Politics | Rentenskandal

Richard Theiner spricht Klartext

Was hat den scheidenden SVP-Obmann tatsächlich zum Rücktritt bewegt? Im Wochenmagazin ff spricht Richard Theiner Klartext: Die Wirtschaftsfunktionäre der eigenen Partei, die den Rentenskandal ausnutzen wollten, um ihm das Messer in den Rücken zu rammen.

Verschwörungstheorien gab es genug rund um den Rentenskandal. Zumindest jene zur Rolle des Wirtschaftsflügels in der Südtiroler Volkspartei enthält aber laut dem scheidenden SVP-Obmann und Landesrat Richard Theiner mehr Realität als Fantasie. In einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Wochenmagazins ff äußert er sich deutlicher denn je zu den Hintergründen seines Rücktritts vom Amt des SVP-Obmanns. „Als ich merkte, dass Funktionäre der eigenen Partei die Wirren rund um den Rentenskandal ausnutzen wollten, um mir das Messer in den Rücken zu rammen, wusste ich: Es braucht einen Wechsel“, erklärt Theiner dort. Die Haupttäter? „Vor allem einige Wirtschaftsvertreter aus dem Bezirk Bozen“. Ihre Aktion wäre nur Mittel zum Zweck gewesen. „Sie wollten im Grund die Regierung aus den Angeln heben, das Wohl der Partei stand dabei nicht im Vordergrund“. Schuld abwälzen will der scheidende Parteiobmann mit solchen Äußerungen aber dennoch nicht. Denn: Wir alle haben gemeinsam einen großen politischen Fehler gemacht und hätten viel früher auf eine zu großzügige Rentenregelung für Politiker reagieren müssen“, sagt er.

Ganz aus der Schusslinie nimmt Theiner das Medienhaus Athesia. Auch wenn diese aus dem Rentenskandal eine Kampagne gemacht hätte, die es in Südtirol noch nie gegeben habe: Für seinen eigenen Rücktritt haben diese keine Rolle gespielt. „Das waren allein die Funktionäre meiner Partei“. Erschreckender findet der Landesrat vielmehr die Gleichschaltung aller Medien, die die Dolomiten bei dem Thema erreicht hätten: „Die Athesia ist so dominant, dass es ihr gelingt, andere Medien zu Verstärkern ihrer Botschaft zu machen“, meint er. Ein beängstigender Fakt, der aber auch die Schwächen unserer Gesellschaft aufzeige.

Kreuzzeichen gegen Direkte Demokratie

Interessant auch Richard Theiners Einschätzung seiner persönlichen Fehler als Parteiobmann. Einer der größten? Dass er sich nach dem Referendum 2009 parteiintern nicht mit der Überzeugung durchgesetzt habe, ein großzügiges Gesetz zur Direkten Demokratie zu machen. „Wir haben uns bemüht, aber große Teile der Partei waren noch nicht so weit – manche Bezirke und Funktionäre haben sich fast bekreuzigt, sobald sie nur das Wort Direkte Demokratie hören.“ Laut Theiner auch ein exemplarisches Beispiel für die Schwierigkeiten eines Obmanns mit einem starken Landeshauptmann an der Seite. „Ich habe mit Durnwalder gut zusammengearbeitet, aber gerade in Sachen Direkte Demokratie haben er und viele andere Funktionäre eine andere Grundsatzposition vertreten“.  Wie sagt es unser Bischof so schön? „Jede Sünde ist auch eine Einladung zur Umkehr und Befreiung.“