen dürfen. Geführt wird die Anlage weiterhin von der Gemeinde Eppan, die wichtigen Entscheidungen fallen aber in einem Lenkungsausschuss, bestehend aus je einem Vertreter von Land, Gemeinde und FC Südtirol.
Genau diese Bedingungen sind dann auch in der Vereinbarung festgeschrieben, die von der Landesregierung vergangene Woche beschlossen wurde.
Am 27. Juni 2012 legte der Eppaner Gemeinderat auch genau fest, welche Arbeiten durchgeführt werden. Das Projekt ist in drei Schritte unterteilt:
a) Sanierung der bestehenden Anlagen
• Anpassung der Größe des Hartplatzes mit Errichtung von Stützmauern, Erneuerung der Umzäunung und Verlegung eines Rollrasens;
• Austausch des Kunstrasenbelags auf den beiden Kunstrasenplätzen;
b) Umbau und Erweiterung bestehender Anlagen
• Umbau und Sanierung des bestehenden Sportgebäudes und Erweiterung desselben nach Osten;
c) Neubauten
• Bau eines neuen Kunstrasenplatzes an der Ostseite, mit Tribünen und Umkleidekabinen unter den Tribünen;
Dazu ist auch der Bau der neuen Zufahrtsstraße entlang der Süd- und Ostseite des neuen Platzes mit Verbindung zu den Tennisplätzen und der Bau eines Parkplatzes an der Nordseite des neuen Platzes vorgesehen.
Im Dezember 2012 liegt eine detaillierte Gesamtkostenschätzung vor, die vom Eppaner Gemeinderat genehmigt wird. Die Verwirklichung des Projekts soll insgesamt 3.994.096,83 Euro kosten.
Weil das Land aber nur drei Millionen für das Trainingsanlagen des FC Südtirol beschlossen hat, wird umgehend nachfinanziert. Das gesamtstaatliche Olympische Komitee CONI stellt jährlich für die Finanzierung von Sportanlagen in Südtirol eine Million Euro bereit. Im März 2013 beschließt das paritätische Komitee Land-CONI unter dem Vorsitz von Landeshauptmann Luis Durnwalder, dieses Geld ebenfalls in die Sportanlage Rungg fließen zu lassen. Damit sind die anstehenden Kosten gedeckt.
Fussball ist ein schneller Sport, deshalb haben es Funktionäre auch eilig. Bereits im Frühjahr 2013 wird mit der Sanierung des Hartplatzes und der beiden Kunstrasenplätze begonnen. Dabei bleibt man absolut im beschlossenen Kostenrahmen.
Die Planung, Bauleitung und Abrechnung der Arbeiten sowie die Sicherheitskoordination in der Planungs- und Ausführungsphase für das Projekt werden über die Landesagentur für Ausschreibungen vergeben. Am 10. September 2013 erteilt der Gemeindeausschuss Eppan den Architekten Wolfgang Simmerle und den Ingenieuren Paul Psenner, Bernhard Psenner und Antonio Seppi für ein Entgelt von 214.575,36 Euro diesen Auftrag.
Unmittelbar danach erweist sich die Gesamtkostenschätzung aber plötzlich als Chimäre.
Architekt Ralf Dejaco und Ingenieur Helmuth Ambach waren in ihrer Kostenschätzung ein Jahr zuvor davon ausgegangen, dass der Bau des neuen Platzes und die Sanierung der Gebäude 2.901.801,62 Euro kosten würden.
Sanierungsarbeiten in Rungg: Urplötzliche Kostenexplosion.
Jetzt stellt sich aber heraus, dass allein der Bau dieses neuen Kunstrasenplatzes über 2 Millionen Euro kostet. 1.002.586 Euro für Infrastrukturen (Unterbau, Tribüne, Umkleideräume), 662.101 Euro für den Kunstrasen und 374.772 für die Elektroanlage.
Am 20. Jänner 2015 hat der Gemeindeausschuss die Arbeiten für den Bau dieses neuen Kunstrasenplatzes vergeben. Er wird 2.039.466,39 Euro kosten. Das sind rund 300 Euro pro Quadratmeter Rasen (298,88 Euro).
Dieser goldene Fussballplatz ist aber nur ein Teil eines megalomanischen Sportprojekts. Denn Anfang 2014 legen die Projekttanten eine neue Kostenschätzung vor, die der Gemeindeausschuss von Eppan am 28. Jänner 2014 per Beschluss genehmigt. Das Trainingszentrum des FC Südtirol, das ursprünglich 3,9 Millionen Euro kosten sollte, ist jetzt zu einem Großprojekt mit einem Kostenvolumen von 11.060.759 Euro angestiegen.
Der Grund für die Kostenexplosion sind die besonderen Ansprüche des Bauherrn FC Südtirol. Denn allein die Sanierung und Erweiterung des Sportgebäudes für den Sport- und Verwaltungsbereich soll urplötzlich 5.292.300 Euro kosten. Davon 1,1 Millionen für die Sanierung und 4,1 Millionen für die Neubauten. Zudem will man auch den bestehenden Beherbergungsbetrieb sanieren und erweitern. Kostenpunkt: 2.646.000 Euro.
Weil die ursprüngliche Finanzierung dafür aber hinten und vorne nicht mehr reicht, hat die Landesregierung jetzt erst einmal mit 3,5 Millionen Euro nachgebessert. Damit hat allein das Land bisher 7,5 Millionen Euro in das Montiggler Luxus-Trainingszentrum gesteckt. Weil die Gemeinde Eppan 11.000 Quadratmeter Grund kostenlos für das Trainingszentrum hergibt, kommen noch einmal rund 700.000 Euro an öffentlicher Finanzierung dazu. Machen bisher insgesamt 8,2 Millionen Euro.
Beim Anpfiff waren es 3 Millionen und beim Abpfiff könnten es 12 Millionen sein.
Doch damit ist noch lange nicht genug. Wenn auch fraglich ist, ob die Erweiterung des Beherbergungsbetriebes um 2,6 Millionen Euro verwirklicht wird, so hat man einen Punkt bisher wissentlich vergessen. Bereits im Grundsatzbeschluss der Gemeinde Eppan wurde der Neubau von zwei Parkplätzen und einer Verbindungsstraße beschlossen. Es ist ein Teil, der organisch ebenfalls zum Projekt gehört. Nur in der Finanzierung taucht dieser Teil bisher nicht auf.
Damit könnte am Ende das Trainingszentrum des FC Südtirol viermal so teuer werden wie am Anfang geplant. Beim Anpfiff waren es 3 Millionen und beim Abpfiff könnten es 12 Millionen sein.
Ein weiteres Millionengrab
Ein weiteres Millionengrab der Landesregierung mit freundlicher Unterstützung der Fußballnarren und der Gemeinden.
Punkt 4
Punkt 4
der FC Südtirol kann auch den Wunsch(Traum) haben des Gebäudes um 20 mio. machen.
Der Weg ist IMMER daß es von der Gemeinde genehmigt werden muss, um die offzielle Finanzierungsanfrage beim Land zu machen, da der Besitzer des Grundes die Gemeinde ist.
Der Gemeinde kostet es nur 1 mio. WELCHE IMMER FÄLLIG WAR DA DIE KOLLAUDIERUNG DER KUNSTRASENPLÄTZE AUSLIEF!
wenn das Land mio. für Fussballplätze und Eisstadien ausgeben will kann die Gemeinde Eppan nichts dafür.
Wenn aber die Gemeinde Eppan für 1 mio. Euro ALLE Kunstrasenplätze und das Clubhaus komplett energetisch saniert bekommt, ist das ein Super-Chance Geld zu sparen!
Bitte um keine Wahrheitsumdrehungen, liebes Saltz, das schafft nur Unfrieden!
In reply to Punkt 4 by Mon Mon
aus sicht der gemeinde mag
aus sicht der gemeinde mag das stimmen.
betrachtet man aber das gesamte, aus sicht des steuerzahlers, dem es egal ist ob das land oder die gemeinde sein geld verbaut, scheint es doch irgendwo unverhältnismäßig über 10 mio. € für ein trainingszentrum des fc südtirol auszugeben.
ich bin kein fussballfan, schätze aber dass die vielen fussballvereine im land sicher ein wichtige funktion erfüllen und die jugendlichen von alllerlei blödsinn und dummen gedanken abhalten. das gehört auch gefördert, wenn für meinen geschmack auch der professionalisierungswahn mancher vereine / trainer beim jugendfussball oft zuviel des guten ist und vielen auch den spass an der sache vermiest. aber wieso bitte halten wir uns eine drittklassige profi-fussballmannschaft und bauen dafür so nen teuren tempel? was bringt das der allgemeinheit?
In reply to aus sicht der gemeinde mag by heinz herrman
stimmt schon, man darf aber
stimmt schon, man darf aber nicht das was die Landesregierung aufführt, der Gemeinde ankreiden! Das kommt hier aber so rüber. Am Ende heißt es die Gemeinde baut für 12 mio.!!! :-o
... und die Arbeit der Gemeinde, welche in den letzten 5 Jahren die Schulden von 45 auf 32 mio. abgebaut hat, wird durch den Dreck gezogen.
Sonst hast du schon Recht, es sind unsere Steuergelder, die Durni bzw Kompatscher verbaut!
In reply to stimmt schon, man darf aber by Mon Mon
da stimme ich dir zu
da stimme ich dir zu