Society | Bilanz

"Nicht nur Flüchtlingshilfe"

Wer hat 2015 Sozialleistungen vom Land empfangen, und wofür? Darüber gab Landesrätin Martha Stocker am Donnerstag Vormittag Auskunft.

“In der öffentlichen und medialen Wahrnehmung hat im vergangenen Jahr zweifelsohne das Thema der Flüchtlinge dominiert”, sagt Martha Stocker wenn sie als Soziallandesrätin auf das vergangene Jahr zurückblickt. Doch die Flüchtlingshilfe war nur einer der Schwerpunkte der Landesrätin und ihrer Mitarbeiter 2015. Um die Entwicklungen, die es in anderen Bereichen des Sozialwesens gegeben hat, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hat sich die Landesrätin der Presse gestellt und Bilanz gezogen.

Gemeinsam mit dem Direktor der Landesabteilung Soziales Luca Critelli und dem Direktor der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung (ASWE) Eugenio Bizzotto präsentierte Stocker am Donnerstag Vormittag den Sozialbericht 2015, sprich die Eckdaten und Entwicklungen der sozialen Dienste und Leistungen im Vorjahr. Die Anlaufstelle für Pflege und Betreuung, das Landesgesetz zur Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung, die Anpassung zum Mietbeitrag und die finanzielle Unterstützung von sozial schwächeren Menschen in Südtirol: all das stand 2015 auf der Agenda der Soziallandesrätin.

Das Geld
Für letzteren Posten standen voriges Jahr knapp 410 Millionen Euro zur Verfügung. 110 Millionen Euro davon gingen an die Sozialdienste der Bezirksgemeinschaften und der Gemeinden. Diese finanzierten damit Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche, Senioren, Menschen mit Behinderungen, mit psychischen Problemen und Abhängigkeitserkrankungen sowie mit spezifischen Bedürfnissen. Etwa 54 Millionen Euro hat die Landesabteilung Soziales 2015 für die finanzielle Sozialhilfe ausgegeben. Knapp 200 Millionen Euro waren es für Pflegegeld und Zivilinvalidenrenten. Auf zirka 26 Millionen Euro beliefen sich die Beiträge für soziale Dienste und Tätigkeiten, fast 20 Millionen wurden im sozialen Bereich an Investitionen getätigt.

Das Personal
Der Personalstand der Sozialdienste ist auf insgesamt 6.384 Vollzeitstellen angestiegen. Das sind knapp 7 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren und 0,5 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Stark angestiegen ist die Zahl der freiwilligen Helfer, nicht zuletzt aufgrund der verstärkten Flüchtlingshilfe: 4513 Menschen haben sich im vergangenen Jahr in den Sozialdiensten ehrenamtlich engagiert, das sind 12,2 Prozent mehr als 2014.

Die Nutznießer
2015 gab es 5.380 Personen, die in der Hauspflege betreut wurden. 4.219 Senioren waren in den Altenheimen untergebracht, 10.722 Minderjährige und Erwachsene wurden sozialpädagogisch betreut. 1.391 Menschen mit Behinderungen hielten sich in stationären Einrichtungen, Werkstätten und Tagesförderungsstätten auf, während 340 Menschen mit psychischen Erkrankungen und 95 mit Abhängigkeitserkrankungen betreut wurden. All diesen Personen sind die Dienste und Leistungen der Landesabteilung Soziales im Vorjahr zugute gekommen, im Rahmen von 310.000 geleisteten Stunden.

Die Beiträge und Bezieher des sozialen Mindesteinkommen haben 2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen (minus 2,5 Prozent). Die Beiträge für Miete und Wohnnebenkosten haben hingegen um 18,9 Prozent zugenommen. “Hier ist die Zunahme allerdings fast ausschließlich auf den Übergang der Nutznießer vom ehemaligen Wohngeld auf den Mietbeitrag zurückzuführen”, erklärte Abteilungsleiter Luca Critelli. Diese Übergangsphase soll Mitte 2016 abgeschlossen sein.

Die ASWE
Insgesamt 260 Millionen Euro hat die ASWE 2015 an 30.000 Beitragsempfänger ausbezahlt. Den Großteil macht dabei mit knapp 200 Millionen das Pflegegeld au. Mehr als 40 Millionen Euro gingen an 7.500 Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderungen. An Vorsorgeleistungen bezahlte die ASWE im vergangenen Jahr mehr als 22 Millionen Euro an knapp 7.900 Beitragsempfänger aus. Dabei sticht vor allem die Hausfrauenrente mit mehr als 2.000 Begünstigten, hervor.


Neues Jahr, neuer Schwerpunkt
Soweit die Bilanz 2015. Als Herausforderung für 2016 nannte Martha Stocker das Thema Arbeit. “Arbeit ist mehr als Broterwerb, Arbeit muss auch Sinn geben und vor allem Lebenssicherheit”, so die Landesrätin für Soziales (und Arbeit). Im Mittelpunkt sollen bei den Tätigkeiten im laufenden Jahr nicht nur Menschen mit Behinderung stehen, sondern auch Menschen mit Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder jene, die ihren Arbeitsplatz verlieren.