Society | Gesundheit

„War in allen Apotheken erhältlich“

Der Cannabis Social Club wird heuer sieben Jahre alt. Die Sozialgenossenschaft mit Hanffachgeschäft und Arztpraxis kämpft gegen Vorurteile und die Pharmaindustrie.
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Foto: Cannabis Social Club
Vor sieben Jahren gründete Peter Grünfelder mit weiteren neun Personen den Verein Cannabis Social Club. Heute ist es eine Patientenvereinigung mit über 1.000 Eingeschriebenen und eine Sozialgenossenschaft mit Hanffachgeschäft und gemeinschaftlicher Arztpraxis. Diese ist für medizinisches Cannabis spezialisiert.
Grünfelder folgte mit der Gründung einem weltweiten Trend, um Cannabis wieder als Naturheilmittel zu etablieren. „Cannabis ist ein pflanzenbasiertes Medikament, das früher noch in allen Apotheken der Welt erhältlich war. Heute sind pflanzenbasierte Medikamente im Sanitätssystem oft ausgeschlossen, da die Pharmaindustrie bereits seit 100 Jahren die Ausbildung der Ärzte sehr stark mitgestaltet“, sagt Grünfelder.  
 
 

Information und Sensibilisierung

 
Der Cannabis Social Club kämpft vor allem mit gesellschaftlichen Herausforderungen, es geht um Information und Sensibilisierung. „Sogar die Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen definierte in einem Abkommen von 1961 unter anderem Cannabis oder Opium als Substanzen ohne medizinischem Wert. Erst in den 1990er Jahren wurde Opium als Schmerzmittel legalisiert.“
59 Jahre später entschied die Suchtstoffkommission im Jahr 2020 auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass auch Cannabis aus dieser Liste gestrichen werden soll. Mit 27 Ja-Stimmen, 25 Nein-Stimmen und einer Enthaltung hat sie den Weg für die Anerkennung des medizinischen und therapeutischen Potenzials von Cannabis freigemacht.
 
 

Innovative Therapiekonzepte

 
Zurzeit arbeitet der Cannabis Social Club an der Verbreitung von innovativen Therapiekonzepten, beispielsweise für chronische, nicht heilbare Krankheiten oder für ältere Menschen (Geriatrie- und Palliativmedizin). Hier könne niedrig dosiertes Cannabis Schmerzen und die psychische Belastung lindern. „Dabei ist Vorsicht geboten, den bei höheren Dosen könnte sich der Effekt umkehren und zu Paranoia führen“, erklärt Grünfelder. Grundsätzlich gelte aber: „Cannabis wird erst zur Droge, wenn es missbräuchlich verwendet wird.“