Environment | Biodiversität

„Friedlicher Kampf für Agrarwende“

Eine Million Arten sind vor dem Aussterben bedroht. Was die indische Aktivistin Vandana Shiva dagegen unternimmt, zeigt ein Kinofilm am Donnerstag in Kaltern.
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Foto: The Seeds of Vandana Shiva
Das Artensterben beschleunigt sich dramatisch und weltweit. Verantwortlich dafür sind die Eingriffe des Menschen in die Natur bis hin zum Klimawandel. Südtirol ist davon nicht ausgenommen. „Und wir tun allesamt zu wenig, um diese Tragödie abzuwenden“, so die Kampagne MahlZeit. Mit einem Filmabend und anschließendem Expert*innengespräch will sie anlässlich des Welttages der Biodiversität am 22. Mai die Öffentlichkeit aufrütteln.
 
 
Einem 2019 veröffentlichen UN-Bericht zufolge sind etwa eine Million von geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten, die es weltweit gibt, vom Aussterben bedroht. Es dauert laut Expert*innen Millionen Jahre, bis sich Ökosysteme von solchen Ereignissen erholen. In Südtirol seien die Roten Listen bedrohter Arten, die von Jahr zu Jahr länger werden, beredtes Zeugnis davon, dass die Biodiversität auch hierzulande gewaltig leide. „Schuld daran sind viele einzelne Faktoren: Verbauung, Zerstörung von Lebensräumen wie Bächen, Mooren, Trockenrasen, Feldgehölzen, Futtermangel in der Monokultur, intensive Düngung und Bewirtschaftung von Grünland und Almen, zu frühe Mahd, Pestizideinsatz und so weiter.“
Eine Frau, die sich seit Jahrzehnten weltweit für den Erhalt der Biodiversität einsetzt und dafür unter anderem den alternativen Nobelpreis erhalten hat, ist die indische Wissenschaftsphilosophin, Aktivistin und Schriftstellerin Vandana Shiva. „Sie hat Agrarkonzernen wie Monsanto das Fürchten gelehrt und gilt als Ikone des friedlichen Kampfes für eine gerechte Agrar- und Ernährungswende und das Überleben der Erde“, teilt die Kampagne MahlZeit mit. Der Film „Vandana Shiva - Ein Leben für die Erde“ erzählt die bemerkenswerte Lebensgeschichte dieser Frau. Der Filmtreff Kaltern zeigt den Film in Zusammenarbeit mit MahlZeit, Bioland Südtirol und den Umweltgruppen Eppan und Kaltern am 18. Mai um 20 Uhr bei freiem Eintritt.
 

 
Anschließend laden die Veranstalter*innen zu einem Publikumsgespräch, an dem Südtiroler Expert*innen teilnehmen. Eine davon ist Helga Salchegger, Leiterin des Fachbereichs Gartenbau am Versuchszentrum Laimburg, wo auch „Natur im Garten“ angesiedelt ist. Salchegger sagt dazu: „Über die Initiative Natur-im-Garten können wir die Gemeinden beraten, ihre öffentlichen Grünflächen nachhaltiger zu gestalten und zu pflegen. Die Biodiversitätsförderung ist dabei neben Ressourcenschonung und Extensivierung ein wichtiger Punkt.“ 
Die Bioland-Expertin Martina Frapporti wird in Kaltern von den Biodiversitätsrichtlinien berichten, an die sich Biolandbetriebe halten: „Bioland sieht Bäuerinnen und Bauern auch als tragende Säule unseres Ökosystems und Gestalter*innen der Landschaft. Um die biologische Vielfalt in unseren Agrarökosystemen zu fördern und das Bewusstsein dafür zu stärken, haben wir eine spezielle Richtlinie eingeführt, die Bioland Biodiversitätsrichtlinie.“
Eurac-Wissenschaftler Andreas Hilpold wird sich als Experte für die heimische Biodiversitätsforschung mit dem Publikum austauschen. Hilpold koordiniert das Biodiversitätsmonitoring Südtirol. Sein Fazit: „Viele globale Muster finden wir auch in Südtirol – monotone Landwirtschaftsflächen mit hohem Ressourcenverbrauch und intensiver Bewirtschaftung sind in ihrer Biodiversität stark verarmt, Gebiete mit extensiver, ressourcenschonender Bewirtschaftung hingegen sind durchwegs noch sehr vielfältig und artenreich.“
Die Veranstaltung in Kaltern soll die Öffentlichkeit für das drängende Thema des Verlustes der Biodiversität sensibilisieren. „Der Schutz der Artenvielfalt fängt in jedem privaten Garten, auf jeder Verkehrsinsel, auf jedem Feld, in jeder Obstwiese, an jedem Straßengraben an. Wir sollten das verstehen und entsprechend handeln“, sagt Evi Keifl, Koordinatorin der Kampagne MahlZeit.